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Zypern Krise

Yordanka Yordanova5. Juli 2013

Zypern, der kleine Staat mit den großen Problemen, schreit immer noch um Hilfe. Das ehemalige Wirtschaftswunderland ist zu einem Krisenland geworden. Wie kam es dazu? Und was sagt der Fall Zypern über die EU aus?

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Zypern
Zypern EU SymbolbildBild: borabajk - Fotolia

Es ist vorbei mit dem Steuerparadies. Auch der Ruhm der schönen Strände ist mittlerweile vergessen. Nach einem beispiellosen wirtschaftlichen Absturz befindet sich Zypern in einer tiefen Krise. Das Land sucht seit Monaten nach einem Ausweg, sein Schicksal wird von der Eurozone mitentschieden. Ein komplizierter Fall, der Fragen aufwirft, die über die Grenzen des kleinen Inselstaates hinaus gehen und die Zuverlässigkeit des europäischen Krisenmanagement anprangern.

"Das ist natürlich ein Stochern im Nebel, das heißt, es gibt keine langfristige Strategie. Die Politiker behalten sich vor, immer situativ über Einzelfälle zu entscheiden. Ob etwa Slowenien irgendwann in die Krise kommt, wissen wir nicht. Und wie die Reaktionen dazu aussehen würden, wissen wir auch nicht. Die Politiker sind sehr vorsichtig", so Prof. em. Dr. Heinz-Jürgen Axt, Vizepräsident der Südosteuropa-Gesellschaft. Seine Thesen über die Krise in Zypern hat er während einer Podiumsdiskussion der SOE-Gesellschaft in der Deutschen Welle in Bonn zwei anderen Zypern-Experten entgegengestellt – Jannis Papadimitriou, Korrespondent der Deutschen Welle aus Athen und Brüssel und Michalis Persianis, Chefredakteur für Wirtschaft und Finanzen der Tageszeitung Kathimerini in Nikosia.

Heinz-Jürgen Axt (Foto: Nemanja Rujević/dw)
"Keine langfristige Strategie der EU gegen die Krise" - Professor Heinz-Jürgen AxtBild: DW/N Rujevic

Vom Musterland zum Sorgenkind

Die Inselrepublik ist seit 2004 Mitglied der EU. 2008 trat das Land der Eurozone bei. Zypern hat mit etwa 17,5 Milliarden Euro Wirtschaftsleistung eine der kleinsten Volkswirtschaften der Eurozone. Dass das Land jetzt in der Krise steckt, erklärt Heinz-Jürgen Axt so: "Zypern hat vor dem Beitritt die Kriterien der Eurozone insofern erfüllt, als es seine Verschuldung herunterführte. Nur leider war dies nicht dauerhaft, denn nach dem Beitritt 2008 führte Zypern sowohl das Budgetdefizit als auch die gesamte Staatsverschuldung wieder nach oben. Das war ein etwas trickreicher Weg, um die Kritierien für die Eurozone zu erfüllen".

Warnungen, Zypern stünde vor einer schweren wirtschaftlichen Krise, gab es bereits im vergangenen Jahr. Damals sahen einige Experten das größte Problem im Bankensektor, und zwar wegen der engen Verbindungen mit den griechischen Banken. Ein Großteil aller Forderungen des zyprischen Bankensektors entfiel auf griechische Schuldner. Heißt das, dass Zypern zum Opfer der Krise in Griechenland wurde?

Das Gesicht der Krise

"Das ist eine wissenschaftliche Verstellung, die eigentlich eher mit der Zeitfolge zu tun hat. Man könnte genauso sagen: Die Krise hat in den USA angefangen. Und das stimmt sogar, absolut! Das bedeutet aber nicht, dass die US-Amerikaner keine Ahnung von Wirtschaft haben.", so der griechische Journalist Jannis Papadimitriou. "Wo die Krise angefangen hat, ist nebensächlich. Wichtig ist, dass sie sich ausgeweitet hat. Wichtig ist, dass man sich für diese europäische Krise eine gesamteuropäische Lösung ausdenkt. Da gibt es kein magisches Rezept. Da geht es offenbar nur um den richtigen Policy Mix.

Sparer vor den Toren der Bank of Cyprus in Nicosia (REUTERS/Yannis Behrakis)
Finanzkrise in Zypern dauert anBild: REUTERS

Die Finanzkrisen sind alle ähnlich. Davon ist Michalis Persianis, der Chefredakteur für Wirtschaft und Finanzen der Tageszeitung Kathimerini fest überzeugt. "In Zypern haben wir einen traditionellen Fall von chronischem Kapitalismus, vielen Krediten, schnellen Krediten, usw. Die Ursache war also das Phänomen, das wir auch bei vielen anderen Bankenkrisen beobachtet haben, gemischt mit verspäteten politischen Entscheidungen."

Auf Zypern kommen schwere Zeiten zu. Trotzdem sieht der zyprische Journalist die nächsten 3-4 Jahre als eine große Chance für den Inselstaat. "Das ist eine besondere Möglichkeit für Zypern, die längst geplanten Reformen im öffentlichen Dienst umzusetzen. Zypern hat eine kleine Wirtschaft, die viel schneller und einfacher auf die Beine gebracht werden kann als andere Fälle, wie beispielsweise Griechenland."