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Politik

Corona aktuell: Deutschland meldet Rekordzahl

6. November 2020

Die Bundesrepublik steckt ebenso wie viele andere Staaten in der zweiten COVID-19-Welle. Das Parlament debattiert über Änderungen beim Infektionsschutzgesetz.

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Deutschland Plauen | Coronavirus | Proben für Tests
Bild: Hendrik Schmidt/dpa/picture-alliance

Deutschland verzeichnet einen Rekordwert an neuen Corona-Fällen. Die Gesundheitsämter meldeten dem Robert-Koch-Institut (RKI) 21.506 Infektionen binnen eines Tages. Am Freitag vor einer Woche waren es noch knapp 18.700 Fälle. Die Zahl der Menschen, die an oder mit dem Virus starben, stieg um 166 auf insgesamt 11.096. Die Reproduktionszahl, kurz: R-Wert, liegt laut RKI bei 0,79 (Vortag: 0,81). Das bedeutet, dass zehn Infizierte im Mittel etwa acht weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet das Infektionsgeschehen mit rund eineinhalbwöchiger Verzögerung ab.

Seit Montag gelten in Deutschland - zunächst bis Ende des Monats - weitreichende Beschränkungen im Kampf gegen das Virus. So dürfen unter anderem Restaurants und Bars, Museen und Fitnessstudios keine Gäste, Kunden und Besucher mehr empfangen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn warb im Bundestag um Verständnis für die Verbote. "Das war und ist eine bittere Medizin. Aber die Medizin hat gewirkt", sagte der CDU-Politiker in einer Debatte über die geplante Neufassung des Infektionsschutzgesetzes. Die Vorlage aus seinem Ministerium soll zu einer "rechtlichen Klarstellung" beitragen, damit die von den Bundesländern verhängten Beschränkungen künftig besser vor Gericht bestehen können.

"Rechtspolitisches Feigenblatt"

Grüne, FDP und Linke forderten eine stärkere parlamentarische Kontrolle der Maßnahmen. Die drei Oppositionsfraktionen zogen deren Sinn nicht grundsätzlich in Zweifel, kritisierten aber die Regierungsvorlage. Diese sei "ein rechtspolitisches Feigenblatt, um bereits getroffene Entscheidungen nachträglich zu legitimieren", monierte etwa FDP-Chef Christian Lindner. Die Grünen-Abgeordnete Manuela Rottmann beklagte, auch in der Neufassung des Gesetzes seien die Rechte des Parlaments nicht ausreichend geregelt. Die AfD ging in ihrer Kritik deutlich darüber hinaus: Die Wirkung des Teil-Lockdowns stehe mit "dadurch verursachten Schäden bezüglich Rechtsstaatlichkeit, Gesundheitsversorgung und Wirtschaftsleben in keinem zu rechtfertigenden Verhältnis", sagte ihr Abgeordneter Detlev Spangenberg.

Italien Cosenza | Coronavirus | Protest gegen Maßnahmen
Protest gegen Corona-Beschränkungen im italienischen CosenzaBild: Paolo Manzo/NurPhoto/picture-alliance

Die Lufthansa will künftig auf bestimmten Flügen nur noch Passagiere mit negativem Corona-Schnelltest an Bord lassen. Ab Donnerstag solle das Verfahren bei zwei täglichen Verbindungen zwischen München und Hamburg erprobt werden, teilte das Unternehmen mit. Die Antigen-Tests könnten "der Schlüssel" zur Wiederbelebung des internationalen Flugverkehrs werden, sagte Vorstandsmitglied Christina Foerster. Die Airline setzt darauf, dass Behörden weltweit Reiseverbote und Quarantänevorschriften lockern, wenn Passagiere getestet werden.

Wegen dramatisch steigender Infektionszahlen hat die Bundesregierung ganz Italien als Corona-Risikogebiet eingestuft. Dies gilt ab Sonntag. Außerdem wurden das gesamte portugiesische Festland, fast ganz Schweden sowie Dänemark mit Ausnahme der Inseln Grönland und Färöer auf die vom RKI geführte Risikoliste gesetzt.

Nächtliches Ausgehverbot in Italien

Ebenso wie Deutschland haben auch andere europäische Länder ihre Anordnungen im Kampf gegen COVID-19 verschärft. In Italien trat an diesem Freitag eine nächtliche Ausgangssperre für die 60 Millionen Einwohner in Kraft. In vier sogenannten roten Zonen - darunter die Lombardei mit der Wirtschaftsmetropole Mailand - gilt darüber hinaus ein Teil-Lockdown rund um die Uhr. Hier müssen die Menschen zu Hause bleiben, außer sie arbeiten, kaufen notwendige Waren ein oder gehen zum Arzt. Am Donnerstagabend gab es erneut Proteste gegen die Beschränkungen. Für diesen Freitag sind Streiks der Taxifahrer angekündigt. Sie haben durch den Einbruch des Fremdenverkehrs große Einbußen erlitten.

In Dänemark rief die Regierung die Einwohner in Teilen Jütlands auf, ihre Region nicht mehr zu verlassen. Betroffen sind mehr als 280.000 Menschen. Der Grund ist eine mutierte Form des Coronavirus, die sowohl bei Nerzen als auch bei Menschen gefunden wurde. Wissenschaftler befürchten, dass hierdurch die Wirksamkeit künftiger Impfstoffe beeinträchtigt werden könnte. Am Mittwoch hatte die Regierung die Notschlachtung aller Nerze im Land angekündigt. Dänemark ist weltweit der größte Exporteur von Nerzfellen.

Rekordzahlen aus Russland und den USA

Mehrere Staaten melden die höchsten Neuinfektionszahlen seit Beginn der Pandemie. In Russland steckten sich laut Behörden 20.582 Menschen binnen 24 Stunden mit dem Coronavirus an, davon allein 6253 in der Hauptstadt Moskau.

Russland Krasnodar | Coronavirus | Klinik, Schutzanzug
Klinikmitarbeiter im russischen KrasnodarBild: Dmitry Feoktistov/Tass/dpa/picture-alliance

Auch die USA verzeichnen einen neuen Rekordwert - den zweiten Tag in Folge. Hier betrug die Zahl der Infektionen innerhalb eines Tages nach Berechnungen der Nachrichtenagentur Reuters 120.553. Die Zahl der Todesfälle nach einem positiven SARS-CoV-2-Test erhöhte sich um 1128 auf 235.031. Die Vereinigten Staaten sind das am stärksten von der Pandemie betroffene Land überhaupt.

jj/qu (dpa, afp, rtr)