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Ein deutsches Filmepos

Anna Maciol22. November 2012

Das Regie-Trio um Tom Tykwer hat die Herkulesaufgabe übernommen, das 500 Seiten starke literarische Meisterwerk "Cloud Atlas" von David Mitchell zu verfilmen - es galt als unverfilmbar.

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Der Regisseur Andy Wachowski, Schauspieler Tom Hanks, sowie Schauspielerin Halle Berry, Regisseur Tom Tykwer und Regisseurin Lana Wachowskibei der Premiere des Films "Cloud Atlas" in Berlin. X-Verleih AG/Kurt Krieger (Foto: Presseseite / Zulieferer: Anna Maciol)
Bild: X-Verleih AG/Kurt Krieger

Ein durch und durch ehrgeiziges Projekt: Die drei renommierten Regisseure Tom Tykwer ("Lola rennt", "Das Parfüm") und die US-Geschwister Lana und Andy Wachowski ("Matrix") haben das 500 Seiten starke literarische Meisterwerk "Cloud Atlas" von David Mitchell verfilmt - inzwischen ist ihr Werk in den deutschen Kinos. In 172 bildgewaltigen Minuten erzählt das Filmepos sechs Lebensgeschichten, die im Zeitraum vom 19. Jahrhundert bis weit in die Zukunft, im 25. Jahrhundert spielen.

Die Science-Fiction-Saga stellt grundlegende Fragen über das Leben, zeigt die Kraft der Liebe, reflektiert den Tod und die Wiedergeburt. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein Verbrecher, der sich im Laufe der Jahrhunderte wandelt und schließlich zum Retter der Menschheit aufsteigt.

Halle Berry und Tom Hanks bei der Premiere von "Cloud Atlas" in Berlin. Bei dem Film haben Lana und Andy Wachowski sowie Tom Tykwer Regie geführt. X-Verleih AG/Kurt Krieger (Foto: Presseseite / Zulieferer: Anna Maciol)
Halle Berry und Tom Hanks bei der Premiere von "Cloud Atlas" in Berlin.Bild: X-Verleih AG/Kurt Krieger

Der Film trumpft mit internationaler Starbesetzung auf. Halle Berry und Tom Hanks spielen die Hauptrollen und verbreiten bei der europäischen Premiere auf dem roten Teppich in Berlin Hollywood-Glamour.

Vom Buch auf die Leinwand

"Cloud Atlas" ist ein äußerst ambitioniertes Filmprojekt. Das Regietrio hat bereits 2009 angefangen, an der Umsetzung der Buchvorlage zu arbeiten. Die Struktur des literarischen Vorbilds ist komplex - zu komplex für einen Kinofilm. David Mitchell hat in seinem Roman sechs Geschichten nacheinander erzählt, dann nach einem dramaturgischen Höhepunkt den Plot jeder Geschichte abgebrochen und schließlich eine nach der anderen aufgelöst. Die Erzählstränge bauen aufeinander auf und gehen ineinander über. "Uns war klar, dass diese Struktur bei einem Film nicht funktioniert", erinnert sich die Regisseurin Lana Wachowski.

Beim Schreiben des Drehbuchs kamen die Filmemacher auf die Idee, jede Szene und jede Figur auf einzelne Karteikarten zu schreiben. "Wenn man auf hunderte dieser Karten starrt und der dramaturgische Aufbau klar wird, dann sieht man plötzlich alle Figuren Seite an Seite", sagt Andy Wachowski. Um den Roman adaptieren zu können, nahmen die Filmmacher die literarische Vorlage komplett auseinander und setzten sie neu filmisch zusammen. "Wir wollten mit dem Kino experimentieren. Und diese Karten haben wir tagelang verschoben und neu plaziert. Unser Ziel war es, eine übergeordnete Erzählebene zu entwickeln", sagt Regiesseur Tom Tykwer.

Filmszene mit Tom Hanky und Halle Berry aus "Cloud Atlas". Bei dem Film haben Lana und Andy Wachowski sowie Tom Tykwer Regie geführt. X-Verleih AG (Foto: Presseseite / Zulieferer: Anna Maciol)
Die Maskenbildner haben bei "Cloud Atlas" ganze Arbeit geleistet.Bild: X-Verleih AG

Viele Gesichter eines Gesichts

Der Film ist eine Mischung verschiedenster Genres: Drama, Science-Fiction, Thriller und Komödie. So vielfältig wie die Genres ist auch die Rollenverteilung im Film: Die Schauspieler tauchen in unterschiedlichen Rollen auf. Damit setzen die Filmemacher das Motiv der unendlichen Wiederholung ein, das sich auch durch die Romanvorlage zieht. "Ich liebte dieses Konzept", sagt Tom Hanks, der allein sechs verschiedene Charaktere spielt: Am Anfang des Films ist er als Bösewicht und mörderischer Fiesling zu sehen. Am Ende wandelt er sich zum Helden, der die Menschheit rettet.

Insbesondere die Leistung der Maskenbildner ist herausragend. Oft erkannten sich die Schauspieler am Set gegenseitig nicht. Halle Berry konnte sich als eine blonde Deutsch-Jüdin am Filmset für kurze Zeit unerkannt bewegen. Genau wie sie wandelte sich auch das Aussehen ihrer Schauspielkollegen: "Ich erinnere mich an den Moment als Toms blaue Augen verschwunden waren und er stattdessen braune Augen hatte. Er sah wie ein Hai aus, der mich attackiert. Zu sehen, wie sich die anderen Schauspieler in jemand anderen verwandeln, war einfach erstaunlich", erzählt Halle Berry.

Produktionsarbeit als Pionierleistung

Nicht nur inhaltlich, sondern auch bei der Produktion hat der Film "Cloud Atlas" Neues gewagt: Durch zwei gleichzeitig arbeitende Filmteams wurde die Produktionszeit von 6 Monaten auf drei Monate reduziert - doppelte Arbeit in der Hälfte der Zeit. Die Berliner Babelsberg Studios waren die Produktionsbasis beider Teams, die in Berlin und Umgebung sowie in Sachsen, auf Mallorca und in Schottland drehten. Der Film geht über die Grenzen des normalen Kinos hinaus. Er spielt mit den Genres. Damit beschreitet "Cloud Atlas" in vielen Feldern filmisches Neuland.