David gegen Goliath im DFB-Pokal
28. Februar 2017Die sogenannten Duelle zwischen David und Goliath machen den DFB-Pokal so reizvoll - im Viertelfinale speziell für die Sportfreunde Lotte und Arminia Bielefeld. Der Fußball-Drittligist aus dem Tecklenburger Land und der Zweitligist aus Ostwestfalen sind die einzigen übrig gebliebenen "Kleinen". Und die freuen sich nicht nur über satte Prämien, sondern auch über die weitere Möglichkeit, wenn alles passt, Fußball-Geschichte schreiben zu können und auf ihre Gegner Eintracht Frankfurt (Bielefeld) und Borussia Dortmund (Lotte).
Der Erfolgsweg des Teams von Lotte-Trainer Ismail Atalan ist beeindruckend: Nacheinander schaltete es die Bundesligisten Werder Bremen und Bayer Leverkusen sowie den Zweitligisten 1860 München aus. Bielefeld hatte es bei den Erfolgen als Gast von RW Essen, Dynamo Dresden und FC-Astoria Walldorf sicherlich einfacher.
"Volle Lotte" gegen "Echte Liebe"
Allein die Leitmotive der beiden Klubs aus Lotte und Dortmund verheißen einen umkämpften Pokalabend. Obwohl der BVB als haushoher Favorit in das Viertelfinale am Dienstag (Anstoß 20.45 Uhr MEZ, ab 20.30 Uhr im DW-Liveticker) geht, tritt der Dorfverein erstaunlich selbstbewusst auf. "Es ist kein Bonusspiel", kommentierte Atalan. "Es geht hier um den Einzug in das Pokal-Halbfinale. Deshalb sage ich auch, dass wir viel zu verlieren haben. Bei einer Niederlage sind wir raus. Ende."
Vor dem wohl wichtigsten Spiel ihrer bisherigen Karriere empfinden die Kicker aus der 14.000-Einwohner-Stadt mehr Lust als Last. "Wir werden gegen eine der besten Mannschaften der Welt spielen. Das ist einfach sensationell. Meine Jungs dürfen sich mit dem weltberühmten BVB messen", schwärmte Atalan in einem Interview mit dem "Revier Sport".
Heimvorteil nicht verkauft
Wie schon in den ersten drei Pokalrunden soll der Heimvorteil Flügel verleihen. Obwohl es Anfragen für 40.000 bis 50.000 Karten gab, verzichtete der Drittliga-Tabellensiebte auf einen Umzug in eine größere Arena. Die besondere Atmosphäre in dem heimischen, 10.059 Zuschauer fassenden Stadion und der ramponierte Rasen sollen die BVB-Stars beeindrucken. Abwehrspieler Matthias Rahn meinte entsprechend zuversichtlich: "Es soll nicht überheblich klingen. Aber wir wissen, dass wir sie schlagen können."
Der Respekt der Dortmunder vor der vermeintlich leichten Aufgabe ist groß. Tuchel schwant, das seinem Team auf dem Weg in das vierte Halbfinale nacheinander ein hartes Stück Arbeit bevorsteht. "Ich erwarte einen aggressiven, einen emotionalen Gegner, der die Sensation schaffen will. Davor Respekt zu haben, ist die Grundvoraussetzung dafür, diese Partie gewinnen zu können." Besonders der ramponierte Rasen im ausverkauften Stadion bereitet dem Fußball-Lehrer Kopfzerbrechen: "Der Platz ist auf jeden Fall ein Gegner für uns. Es ist entscheidend, dass wir uns von äußeren Umständen komplett frei machen."
"Liga ist wichtiger"
Unterdessen hat Eintracht Frankfurts Coach Niko Kovac vor dem Duell daheim mit Bielefeld ein klares Ziel: "Wir wollen ins Endspiel." Die Hessen sind am Dienstag (Anstoß 18.30 Uhr MEZ, ab 18.15 Uhr im DW-Liveticker) gegen Jürgen Kramnys Arminen trotz des jüngsten 0:2 in der Bundesliga bei Hertha BSC klarer Favorit. Zehn Jahre nach der letzten Teilnahme am Halbfinale (0:4 in Nürnberg) winkt erneut die Vorschlussrunde. Kovac sprach von einer "historischen Chance. Das würde uns ein Live-Spiel und ein bisschen Geld in die Kassen bringen." Bielefeld stand zuletzt 2015 (0:4 gegen Wolfsburg) im Halbfinale.
Für Kramny indes scheint der Überlebenskampf in der Liga bedeutungsvoller zu sein: "Aue ist wichtiger als Frankfurt", ließ er vor dem Abstiegsduell am Sonntag gegen Erzgebirge Aue wissen.
In den Mittwoch-Begegnungen des DFB-Pokal-Viertelfinals ist dann die Bundesliga unter sich: Der Hamburger SV empfängt Borussia Mönchengladbach (Anstoß 18.30 Uhr MEZ, ab 18.15 Uhr im DW-Liveticker), anschließend treffen Bayern München und Schalke 04 (Anstoß 20.45 Uhr MEZ, ab 20.30 Uhr im DW-Liveticker) aufeinander.
ck/HF (dpa)