Zwei von drei Deutschen wollen sich impfen lassen
12. November 2020Joe Biden hat die Präsidentschaftswahlen in den USA nach aktuellem Stand gewonnen. Die meisten Bundesbürger finden das erwartungsgemäß gut. Das geht aus dem aktuellen ARD-Deutschlandtrend hervor, einer Befragung, die das Meinungsforschungsinstitut infratest-dimap in dieser Woche durchgeführt hat.
Interessant ist der Blick auf die Parteipräferenzen. 97 Prozent der Wähler von CDU/CSU und den Grünen reagieren positiv auf den Wahlsieg Bidens, bei der SPD sind es 95 Prozent. Dagegen sind es bei den Anhängern der in Teilen rechtsradikalen AfD nur etwas mehr als die Hälfte, die Bidens Sieg gut finden. 38 Prozent sind gegenteiliger Meinung. Bei der liberalen FDP sind es elf Prozent, bei der Linkspartei neun Prozent, die ablehnend reagieren.
Einen statt spalten
Vor vier Jahren, nach der US-Wahl 2016 erwarteten nur 17 Prozent der Deutschen, dass sich die Vereinigten Staaten unter einem Präsidenten Donald Trump positiv entwickeln würden. Jetzt sind mit Blick auf einen US-Präsidenten Joe Biden 85 Prozent zuversichtlich. Die Hoffnung, dass Joe Biden die Spaltung der Gesellschaft überwinden könnte, ist indes etwas gedämpfter: 56 Prozent der Befragten trauen das dem neuen US-Präsidenten zu.
Mit Blick auf die Zeit nach der Corona-Krise gehen 78 Prozent der Befragten davon aus, dass Biden die US-Wirtschaft wieder voranbringen kann. Andererseits gehen 71 Prozent der Befragten allerdings davon aus, dass der Demokrat Biden Ziele, für die er eine Zusammenarbeit mit den Republikanern bräuchte, nicht erreichen wird.
Rücken Deutschland und die USA wieder zusammen?
Deutlich positive Erwartungen haben die Deutschen beim Blick auf das deutsch-amerikanische Verhältnis. Anders als nach der Wahl von Donald Trump rechnet die Mehrheit damit, dass sich unter Biden die transatlantischen Beziehungen verbessern werden.
Joe Biden hat angekündigt, dass er nach der Amtsübernahme zügig sowohl der Weltgesundheitsorganisation WHO als auch dem Pariser Klimaabkommen wieder beitreten will. Neun von zehn Deutschen finden das gut. Ähnlich großen Anklang findet auch der in Aussicht gestellte Aktionsplan, um die Corona-Pandemie in den USA einzudämmen.
Jeder zweite findet die Corona-Maßnahmen richtig
Covid-19 hat auch Deutschland wieder fest im Griff. Wegen der dramatisch gestiegenen Infektionszahlen sind unter anderem Restaurants, Bars, Theater und Fitnessstudios geschlossen. Die Menschen sind angehalten, ihre privaten Kontakte so weit wie möglich zu reduzieren.
Jeder zweite Deutsche findet die Maßnahmen angemessen, 26 Prozent der Befragten gehen sie zu weit, 18 Prozent würden schärfere Maßnahmen begrüßen. Die Ansichten variieren deutlich nach Parteianhängerschaft.
Impfbereitschaft hoch - aber rückläufig
Die Nachricht, dass ein deutsches Pharmaunternehmen demnächst die Zulassung für einen Corona-Impfstoff beantragen wird, weckt neue Hoffnungen im Kampf gegen die Pandemie. Da die Menge von Impfstoffen anfangs nicht ausreichen wird, hat eine Expertengruppe vorgeschlagen, als erstes Risikogruppen, Ärzte und Pflegepersonal sowie beruflich stark gefährdete Menschen zu immunisieren. Dies stößt in der Bevölkerung kaum auf Widerspruch.
Zu einer größeren Herausforderung könnte ein ungenügendes Vertrauen der Bevölkerung in schnell entwickelte Corona-Impfstoffe werden. So geht die Impfbereitschaft der Bundesbürger aktuell eher zurück. Nach 44 Prozent im August geben momentan 37 Prozent an, sich auf jeden Fall impfen zu lassen, sollte ein Impfstoff vorliegen. 34 Prozent würden dies wahrscheinlich tun.
Angela Merkel beliebt wie lange nicht
Dem Ansehen der Bundesregierung und der Koalitionsspitzen schaden die neu geltenden Corona-Einschränkungen nicht, im Gegenteil: Zwei Drittel der Bundesbürger äußern sich zufrieden zur Arbeit der Berliner Koalition, ein neuer Rekordwert im ARD-Deutschlandtrend.
Mit Angela Merkel sind so viele zufrieden wie seit April 2015 nicht mehr. Gesundheitsminister Jens Spahn und Finanzminister Olaf Scholz erzielen ebenso neue persönliche Bestwerte wie Außenminister Heiko Maas und Wirtschaftsminister Peter Altmaier.
Große Koalition oder schwarz-grün?
Die bundespolitische Stimmung ist im November im Vergleich zum Vormonat wenig verändert. Wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahlen wären, würde die mit den Sozialdemokraten regierende CDU/CSU stärkste Kraft werden.
Die wirtschaftliche Stimmung in der Bevölkerung hat sich in den vergangenen drei Monaten wieder aufgehellt. Nach 38 Prozent im August bezeichnet zu Beginn des neuen Teil-Lockdowns etwa die Hälfte die wirtschaftliche Lage in Deutschland als gut oder sehr gut. Ebenso viele bleiben bei einem kritischen Urteil zur wirtschaftlichen Situation. Vor drei Monaten waren es noch 61 Prozent.