Das größte Green-IT Projekt der Welt
3. März 2010Schon letztes Jahr war Green IT ein großes Thema auf der CeBIT, und auch in diesem Jahr ist wieder eine ganze, wenn auch kleinere Halle diesem Thema gewidmet. Dabei geht es beispielsweise um Computer, die weniger Energie verbrauchen, um das Recycling von Elektrogeräten und um Software, die den aktuellen Stromverbrauch anzeigt. Daneben geht es auch um die zukünftige Stromversorgung. Was das mit IT zu tun hat? Nur wenn der gesamte Energiestrom mit Informationen verknüpft wird, die Stromversorgung also intelligent wird, kann die Energieversorgung noch stärker auf erneuerbare Quellen umgestellt werden. Und das ist eine riesige Herausforderung für die IT-Branche.
Ein Internet der Energie
In Zukunft soll alles miteinander vernetzt und intelligent sein. Es fängt bei den Elektrogeräten im Haushalt an, die sich je nach aktueller Stromlage selbstständig an- und ausschalten. Es geht weiter damit, dass der Stromverbrauch von intelligenten Stromzählern, sogenannten Smart Metern gemessen wird. Dadurch kann der Verbraucher jederzeit sehen, wie viel Strom er wann und wofür verbraucht. Außerdem stellen die Haushalte unter Umständen noch selbst Strom her, per Solaranlage oder Blockkraftwerk. Und sie fahren Elektroautos, die ebenfalls Strom brauchen, in denen aber auch in Zeiten mit zu viel Strom Energie zwischengelagert werden kann. Haushalte sind also nicht länger einfach nur Verbraucher, sondern zusätzlich Speicher und Produzenten von Strom.
Noch komplizierter wird das Ganze, weil der künftige Strom aus erneuerbaren Quellen stammen soll. Wind und Sonne aber liefern keine ständig garantierten Energiemengen wie konventionelle Kraftwerke. Wie diese riesige Herausforderung zu bewältigen ist - das wird zurzeit in sechs Pilotprojekten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie erprobt. "In dem Förderprogramm E-Energy werden intelligente Systeme entwickelt", erklärt Jörn Liepold, der in der Begleitforschung von E-Energy tätig ist. Das Ziel: Es soll ein offener elektronischer Markt geschaffen werden, in dem die Stromkunden mittels IKT-Gateways mit Energiehändlern, Verteilnetzbetreibern und anderen Akteuren verbunden sind. "Und der Schlüssel dazu ist die Kommunikations- und Informationstechnologie, die das Stromnetz künftig intelligent macht - und deswegen sind wir hier auf der CeBIT", sagt Liepold.
Haushaltsgeräte schlau machen
Es geht aber nicht nur darum, Strom aus erneuerbaren Energiequellen so zu managen, dass es keine Lücken in der Stromversorgung gibt - es muss natürlich auch in der Zukunft Energie gespart werden. Da aber nicht jeder ständig seinen Verbrauch überwachen möchte, müssen eben die Geräte im Haus intelligent werden – sprich: per IT verwaltet werden. Denn sie sollen sich ja dann anschalten, wenn Strom reichlich da ist. Dafür haben Wissenschaftler vom Fraunhofer-Institut einen herkömmlichen intelligenten Stromzähler mit spezieller Software hinterlegt und im Testhaus Sensoren angebracht.
Alexander Rabe stellt das vor: "Unser Szenario sieht in der intelligenten Wohnung der Zukunft vor, dass ich die Aktivitäten des Verbrauchers in der Wohnung erkenne, durch Sensoren, die man nicht wahrnimmt." Die können dann erkennen, wenn eine Küchentür geöffnet, ein Wasserkocher angeschaltet, ein Toast vorbereitet wird und der Kühlschrank sich öffnet. Daraus kann dann die Software erkennen: Aha, ein Frühstück wird vorbereitet. "Vor allem aber können die Dinge, die der Verbraucher normalerweise tut, nämlich sich ein Paar Eier zu kochen, schon mal antizipiert werden in dem intelligenten Energiemanagement," sagt Rabe. Sein Ei-Beispiel ist vielleicht nicht so geglückt, denn die Eier möchte man ja sofort zum Frühstück verspeisen – aber beispielsweise die Waschmaschine, die kann häufig auch später anfangen zu waschen, nämlich dann, wenn der Strom billig ist.
Elektrische Mobilität nur mit IT
Ein anderer großer Teil des Energienetzes könnten in Zukunft Elektroautos sein. Und auch hier laufen erste Pilotprojekte: Beispielsweise das Projekt Future Fleet, das ebenfalls auf der CeBIT vorgestellt wird. Ab Sommer dieses Jahres sollen in der Dienstwagenflotte des Softwarekonzerns SAP und des Mannheimer Stromversorgers MVV 100 Elektrofahrzeuge fahren.
"Betankt werden diese Autos dann an speziellen Säulen", erklärt Matthias Wörner vom Mannheimer Stromversorger MVV. Hier schließt man einfach sein Fahrzeug an, und die Batterien werden nachgeladen. "Dafür müssen die Säulen möglichst sicher sein, denn sie müssen sich daran identifizieren können, damit der verbrauchte Strom nachher auf ihrer Rechnung auftaucht und nicht bei jemand anderem." Außerdem wird diese Säule auch noch verhindern, dass Strom aus konventionellen Kraftwerken in die Autos fließt, denn erwünscht ist nur Energie aus erneuerbaren Quellen. Und auch das geht nur mit der entsprechenden Informationstechnologie im Hintergrund.
Autorin: Insa Wrede
Redaktion: Rolf Wenkel