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Das Erbe der 68er

25. Januar 2008

Ein Aufbruch in eine freiere Gesellschaft war es für die Einen, für die Anderen nur ein Phase marxistischer Spinnereien – die Studentenrevolte 1968. 40 Jahre danach blicken wir zurück.

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Studentenführer Rudi Dutschke bei einer Protestaktion in Berlin
Studentenführer Rudi Dutschke bei einer Protestaktion in BerlinBild: AP

In Deutschland brummte Mitte der 60er Jahre die Wirtschaft wieder, die Städte zeigten sich in neuem Glanz - von der Nazizeit wollte man nichts mehr wissen. Doch die Söhne und Töchter wollten das Schweigen ihrer Eltern nicht akzeptieren: 1968 rebellierten sie vor allem gegen das Vertuschen der nationalsozialistischen Vergangenheit. Monika Dittrich blickt zurück.

"Die Bewegung ist nach kurzer Zeit verebbt"

Der spätere Außenminister Joschka Fischer bezieht bei einer Demo Prügel
Der spätere Außenminister Joschka Fischer bezieht bei einer Demo PrügelBild: dpa

Der politische und gesellschaftliche Wandel im Nachkriegsdeutschland, die Abwendung von obrigkeitsstaatlichem Denken - all das wird mit den 68ern in Verbindung gebracht. Ingrid Gilcher-Holtey von der Universität Bielefeld ist Historikerin und hat mehrere Bücher über die Bewegung von 1968 geschrieben. Im Interview erklärt sie, was die 68er tatsächlich bewirkt haben, in der Außerparlamentarischen Opposition und später, nach dem "Marsch durch die Institutionen."

Die Irrtümer der Kaffeehaus-Sozialisten

Bis heute wird den 68ern ihre Position im Ost-West-Konflikt vorgeworfen: Fast naiv im Glauben an den Sozialismus haben sie totalitäre Herrscher wie Mao oder Pol Pot bejubelt, mit die grausamsten Diktatoren des 20. Jahrhunderts. Dieser Vorwurf wurde den Linken vor allem in Osteuropa gemacht, wo die Menschen unter totalitären sozialistischen Systemen litten - zum Beispiel in der Tschechoslowakei. Hier kämpften die Menschen 1968 für einen humaneren Sozialismus, wie Gerald Schubert von Radio Prag berichtet.

Die neue Leidenschaft: 68er-Bashing

"Prager Frühling" im August 1968 in der Tschechoslowakei niedergeschlagen
Prager Frühling 1968: Die Bevölkerung umringt am ersten Tag der Besetzung die einrollenden sowjetischen MilitärfahrzeugeBild: dpa

Viele konservativen Politiker und Journalisten haben in den vergangenen Jahren eine neue Leidenschaft entwickelt: 68er-Bashing. Die 68er seien in Deutschland verantwortlich für Werteverfall, ihre antiautoritären Erziehungsmethoden Grund für Jugendkriminalität, und sein Land könne man auch nicht mehr so richtig lieben. Zahlreiche Bücher über die sogenannten Lebenslügen der 68er sind in den vergangenen Jahren erschienen. Auch Frankreich hat einen prominenten 68er-Verächter: Präsident Nicolas Sarkozy. Gunter Liehr von Radio France Internationale über Sarkozys liebstes Feindbild.