"Das Monstrum" von Tel Aviv
Kein anderer Spitzname könnte den zentralen Busbahnhof Tel Avivs besser beschreiben. Verwinkelte Gänge winden sich durch die sieben Stockwerke, ein Labyrinth gefüllt mit einem eklektischen Mix aus Kultur und Kommerz.
Das Tor in eine andere Welt
Grau und trostlos thront der Beton-Riese zwischen den Häusern der Stadt. Als ein großes Pendler-Kreuz und visionäres Shoppingcenter geplant, wurde der zentrale Busbahnhof im Jahr 1993 eröffnet. Doch der Glanz verblasste schnell. Heute sind die meisten Geschäfte des "Monstrums" geschlossen.
Buntes inmitten grauer Trostlosigkeit
Dieser Händler trotzt dem Grau mit Plastikblumen und farbenfrohen Kleidern. Wer sich hineinwagt in "das Monstrum", der taucht ein in eine Welt der Fantasie, des Exzentrischen und der versteckten Schönheit.
Die Kunst
Ein Mann posiert für einen Künstler. Die verlassenen Gänge ziehen viele Kreative an: Musiker, Künstler und Tänzer nutzen sie als Übungsraum und mischen sich zwischen die Reisenden, Besucher und Obdachlosen, die hier Schutz suchen.
Die Magie
"Der Busbahnhof hat eine magische Ausstrahlung, die mich an einen dunklen urbanen Wald erinnert", sagt Stav Pinto. "Es ist ein Ort der Abenteuer." Einmal die Woche tritt sie mit einem informellen Zirkus an diesem Ort auf.
Die Einsamkeit
Blockbuster laufen hier nicht mehr: Verstaubt und verlassen erinnert ein weitläufiger Kinosaal an den Glanz und die Lebendigkeit vergangener Tage.
Der Glauben
"Es ist ein besonderer Ort, weil ich hier alles finden kann, was ich brauche," sagt Merry Christ Palacios. Wie sie leben und arbeiten viele gläubige Filipina in Tel Aviv und kommen zum Einkaufen in den Busbahnhof. Eine Kirche im Inneren bietet ihnen einen Ort zum Beten und Durchatmen.
Der Alltag
Der philippinische Lebensmittelmarkt mitten im "Monstrum" erscheint wie ein Fleckchen Normalität in einer fremden Welt. So wie diese Altenpflegerinnen treffen sich hier viele Frauen philippinischer Herkunft zum Einkaufen und Plauschen.
Die Natur
Mitten im Labyrinth aus Beton und Neonröhrenlicht hat sich ein Wartungsmitarbeiter ein kleines Fleckchen Grün geschaffen - aber ist es echt oder Illusion?
Der Untergrund
Für alle Fälle gewappnet: In einem Kellerraum hängt ein einsames Urinal. Daneben weist ein Schild zum nächsten Luftschutzbunker.
Der Widerspruch
Ein muslimischer Mann kniet vor einem Graffiti zum Gebet nieder. In den Gängen trifft Pop-Kultur auf Tradition - ein Ort der Widersprüche.
Die Menschen
Einen Rückzugsort für Groß und Klein ist das Kulturzentrum "Yung Yidish". Die gemeinnützige Organisation hat sich hier eingerichtet, um die jiddische Kultur zu bewahren.
Das Theater
"Sieben" - so der Name des Theaterstücks des Mystorin Theatre Ensembles, das sich über alle sieben Stockwerke des Busbahnhofs erstreckt. Für Dana Forer, Mitglied der Theatergruppe, ist die Busstation "ein Spielplatz der Fantasie".