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Der Noten-Schreiber von Hollywood

15. Februar 2002

Hans Zimmer schrieb die Scores zu über 70 Filmen und wurde damit weltberühmt. Er gehört zu den diesjährigen Gästen der Berlinale, wo sein Handwerk erstmals einen Bär wert ist.

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Wer den richtigen Ton findet, kann gut lachen.Bild: AP

Aus der Perspektive vieler Kinogänger ist sein Name nur einer von vielen im Abspann - Musik: Hans Zimmer. Stört das den erfolgreichen Hollywood-Komponisten, der 1994 für den Soundtrack zum "König der Löwen" einen Oscar erhielt? Zimmer kommentiert sein Abspann Schicksal mit einer Mischung aus Understatement und gewachsenem Selbstbewusstsein. "Ich mag es hinter den Kulissen", sagt der 45-Jährige. "Ich hätte ja auch eine Karriere als Pop-Star haben können."

Geboren und aufgewachsen ist Hans Zimmer in Frankfurt am Main. Er lebt den Traum vieler Europäer, in Hollywood zu den Top-Verdiener zu gehören. Begonnen hat seine Karriere in England, wo er bei Stanley Meyers in die Komponisten-Schule ging. Eines seiner Frühwerke ist der Soundtrack zu dem New British Cinema-Klassiker "My Beautiful Laundrette". Und da Filmmusik irgendwo zwischen E- und U-Musik angesiedelt ist, verwundert es nicht, dass Zimmer 1979 am Synthesizer mit "Video killed the Radio Star" einen Pop-Megahit mitproduzierte.

Der Berlinale-Gast Hans Zimmer wirkt in der Suite des Berliner Hotels "Adlon" wie ein hemdsärmliger Kumpel-Typ, der gern die durchzechte Festival-Nacht mit Russell Crowe erwähnt. Seine Karriere in Hollywood, die 1988 mit dem Soundtrack für "Rain Man" begann, klingt an solchen Tagen wie eine Reihe glücklicher Zufälle und nicht nach harter Arbeit. Hinter der lässigen Fassade muss Zimmer ein Workaholic sein - er komponiert für rund fünf Blockbuster im Jahr, zuletzt für "Hannibal" oder "Pearl Harbor".

Media Ventures heißt das in Los Angeles ansässige Musikstudio von Zimmer und seinem Partner Jay Rifkin. Die Firma wurde gegründet, um jungen talentierten Komponisten im Haifischbecken Hollywood einen Karrierestart zu ermöglichen. Jay Rifkin ist nicht weniger berühmt. Mit seinem Label "Mojo Records" produziert er zum Beispiel die Band "Goldfinger" und schrieb die Musik für "Traffic".

Apocalypse Now Filmplakat

Ein Thema, das Zimmer heute fasziniert, sind Kriegsfilme in der Tradition von "Apocalypse Now" oder "Platoon" - und die Frage "wie Menschen durch so etwas durch kommen". "Black Hawk Down", Ridley Scotts filmische Umsetzung des verlustreichen Somalia-Einsatzes von US-Soldaten im Jahr 1993, läuft derzeit in den Kinos an.

Die Musik des Kriegsfilms wird in Zimmer-Tradition nicht die Film-Szenen akustisch wiederholen, sie stellt sich vielmehr gegen die brutalen Bilder. Mit afrikanischen Ethno-Rhythmen will der Komponist die somalische Seite des Konflikts betonen, die bei Scott schon aus Mangel an Information wenig Gesicht bekommt. Mit solchen kontrapunktiven Arrangements hat Zimmer die Branche schon oft verblüfft.

Dass "Black Hawk Down" von der deutschen Kritik als zu patriotisch beurteilt wurde, kann Zimmer nicht nachvollziehen. "Dieser Film ist nicht patriotisch gemeint", sagt er. Nach dem 11. September sei die Botschaft des Films sogar noch deutlicher geworden. "Amerika hat geschlafen und glaubt zu sehr an seine technologische Überlegenheit."

In Zukunft will Zimmer kürzer treten – "das habe ich meiner Frau versprochen". Eine gute Nachricht nimmt er mit von der Berlinale: "Ich finde es gut, dass es zum ersten Mal einen Bären für Filmmusik gibt. Das wurde auch langsam Zeit." (dpa/kas)