Olympia-Countdown
30. April 2008Der Endspurt beginnt: "Wir sind bereit", lautete die Botschaft der Olympia-Organisatoren in Peking genau 100 Tage vor der Eröffnungsfeier für die Sommerspiele am 8. August. Zum Abschluss des internationalen Fackellaufes traf das olympische Feuer am Mittwoch (30.4.2008) von Vietnam kommend in Hongkong ein, wo Kinder mit Fähnchen die symbolträchtige Flamme begrüßten. Aus Angst vor antichinesischen Protesten in der früheren britischen Kronkolonie verweigerten die Behörden der heute autonom verwalteten chinesischen Sonderverwaltungsregion mindestens sechs Tibet-Aktivisten am Flughafen die Einreise.
In der Olympia-Stadt selbst begingen die Pekinger den 100. Tag vor den Spielen mit einem Volksmarathon um das "Vogelnest" genannte Olympiastadion und das Schwimmzentrum, das wegen seiner quadratischen Form auch "Wasserwürfel" heißt. Gegen die schlimme Luftverschmutzung, die am Mittwoch die 100-Punkte-Grenze im Schadstoff-Index überschritt und auf 135 Punkte anstieg, trugen einige Läufer vorsichtshalber einen Mundschutz. Zu den Sommerspielen sollen Fabriken herunter gefahren und der Straßenverkehr drastisch reduziert werden. Wenn das nicht reicht, wird eine Verschiebung von Wettkämpfen in Ausdauersportarten erwogen.
Fackel auf dem Dach der Welt
Obwohl erstmals in der olympischen Geschichte alle Sportstätten lange vor den Spielen fertig sind, betonten die Organisatoren, dass noch viel zu tun bleibe. "Wir müssen einen klaren Kopf behalten und uns bewusst sein, dass es noch Raum für Verbesserungen gibt", sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Jiang Yu. Jetzt gehe es an die Details der Vorbereitungen.
Am Mount Everest bereiteten sich Bergsteiger auf den Aufstieg zum höchsten Berg der Erde mit dem olympischen Feuer vor, der frühestens am Wochenende beginnen soll. In einer Laterne soll das Feuer auf den 8848 Meter hohen Berg getragen werden. Auf dem Gipfel wird die Fackel dann entzündet. Die Bilder sollen live im Fernsehen übertragen werden. Die Flamme am Mount Everest war in Peking von dem Feuer abgeteilt worden, das um die Welt gegangen ist. Exiltibeter kritisieren den Fackellauf in Tibet, weil sie darin die Bestätigung des chinesischen Machtanspruches über ihr Hochland sehen.
Zwangspause in Hongkong
Die frühere britische Kronkolonie sowie die ebenfalls unter chinesischer Souveränität stehende ehemalige portugiesische Exklave Macao sind wegen ihres Sonderstatus die einzigen Orte in der Volksrepublik, in denen antichinesische Demonstrationen erlaubt sind. Die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong hat für die Sicherung des Fackellaufs rund 3000 Polizisten abgestellt. Im Anschluss an Hongkong geht die Fackel nach Sanya, der ersten von 117 Stationen auf dem chinesischen Festland.
Das olympische Feuer macht in Hongkong eine Zwangspause, da die Etappe über Taiwan wegen politischer Streitigkeiten abgesagt worden war. Die demokratische Inselrepublik, die Peking nur als abtrünnige Provinz betrachtet und die der olympischen Bewegung deswegen nur als "Chinesisch Taipeh" angehört, hatte seine Nationalflagge am Wegesrand hissen wollen. Dies wollte Olympia-Gastgeber China nicht zulassen. (rri)