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Das Lebenswerk Klaus Maria Brandauers

10. November 2014

Seit mehr als 50 Jahren steht Klaus Maria Brandauer (71) auf der Bühne. Jetzt erhält der Schauspieler in Wien den österreichischen Theaterpreis Nestroy für sein Lebenswerk. Wir schauen auf ebendieses zurück.

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Klaus Maria Brandauer mit Mathilda May und Virginia Madsen im Film "Becoming Colette" (1991)
Klaus Maria Brandauer mit Mathilda May und Virginia Madsen im Film "Becoming Colette" (1991)Bild: imago/United Archives

Die schauspielerischen Leistungen Klaus Maria Brandauers - seine unbestrittene Fähigkeit, sich in verschiedenste Rollen einzufühlen und sie authentisch zu verkörpern - waren außerordentlich oft preiswürdig. Das bezeugen die zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, die der Österreicher in seinen 71 Jahren gesammelt hat, darunter einen Golden Globe, eine Oscar-Nominierung, zwei Bambis, die Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien, die Ehrendoktorwürde der Universität Tel Aviv ... und jetzt der Nestroy für sein Lebenswerk.

"Man mag ihn, oder man mag ihn nicht"

Seine Eitelkeit und sein Verhalten anderen gegenüber wurde aber von so manchem Kollegen und Zeitgenossen auch kritisiert. "Man mag ihn ganz, oder man mag ihn gar nicht", schrieb einmal die Frankfurter Allgemeine Zeitung (11.08.2006). Es sei "diese Mischung aus Arroganz und Souveränität, aus aalglatter, narzisstisch unterfütterter Unverschämtheit und nonchalantem, aus Disziplin, Können, Erfolg gewachsenem Selbstbewusstsein, mit der Brandauer zu einer öffentlichen Figur geworden ist, an der sich die Geister scheiden."

Am 22. Juni 1943 begann die bewegte Lebensgeschichte des außerordentlichen Schauspielers: Klaus Maria Brandauer kam als Klaus Maria Steng in Bad Aussee in der Steiermark auf die Welt. Sein Vater, der Zollbeamte Georg Steng, war Deutscher, seine Mutter Maria Brandauer Österreicherin. Später wählte Brandauer deren Mädchennamen als Künstlername. Brandauer wuchs in Österreich, der Schweiz, Frankreich und Deutschland auf. 1962 machte er sein Abitur, anschließend begann er ein Studium an der Stuttgarter Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Nach zwei Semestern brach er es jedoch wieder ab.

Klaus-Maria Brandauer
Als junger Filmschauspieler: Brandauer im Film "The Salzburg Connection" (1972)Bild: imago/ZUMA/Keystone

Die Anfänge beim Theater

Seine erste Hauptrolle hatte Brandauer 1963 am Landestheater Tübingen, er spielte den Claudio in Shakespeares "Maß für Maß". Im selben Jahr heiratete er die Regisseurin Karin Brandauer (geb. Müller), die 1992 verstarb. Aus der Ehe mit ihr ging 1963 der gemeinsame Sohn Christian hervor.

In den folgenden Jahren wurde Brandauer unter anderem am Landestheater Salzburg, am Bayerischen Staatstheater München und am Schauspielhaus Düsseldorf engagiert – und am Theater in der Josefstadt Wien, wo er durch eine Rolle in Lessings "Emilia Galotti" (1970), der letzten Inszenierung Fritz Kortners, erstmals einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. 1972 kam Brandauer ans Wiener Burgtheater – bis heute ist er dort Ensemblemitglied und Regisseur. In den Siebziger Jahren spielte er vor allem Rollen in Shakespeare- und Schiller-Stücken. Außerdem begann er mit der eigenen Regiearbeit.

Große Erfolge feierte Brandauer am Burgtheater mit "Tartuffe" (1981), "Hamlet" (1985) und "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" (Regie: Hans Neuenfels). Bei den Salzburger Festspielen brillierte er von 1983 bis 1989 in der Titelrolle des "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal. Mit dem Film "The Salzburg Connection" legte Brandauer 1972 auch bereits erste Wurzeln für seine spätere Karriere als Filmschauspieler.

Erfolgreiche Hollywood-Karriere

Klaus-Maria Brandauer
Brandauer in der Hauptrolle von István Szabós Film "Mephisto" (1981)Bild: imago/United Archives

Als einer von wenigen österreichischen Schauspielern hatte Brandauer auch in Hollywood Erfolg – er erhielt mehr amerikanische Kritikerpreise als jeder andere deutschsprachige Filmschauspieler. Sein internationaler Durchbruch kam mit István Szabós Film "Mephisto" (1981) – in der hochgelobten Adaption des Klaus-Mann-Buches übernahm Brandauer die Rolle des Hendrik Höfgen. 1981 gewann "Mephisto" den Oscar für den besten nicht englischsprachigen Film.

1983 folgte bereits der nächste internationale Kinoerfolg: Brandauer spielte Maximilian Largo, den Gegenspieler von James Bond alias Sean Connery in "Sag niemals nie". Sieben Jahre später war Brandauer dann erneut an der Seite Connerys zu sehen – in Fred Schepisis von der Kritik gefeierten Spionagethriller "Das Russland-Haus" (1990). Bei "Oberst Redl" (1985) und "Hanussen" (1988) arbeitete Brandauer wieder mit Regisseur István Szabó zusammen – auch diese beiden Filme wurden für den Oscar nominiert, gewannen die Trophäe aber nicht. Für die Rolle des "Oberst Redl" erhielt Brandauer aber das Filmband in Gold.

Klaus-Maria Brandauer
Brandauer als Largo in "Sag niemals nie" (1982)Bild: picture-alliance

1985 spielte Brandauer den Baron Blixen in Sydney Pollacks "Jenseits von Afrika" – sein Schauspiel wurde mit dem Gewinn des Golden Globe und mit einer Oscar-Nominierung für die beste Nebenrolle belohnt. Aufsehen erregte der Österreicher dann auch vier Jahre später: Bei dem Film "Georg Elser, einer aus Deutschland" (1989) führte Brandauer nicht nur Regie, sondern überzeugte Publikum und Kritik auch in der Hauptrolle. Georg Elser war ein Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus - im November 1939 scheiterte sein Bombenanschlag auf Adolf Hitler und die NS-Führungsspitze im Münchener Bürgerbräukeller.

Erfolg & Kritik

2006 inszenierte Brandauer im damals neu eröffneten Berliner Admiralspalast Bertolt Brechts "Dreigroschenoper". Die Rollen übernahmen unter anderem Katrin Saß und Campino von den "Toten Hosen". In sieben Wochen besuchten über 70.000 Zuschauer die Aufführungen – damit wurde Brandauers "Dreigroschenoper" zu einer der erfolgreichsten Theaterproduktionen überhaupt. Ebenfalls 2006 nahm sich Brandauer in Köln Richard Wagners romantischer Oper "Lohengrin" an.

2007 war er wieder als Schauspieler auf der Bühne zu sehen: Als Schillers "Wallenstein" in Peter Steins Inszenierung am Berliner Ensemble. 2008 war Brandauer kurzzeitig in Argentinien - dort arbeitete er für den Film "Tetro" mit Regie-Ikone Francis Ford Coppola zusammen. Zurück am Berliner Ensemble spielte er anschließend die Hauptrolle des Dorfrichters Adam in Heinrich von Kleists Lustspiel "Der zerbrochne Krug" (2008-2014). Seine Darstellung wurde von Kritik und Publikum als "Idealbesetzung" gefeiert: In der Zeitung "Die Welt" hieß es, Brandauer sei nun endgültig "in den Theaterhimmel aufgefahren". Die Berliner Theatergemeinde kürte die Inszenierung zur "Aufführung des Jahres". 2013 kehrte Brandauer zu seinen Wurzeln zurück: Am Wiener Burgtheater war er als "König Lear" zu bewundern.

Filmstill Der Fall Wilhelm Reich
Brandauer im Film "Der Fall Wilhelm Reich" (2012)Bild: Filmladen Filmverleih/Eva Kees

Im Fernsehen war Brandauer zuletzt in "Die Auslöschung" (2013) zu sehen. Für seine Hauptrolle - einen Kunstprofessor, der an Alzheimer erkrankt - gewann er 2014 den Deutschen Schauspielpreis. Nicht wenige Kritiken bewerteten seine Darstellung allerdings entgegengesetzt: Es entstehe der "Verdacht, dass dieses bildungsbürgerliche Trauerspiel vielleicht nur deshalb produziert wurde, um dem immer seltener vor der Kamera stehenden Theaterstar [...] eine Rampe zu bieten", hieß es etwa im Spiegel. "Diese Selbstinszenierung einer Selbstauslöschung gehört zu den eitelsten Momenten, die das TV-Jahr bislang bereithielt. Man hätte gerne darauf verzichtet."

Heute lebt der international bekannte Schauspieler und Regisseur Klaus Maria Brandauer in Altaussee, Wien, Berlin und New York. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit bringt er als Professor am Max-Reinhardt-Seminar in Wien Studenten die Kunst des Schauspielens bei. Privat ist er Vorsitzender des Vereins "Poesie im Ausseerland" und unterstützt Theaterstücke und Kulturprojekte.

Nikolas Fischer, Redakteur
Nikolas Fischer Reporter und Redakteur