Der Golf-Kooperationsrat
25. Mai 20101981 schlossen sich in Abu Dhabi die Staaten Bahrain, Katar, Kuwait, Oman, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate zum Golf-Kooperationsrat (Gulf Cooperation Council – GCC) zusammen. Die sechs Mitgliedstaaten hatten sich zum Ziel gesetzt, den Frieden und die Sicherheit in der Region zu stabilisieren und die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Beziehungen zwischen den Mitgliedstaaten weiter auszubauen.
Parallelen zur EU
Einen einheitlichen Binnenmarkt, eine gemeinsame Koordination von Außen- und Sicherheitspolitik, gegenseitigen Beistand im Verteidigungsfall – alles, was die Europäische Union sich in Jahrzehnten mühsam erarbeitet hat, hat der Golfkooperationsrat innerhalb weniger Jahre geschaffen. Schon zwei Jahre nach seiner Gründung richtete er eine Freihandelszone ein. Seit 2003 gibt es eine Zollunion, seit 2008 einen einheitlichen Binnenmarkt. Bis 2013 will der GCC sogar nach Vorbild des Euro eine einheitliche Währung einführen. Jedoch gibt es da noch einige Unstimmigkeiten: dem Oman und auch Kuwait kommt dieser Schritt noch zu früh.
Ihren Sitz hat die Organisation in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad. Geführt wird sie zurzeit von Generalsekretär Abdel-Rahman Al-Attiyah aus Katar. Er koordiniert auch den Obersten Rat der Staats- und Regierungschefs, der sich einmal jährlich im Rahmen eines Gipfels trifft. Der Vorsitz des GCC wechselt jährlich. 2010 wird der Kooperationsrat von Kuwait geleitet.
Sogar eine gemeinsame Verteidigungstruppe haben die sechs Mitgliedstaaten bereits geschaffen: Die so genannten „Peninsula Shield Forces“ gibt es bereits seit 1986. Von ursprünglich 9.000 Mann wird sie derzeit schrittweise auf eine Stärke von 22.000 Soldaten ausgebaut.
Große Wirtschaftsmacht
Der Golfkooperationsrat ist der wichtigste Handelspartner der Europäischen Union in der arabischen Welt. Die Staaten fördern über 60 Prozent des Öls des gesamten Nahen und Mittleren Ostens sowie Nordafrikas. Allerdings sind die Gewichte innerhalb des GCC sehr ungleich verteilt. Trotz des Reichtums der kleineren Scheichtümer am Golf bündelt Saudi Arabien allein 70 Prozent der gesamten Wirtschaftskraft des Bündnisses.
Für den Golfkooperationsrat ist die Europäische Union noch immer der wichtigste Handelspartner, auch wenn Asien als Wirtschaftsraum stark aufholt. Schon 1988 schloss die EU mit dem GCC ein Kooperationsabkommen, mit dem die Wirtschaftsbeziehungen umfassend ausgebaut worden sind. Das zentrale Projekt des Golfkooperationsrates und der EU ist aber die Aushandlung eines Freihandelsabkommens. Beide Seiten tun sich jedoch ungewöhnlich schwer damit: Die Verhandlungen dazu laufen bereits seit zwanzig Jahren. Lange Zeit gab es kaum Fortschritte, zwischen 1991 und 2001 waren die Verhandlungen sogar ausgesetzt worden. Inzwischen haben sich jedoch beide Seiten wieder aufeinander zu bewegt: Jetzt steht das Abkommen kurz vor seinem Abschluss.
Die EU möchte die Zusammenarbeit mit dem GCC aber auch auf anderen Gebieten verstärken: insbesondere in den Bereichen Energiesicherheit und Umweltschutz sowie bei der Terrorismusbekämpfung sollen die beiden Bündnisse in Zukunft enger kooperieren.
Autor: Thomas Latschan
Redaktion: Nicola Reyk