Proteste in Mexiko halten an
11. November 2014Die zum Teil vermummten und mit Stöcken und Macheten bewaffneten Demonstranten riefen mit Blick auf die verschwundenen, offensichtlich von einer Gangsterbande ermordeten Studenten: "Lebend habt ihr sie uns genommen, lebend wollen wir sie zurück." An einer Polizeisperre auf dem Weg zum Flughafen kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.
Zusammenstöße mit der Polizei
Maskierte Demonstranten griffen die Sicherheitskräfte mit Steinen und Brandsätzen an. 18 Polizisten und neun Demonstranten wurden dabei nach Behördenangaben verletzt. Nach Verhandlungen mit dem Sprecher der Angehörigen der Studenten gaben die Beamten dann den Weg frei. Nach Mitteilung des Flughafens war der Flugbetrieb für drei Stunden blockiert. Mehrere Airlines mussten ihre Flüge verschieben
Der Fall der vermissten Studenten hat schon in vergangenen Tagen zu wütenden Protesten geführt, nachdem drei mutmaßliche Drogengangster die Ermordung der 43 Lehramtsstudenten gestanden hatten. Die Leichen hätten sie verbrannt, so die Aussage der Männer.
In der Hauptstadt Mexiko-Stadt versuchten Demonstranten am Samstagabend, den Nationalpalast zu stürmen. Im Bundesstaat Guerrero schleuderten Demonstranten Brandsätze auf den Sitz der Regionalregierung und steckten Autos an. Drahtzieher der Morde sollen der Bürgermeister der Stadt Iguala im Bundesstaat Guerrero und seine Frau sein.
Bürgermeister in den Fall verwickelt
Die Studenten waren am 26. September von der Polizei festgenommen und anschließend der mit den Sicherheitskräften verbündeten Drogenbande "Guerreros Unidos" übergeben worden.
Die Ermittler vermuten, dass Bürgermeister José Luis Abarca das Vorgehen gegen die Studenten anordnete, um zu verhindern, dass sie eine geplante Rede seiner Frau störten. Nach mehrwöchiger Flucht wurde das Paar, das Verbindungen zur Drogenmafia unterhalten soll, am vergangenen Dienstag in Mexiko-Stadt gefasst. Insgesamt gab es bislang 74 Festnahmen in dem Fall, darunter 36 Polizisten und mehrere Mitglieder von "Guerreros Unidos". Der Fall führt deutlich wie selten vor Augen, wie eng staatliche Institutionen und das organisierte Verbrechen in Mexiko miteinander verwoben sind.
Ob die Tat jemals vollständig aufgeklärt werden kann, ist fraglich. Nur zwei am Tatort gefundene Knochen seien in einem Zustand, der eine DNA-Probe zulasse, sagte Generalstaatsanwalt Jesús Murillo Karam im mexikanischen Fernsehen. Sie würden nun an der Universität Innsbruck in Österreich untersucht.
wl/mak (dpa, afp)