Der letzte Gigant für den deutschen Bergbau
Ende 2018 wird in Deutschland die Steinkohleförderung eingestellt. Die Firma Eickhoff hat in Bochum einen "Walzenlader" vorgestellt, der noch 17 Monate lang im letzten deutschen Bergwerk Kohle fördern soll.
Der letzte Gigant für den deutschen Bergbau
Eineinhalb Jahre vor dem Ende der Steinkohleförderung in Deutschland wurde die letzte Großmaschine für den deutschen Markt vorgestellt. Der Walzenlader soll bis Ende 2018 im Bergwerk Prosper-Haniel in Bottrop Kohle abbauen, dem letzten, in dem im Kohlerevier an Ruhr und Emscher überhaupt noch gefördert wird.
Zum letzten Mal sauber ...
Der 17 Meter lange und beinahe 100 Tonnen schwere Koloss wird nach seiner Präsentation wieder auseinander gebaut und erst wieder "unter Tage", also "vor Ort" oder "bei der Nacht" (auch die bildstarke Bergmannssprache wird mit dem Ende der Kohleförderung wohl aussterben) zusammengesetzt. Nach nur wenigen Stunden "vor der Kohle" wird von seiner leuchtende Farbe nichts mehr zu sehen sein.
Die letzte Ruhestätte?
Wenn Ende nächsten Jahres Prosper-Haniel stillgelegt wird, gibt es auch für die riesige Fördermaschine nichts mehr zu tun. Sicher scheint nur: Sie wird nicht einfach abgeschaltet und stehengelassen. Es ist noch nicht entschieden, was mit ihr geschehen soll - vielleicht kommt sie ins Museum. Zum Beispiel ins Bergbaumuseum der Ruhrgebietsstadt Bochum.
Oder doch nach China?
Das Reich der Mitte hat einen schier unstillbaren Hunger nach Steinkohle - und es verfügt auch über große Kohlevorkommen. Vielleicht wird der Gigant ab 2019 diesem chinesischen Kumpel die Arbeit erleichtern. Eigentlich das wahrscheinlichste Szenario: Laut dem Industrieverband VDMA bauen die deutschen Hersteller in dieser Branche bereits 92 Prozent ihrer Maschinen für den Export.
Prosper-Haniel in Bottrop
Seit im Dezember 2015 die Zeche Auguste Viktoria geschlossen wurde, ist Prosper-Haniel die letzte aktive Steinkohlezeche Deutschlands. Dieses Bild der Bottroper Zeche ist gerade einmal sechs Jahre alt, das Ende der Kohleförderung war bereits in Sicht. Doch vermittelt die Aufnahme, wie es mehr als 100 Jahre lang im Ruhrgebiet ausgesehen hat: Ein Leben auf und mit und von der Kohle.
Arbeit für Millionen
Im 20. Jahrhundert waren es vor allem Polen, die auf der Suche nach einer gesicherten Existenz ins Kohlerevier zogen. Heute noch zeugen Familiennamen wie Koslowski, Libuda, Kuzorra oder Niepieklo davon. Später fanden viele "Gastarbeiter" aus südlichen Ländern wie der Türkei, Spanien oder Portugal hier Lohn und Brot - wie diese Griechen, die 1960 in Essen eintrafen.
Vom Ende einer Arbeits-Kultur
Die Kumpel verdienten mit der Kohle nicht nur Geld - die harte Arbeit war auch identitätsstiftend. Das ist nun vorbei. Jetzt müssen sie sich mit dem Strukturwandel auseinandersetzen und sich neue Jobs suchen. Eines jedenfalls ist sicher: Auch wenn ganze Kokereien an der Ruhr ab und in China wieder aufgebaut und viele Maschinen dort weiter verwendet werden: Für sie gibt es dort keine Arbeit.
Was alles verloren geht ...
... ist nicht nur die Arbeit und der Stolz. Es ist auch der Dreck und die dicke Luft. Auch so schöne Sonnenuntergänge sind zwischen Duisburg und Dortmund etwas seltener geworden, denn der allgegenwärtige Kohlestaub in der Luft sorgte verlässlich auch für so betörend schöne Abendhimmel.
Und was bleibt
Es wurden zum Glück nicht alle Zechen und Hütten dem Erdboden gleichgemacht. Einiges blieb stehen und wurde umgewidmet - wie hier die Zeche Zollverein in Essen, die es immerhin zum Weltkulturerbe gebracht hat und einen hohen Freizeit- und Erholungswert bietet. Ob der Fördergigant der Firma Eickhoff auch einmal in diesem Ambiente endet? Die Antwort steht noch aus.