Commerzbank: Die Hoffnung hilft
8. Februar 2018Das zweitgrößte deutsche Finanzhaus navigiert schon seit Jahren in rauen Wassern. Niedrige Zinsen plagen alle, aber die Commerzbank muss auch die Kosten einer Neuausrichtung stemmen, die es in sich hat. Tausende Stellen hat die Führung unter Bank-Chef Martin Zielke gestrichen, und das ging auch im letzten Jahr ins Geld: Der Konzerngewinn sank auf 156 Millionen von 279 Millionen Euro, wie die Bank am Donnerstag bekannt gab.
Für den Konzernumbau, dem mehr als 7000 Stellen zum Opfer fallen, hatte Deutschlands zweitgrößte börsennotierte Bank bereits im Sommer Kosten von 807 Millionen Euro verbucht. Zudem steckt die Bank viel Geld in die Digitalisierung und die Werbung von neuen Kunden. "Wir haben die Digitalisierung der Bank vorangetrieben und sind kräftig gewachsen", sagte der Commerzbank-Chef und verspricht: "Das versetzt uns jetzt in die Lage, für das Geschäftsjahr 2018 wieder eine Dividende anzustreben."
Seltene Dividenen
Anleger vernahmen es gerne: Schon vorbörslich hüpfte der Kurs der Commerzbank-Aktie darauf um zwei Prozent nach oben. Im Handel erreichte das Bank-Papier zwischenzeitlich ein Plus von 3,7 Prozent und war Tagesgewinner im Dax. Zuletzt hatte die Bank für 2015 eine Mini-Dividende von 20 Cent je Anteilsschein gezahlt - das war die erste Ausschüttung nach der Finanzkrise, in der die Bank vom Staat gerettet werden musste.
Der Rivale Deutsche Bank allerdings hatte 2017 im dritten Jahr in Folge Verlust gemacht. Beiden Instituten macht die Flaute am Kapitalmarkt zu schaffen, die die Gebühreneinnahmen schmälert. Auch leiden sie unter den niedrigen Zinsen, die das Geschäft mit Einlagen und Krediten weniger einträglich machen.
Neue Kunden locken
Die Commerzbank hält mit einer Offensive bei Privatkunden dagegen. Bis zum Jahr 2020 will sie zwei Millionen neue Kunden anlocken. Die Idee: Mehr Kunden bringen auf lange Sicht mehr Gewinne. Seit Bekanntgabe der Strategie im Herbst 2016 hat die Commerzbank nach eigenen Angaben 639 000 zusätzliche Kunden gewonnen, eine gute halbe Million davon im vergangenen Jahr.
Das half zwar, den Zinsüberschuss trotz der niedrigen Zinsen um knapp ein Prozent auf 4,2 Milliarden Euro zu steigern. Wegen geringerer Einmalerträge und Bewertungseffekte gingen die Erträge vor Risikovorsorge dennoch auf 9,16 Milliarden Euro von 9,4 Milliarden zurück.
Der Haken ist allerdings: Erst nach eineinhalb Jahren, so die Rechnung der Commerzbank, wirft ein neuer Kunde unter dem Strich Geld ab. Deshalb sind bei den Erträgen - den gesamten Einnahmen der Bank - bislang keine großen Sprünge zu sehen. Für das laufende Jahr sagt der Commerzbank-Vorstand aber voraus, dass die Erträge auf bereinigter Basis wieder wachsen werden.
ar/hb (dpa, rtr)