Historische Rede
12. April 2007Der chinesische Ministerpräsident Wen Jiabao hat sich vor dem japanischen Parlament für freundschaftliche und gute Beziehungen zwischen beiden Ländern ausgesprochen. Er wolle mit seinem Besuch das "Eis schmelzen", sagte Wen am Donnerstag (12.4.2007) in der ersten Rede eines chinesischen Regierungschefs vor dem Unterhaus in Tokio. Ziel seines Besuchs seien "Freundschaft und Kooperation". Die chinesische Regierung und das Volk wollten "zukunftsorientierte Beziehungen".
Sowohl das chinesische als auch das japanische Volk seien Opfer im Zweiten Weltkrieg gewesen, sagte Wen. Nur "sehr wenige" Militaristen trügen die Schuld an Japans Aggressionskrieg. Die japanische Invasion in China im Zweiten Weltkrieg habe großen Schaden bei den Chinesen angerichtet. "Die tiefen Narben, die in den Herzen des chinesischen Volkes zurückgeblieben sind, können nicht beschrieben werden", sagte Wen in seiner 35 Minuten dauernden Ansprache.
Japanisches Entgegenkommen gewünscht
China schätze das von Japan wiederholt geäußerte Bedauern und die Entschuldigung für die Kriegsaggression. Doch wünsche man sich, dass Japan dies mit "Taten" zeige. Bezüglich der Taiwan-Frage wünsche Peking, dass Japan mit dem Problem "umsichtig" umgehe. Peking sieht Taiwan als abtrünnige Provinz und droht bei Unabhängigkeit mit Krieg. Es war die erste Rede eines ranghohen chinesischen Politikers vor dem Parlament in Tokio seit mehr als 20 Jahren.
Zum Auftakt des dreitägigen Besuchs am Mittwoch betonten Wen und der japanische Regierungschef Shinzo Abe, dass ein Ausbau der Jahrzehnte lang gespannten Beziehungen für beide Länder von Nutzen sei. Beide Seiten vereinbarten eine engere Zusammenarbeit beim Klimaschutz und der Nutzung von Energiequellen. Dies könnte zur Gründung von Gemeinschaftsunternehmen bei der Entwicklung von Öl- und Gasförderprojekten führen.
Schatten der Vergangenheit
Es ist der erste Besuch eines chinesischen Regierungschefs in Japan seit fast sieben Jahren. Abe leitete mit seiner Reise nach China im vergangenen Oktober eine Tauwetterperiode in den bilateralen Beziehungen ein. Sein Amtsvorgänger Junichiro Koizumi hat China und andere Nachbarstaaten wiederholt gegen sich aufgebracht, weil er regelmäßig den Yasukuni-Schrein besuchte, in dem auch japanische Soldaten geehrt werden, die heute als Kriegsverbrecher gelten.
Abe hat sich hier zurückgehalten, sich aber nicht von Koizumi distanziert. Abe, ebenfalls Nationalist, hat sich bislang nicht geäußert, ob er das Denkmal besuchen wird oder nicht. China wirft Japan im Allgemeinen vor, die während des Zweiten Weltkriegs in Asien verübten Verbrechen zu verharmlosen. (rri)