Der Klang der Säle
Ob ein Konzertsaal gut klingt, hängt von den unterschiedlichsten Faktoren ab. Die Innenarchitekten müssen sich also genau überlegen, welche Materialien sie verwenden. Die Akustik kann sonst sehr nachtragend sein.
Philharmonie Berlin
Der Konzertsaal der Berliner Philharmoniker wurde von Hans Scharoun konzipiert. Die moderne Architektur war von Beginn an äußerst umstritten. Trotz großer Widerstände konnte der Bau 1963 fertiggestellt werden und ist seitdem eines der Wahrzeichen der Hauptstadt. Die aufwändig konzipierte Akustik hat bei vielen Künstlern und beim Publikum den Ruf, weltweit eine der besten zu sein.
Richard-Wagner-Festspielhaus, Bayreuth
Das im Volksmund "Scheune" genannte Gebäude wurde von Wagner selbst und seinem Architekten Otto Brückwald geplant und 1876 eröffnet. Sie setzten ihre Vision von einem Amphitheater im altgriechischen Stil um. Das Besondere ist der verdeckte Orchestergraben. Dieser "mystische Abgrund" ermöglicht eine besondere Verbreitung des Schalls, der die Akustik des Raums einzigartig macht.
Prinzregententheater, München
Das Innere des Theaters ist der Versuch, die Akustik des Bayreuther Festspielhauses nachzuahmen. Dort sind Bühne, Decke, Boden, Sitze und Säulen ganz aus Holz. Das 1901 eröffnete Prinzregententheater dagegen ist eine Konstruktion aus Stahl und Beton. Dieser kleine Unterschied war wohl der entscheidende Fehler; so lässt sich Bayreuths Klang nicht kopieren.
Walt Disney Concert Hall, Los Angeles
Die Konzerthalle der Los Angeles Philharmoniker wurde 2003 eingeweiht. Architekt Frank Gehry entwarf ein Gebäude, das einem riesigen Segelschiff nachempfunden ist. Für den Innenraum verfolgte Yasuhisha Toyota ein besonderes Konzept: Das Publikum ist um das Orchester angeordnet. Esa-Pekka Salonen, der Direktor der Philharmoniker, zeigt sich mit der Akustik des Raumes mehr als zufrieden.
Carnegie Hall, New York
Auch der Saal im Herzen von Manhattan ist für seine Akustik weltberühmt. 1891 wurde er mit einem fünftägigen Festival eingeweiht. Der junge Dirigent Walter Damrosch konnte Andrew Carnegie, damals einen der reichsten Männer der Welt, für seine Vision eines Konzerthauses in New York als Finanzier gewinnen. Man sagt, dass Künstler, die in der Carnegy Hall aufgetreten sind, "es geschafft haben".
Sydney Opera House
Obwohl Akustik, Bühne und Orchestergraben zu wünschen übrig lassen, wurde das markante Wahrzeichen der australischen Metropole 2007 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Die Baukosten stiegen um das vierzehnfache der zunächst festgesetzten Summe. Die Finanzierung konnte nur über den Erlös einer Lotterie ermöglicht werden. 1973 eröffnete Königin Elisabeth II. den Prestigebau.
Bolschoi Theater, Moskau
Die historische Spielstätte für Oper und Ballett gilt neben dem Mariinsky Theater in St. Petersburg als wichtigster Musentempel Russlands. Eröffnet wurde das Bolschoi Theater im Januar 1825. Im Laufe der Jahre verschlechterte sich allmählich die gute Akustik des Raumes durch Abnutzung und Umbauten. Von 2005 bis 2011 wurde das Theater grundsaniert, was auch dem Klang des Raumes zugute kam.
Wiener Musikverein
Der Große Musikvereinssaal ist vor allem durch das alljährlich stattfindende Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker weltberühmt. Bei seiner Eröffnung im Januar 1870 lobte die Presse die bestechende Schönheit des Saales. Vielleicht kommen die berühmtesten Künstler deshalb bis heute sehr gerne in den Musikverein. Das könnte allerdings auch an der herausragenden Akustik liegen.
Stadthalle Wuppertal
Auch die historische Stadthalle in Wuppertal-Elberfeld ist ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus. Der schmucke Bau im Stil der Neorenaissance wurde im Juli 1900 feierlich eröffnet. Berühmt wurde die Halle durch die ansprechende Akustik, die dem Klang des Großen Musikvereinssaal in Wien ähnelt. Aus diesem Grund kommen Musikproduzenten gerne nach Wuppertal, um hier CD-Einspielungen anzufertigen.
Elbphilharmonie, Hamburg
Yasuhisa Toyota, der den Innenraum der Walt Disney Hall in Los Angeles gestaltete, ist auch für die Akustik an der Elbe verantwortlich. Auch hier sollen die Zuhörer in Zukunft nahe an den Musikern sitzen. "Unser höchstes Ziel ist es, eine akustische Intimität herzustellen", sagt Toyota. Etwas Besseres kann man der als Millionengrab verschrienen Konzerthalle sicherlich nicht wünschen.
Beethoven-Festspielhaus, Bonn
Die Stadt hat Schwierigkeiten bei der Finanzierung eines neuen Festspielhauses für ihren berühmtesten Sohn. Es ist fraglich, ob das Geschenk zum 250. Geburtstag Beethovens im Jahr 2020 realisierbar ist. Vor Jahren wurde ein Architektenwettbewerb veranstaltet: Damals ging es nur um das Äußere, die Akustik war kein Thema. Das erinnert an den Münchner Gasteig, der bald kernsaniert werden soll.