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Der Euro stößt in Deutschland auf wenig Gegenliebe

Dorothee Holz 14. November 2001

Mit dem Euro-Bargeld könnte sich dies allerdings ändern.

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Der Euro löst bei vielen Deutschen ungute Gefühle aus.Bild: EZB

"Ich freue mich", säuselt Fernseh-Moderator Ulrich Wickert angesichts des Euro, "alles wird gut", verspricht Altkanzler Helmut Schmidt.

Diesem per Werbekampagne verordneten Optimismus können die Normalbürger nicht so einfach zustimmen. Kein Ereignis seit dem Fall der Mauer löst so starke Gefühle aus, laut Umfragen vier Monate vor der Bargeldeinführung stehen viele dem Euro immer noch negativ gegenüber.

Stimmen von Passanten im Frankfurter Hauptbahnhof: "Also, ich stehe dem skeptisch gegenüber, mit allen Erwartungen, die eigentlich mehr negativ als positiv sind."

"Für mich hätte es einen Volksentscheid geben müssen wie in der Schweiz oder so. Und dann wäre das in Ordnung gewesen. Aber die Bevölkerung ist nicht gefragt worden und Deutschland zahlt am meisten drauf."

"Die meisten denken, daß es Preiserhöhungen gibt. Bei uns in der Firma, da wird es aufgerundet. Also, da gibt es dann den Faktor 2:1 und nicht 1,95. Und ich denke mal, daß sind die ganzen Unruhen, die die Leute ein bischen skeptisch machen."

Preiserhöhung, über den Tisch gezogen werden, und vor allem bei älteren Menschen das Gefühl, Geld zu verlieren - das sind die meist genannten Sorgen.

Das Meinungsforschungsinstitut Forsa hat in seiner jüngsten August-Umfrage festgestellt, daß jeder dritte Deutsche sogar Angst vor dem Euro hat - Arbeiter und Angestellte stärker im Gegensatz zu Beamten und Selbständigen, CDU/CSU-Anhänger viel mehr als FDP-Wähler und auch mehr Ostdeutsche als Westdeutsche.

Joachim Goldberg vom Institut 'cognitrend' schätzt das so ein: "Es gibt noch eine ganze Menge Ängste und eine ganze Menge Skepsis. Das hängt natürlich auch damit zusammen, weil man an dem lieb gewonnenen festhalten möchte. Die Mark war immer hart gewesen, es wurde von der Stabilität der Mark, von der Mark mit der niedrigen Inflation gesprochen, die Mark, die kann uns so schnell keiner nehmen und die ist robust. Das verbindet man damit. Von diesen Dingen möchte man sich natürlich nicht trennen."

Joachim Goldberg erforscht die psychologische Seite von wirtschaftlichen Zusammenhängen. Er hat herusgefunden, daß Stabilität gerade für die Deutschen eine wichtige Rolle spielt. Die Angst vor Inflation sei hier wie fast nirgendwo sonst besonders ausgeprägt. Dafür gibt es natürlich handfeste Gründe: die schlimmen Erinnerungen an das Zerrinnen des Geldes sind bei vielen noch sehr präsent:

"Menschen bevorzugen ganz einfach leicht verfügbare Informationen. Leicht verfügbar ist vor allen Dingen das, was im Gedächtnis hängen bleibt. Gerade bei den älteren Menschen ist es so, wenn sie befragt werden: Da war 1923, da war Anfang der dreißiger Jahre, dann war die Währungsreform - immer etwas negatives. Und natürlich auch so eine Währungsumstellung, die ja lang nicht mit diesen alten Ereignissen, historischen Ereignissen, vergleichbar ist. Das wird dann gleich gesetzt. Aber das ist schlicht und einfach eine Vereinfachung im Denken."

Viele assoziieren den Euro dennoch mit einer schwachen Währung; daran ist der Wechselkurs schuld. Bis vor kurzem gab der Euro nämlich gegenüber dem Dollar immer mehr nach, von der angestrebten Parität keine Spur.

Seit einigen Wochen aber hat sich der Wind gedreht: der Dollar ist schwächer, der Euro dagegen im Aufwärtstrend. Wenn es so weiter geht mit dem schönen stabilen Kurs, so Joachim Goldberg von cognitrend, dann wird sich auch die Stimmung ändern.

Aber noch etwas anderes ist für die Akzeptanz des neuen Geldes von großer Bedeutung: Man muß den Euro endlich in der Tasche haben. Joachim Goldberg: "In dem Moment, wo ich weiß, was ist eigentlich die richtige Note, wie muß die aussehen, wie fühlt sie sich unter Umständen an, sieht das schon ganz anders aus. Die Menschen haben dann das Gefühl, jetzt habe ich Kontrolle darüber bekommen, über die Euro-Banknote, über die Euro-Münze."