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Lauterbach will Impfempfehlungen für alle

7. August 2022

Sollte man sich als mittelalter Erwachsener in Deutschland zeitnah ein viertes Mal gegen COVID-19 impfen lassen oder besser auf neue Impfstoffe warten? Der Gesundheitsminister fordert auf diese Frage klare Antworten ein.

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Gesundheitsminister Karl Lauterbach
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist selbst vierfach geimpftBild: Bernd von Jutrczenka/dpa/picture alliance

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat die zuständigen Experten aufgefordert, differenzierte Empfehlungen zur vierten Corona-Schutzimpfung zu erarbeiten. Bislang empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) sie nur Menschen über 70 sowie einigen Risikogruppen. Die EU rät hingegen bereits allen Menschen ab 60 Jahren dazu.

Es brauche nun "klare Empfehlungen für alle Altersgruppen", ob und in welchen Fällen eine solche zweite Auffrischungsimpfung ratsam sei, sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Natürlich wollen auch die Jüngern wissen, was sie denn nun machen sollen."

Ein Argument, das bei vielen die Überlegungen eher komplizierter macht: Mehrere Impfstoffentwickler haben ihre Rezepturen an die Omikron-Variante angepasst, die entsprechenden Vakzine sind jedoch noch nicht verfügbar. Die Frage sei, ob sich etwa ein 40-Jähriger auf keinen Fall impfen lassen solle oder nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei sehr vielen Kontakten am Arbeitsplatz. "Man braucht für jedes Alter eine Botschaft. Spätestens, wenn die neuen Impfstoffe da sind, sollte es klare Ansagen auch für die unter 60-Jährigen geben", verlangte Lauterbach. Frühestens am 9. September könnten vier angepasste Impfstoffe auf den Markt kommen, hatte Lauterbach jüngst gesagt.

Corona-Viertimpfung: Auf neue Impfstoffe warten oder nicht?

Der Immunologe Carsten Watzl sieht für Jüngere, die keiner Risikogruppe angehören, Gründe, mit der Viertimpfung so lange zu warten: "Da die angepassten Impfstoffe hoffentlich nächsten Monat kommen, kann man jetzt auch warten", sagte der Generalsekretär der Gesellschaft für Immunologie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die angepasste Impfung verstärke noch einmal die Immunität gegen Omikron und biete wahrscheinlich auch gewissen Schutz vor Ansteckung. Wenn man sich jetzt zum vierten Mal mit bisherigem Impfstoff impfen lasse, müsse man mindestens drei Monate warten bis zur nächsten Impfung - das wäre dann womöglich erst mitten in einer Herbstwelle.

Deutschland | Leere Impfdosen Coronaimpfstoff Moderna
Diese Impfdosen der ersten Generation wurden verbraucht - andere werden wahrscheinlich vernichtet, wenn neue Vakzine kommenBild: Patrick Pleul/dpa/picture alliance

Ältere sollten eine solche Wette jedoch nicht eingehen, findet der studierte Mediziner Lauterbach - und riet per Tweet direkt zu einer Impfung mit den vorhandenen Vakzinen und medikamentöser Behandlung der Infizierten: "Mit 4. Impfung plus Paxlovid im Erkrankungsfall lassen sich bei Älteren fast alle Todesfälle vermeiden". Studien belegen, dass die erste Generation der Impfstoffe auch weiter vor schwereren Infektionen mit neueren Virusvarianten schützt.

Das Virus hat sich weiter entwickelt - der Impfstoff (noch) nicht

Die derzeit verfügbaren Impfstoffe wurden mit Blick auf den 2020 grassierenden Wildtyp des Coronavirus entwickelt - die inzwischen vorherrschenden Varianten unterscheiden sich an zahlreichen Stellen des Genoms, was dazu führt, dass die Impfstoffe entsprechend schlechter vor Omikron und seinen aktuellen Subtypen BA.4 und BA.5 schützen. Lauterbach erfährt das derzeit am eigenen Leib: Der vierfach geimpfte Minister ist wegen einer Corona-Infektion in Isolation.

ehl/uh (dpa, afp, epd)