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Der Berliner stammt von außerhalb

25. August 2012

Die deutsche Hauptstadt feiert ihren 775. Geburtstag - nicht mit großem Tamtam, sondern mit einem Blick "Zurück und in die Zukunft".

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Touristen vor dem Brandenburger Tor in Berlin (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

So lautet das Motto der Veranstaltungen, die bis zum 28. Oktober dauern, dem Tag, an dem der Ort Cölln im Jahre 1237 erstmals urkundlich erwähnt wurde, und der als Geburtstag Berlins gilt.

Und der Blick zurück in die Berliner Historie zeigt vor allem eins: Zu dem gemacht was es heute ist, haben Berlin nicht zuletzt Menschen, die von außerhalb kamen, Einwanderer aus aller Welt. Die Berliner Weiße - eine Bierspezialität mit Waldmeister und Himbeersirup - stammt von einem aus der Schweiz gekommenen Braumeister. Die ersten Leierkastenmänner - immerhin Berliner Originale genannt - waren Italiener und kamen um 1870 in den Prenzlauer Berg. Die größte Pizzafabrik Europas steht seit 1986 in Reinickendorf und gehört einem Bayern. Hugenotten, Böhmen, Juden aus Osteuropa, Arbeiter aus Südeuropa, Kriegsflüchtlinge, Aussiedler und seit dem Mauerfall junge Künstler zog und zieht es nach Berlin.

Die Hauptattraktion des 775. Geburtstags, ein fußballfeldgroßer, begehbarer Stadtplan auf dem Schlossplatz - natürlich im Maßstab 1:775 - zeichnet die Schicksale der Zuwanderer von den Anfängen Berlins bis in die Gegenwart nach. Etwa drei Meter hohe Pins, an denen Tafeln mit Geschichten und Informationen befestigt sind, sorgen für die Orientierung auf dem 2500 Quadratmeter großen "Berlin".

Berlin: Begehbare Stadtgeschichte

Vor allem solle dargestellt werden, dass Berlin von der Vielfalt als Einwanderungsstadt profitiere, betont der Geschäftsführer der Kulturprojekte Berlin GmbH, Moritz van Dülmen. Das landeseigene Unternehmen organisiert die Veranstaltungen zum 775-jährigen Stadtjubiläum. Stadtgeschichte als Migrationsgeschichte zu sehen, erfordere einen neuen Blick. Vieles Bekannte erscheine dabei in einem neuen Licht.

So weist etwa eine der drei Meter großen Stecknadeln auf einen Bolzplatz im Wedding hin, auf dem Mitte der 1990er Jahre drei Jungs Fußball spielen, deren Vater aus Ghana stammt - Kevin-Prince Boateng, sein Bruder George und ihr Halbbruder Jérôme, der aus Wilmersdorf herüberkommt. Jérôme und Kevin-Prince sind heute Nationalspieler, für Deutschland und Ghana.

Nationalspieler Jerome Boateng (M) im Freundschaftsländerspiel gegen Argentinien am 15. August in Frankfurt am Main (Foto: Getty Images)
Auch ein Berliner: Nationalspieler Jérôme Boateng (M), hier im Freundschaftsländerspiel gegen Argentinien am 15. AugustBild: Getty Images

Neben dem Riesen-Stadtplan gibt es zahlreiche weitere Veranstaltungen zum Stadtgeburtstag, darunter eine Ausstellung im Ephraim-Palais, die 775 "Berlinmacher" vorstellt. Höhepunkt der Feiern wird am 28. Oktober das große Jubiläumsfest mit einem Festgottesdienst in der Marienkirche sein. Abends setzen französische Künstler die historische Mitte mit einem Parcours aus Feuerwerk in Szene.

Berlin mag mit seinen 3,5 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste und mit rund 890 Quadratkilometern auch die flächengrößte Stadt Deutschlands sein und die sexieste sowieso - vom Alter her ist die Hauptstadt fast noch ein Teenie, verglichen etwa mit Köln - gegründet um das Jahr 19 vor Christus herum in der Römerzeit.

wl/pg (dpa, dapd)