1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Der Preis für Freundlichkeit

Silke Ballweg31. Januar 2003

Deutschland geht der Ruf voraus, ein fremdenfeindliches Klima zu haben. Um mit diesem Missstand aufzuräumen, vergab die Alexander von Humboldt-Stiftung zum ersten Mal einen Preis für die freundlichste Ausländerbehörde.

https://p.dw.com/p/3DuQ
Alexander von Humboldt - Namensgeber der Stiftung

Gibt es so etwas wie eine "freundliche Ausländerbehörde" in Deutschland? Professor Wolfgang Frühwald, Präsident der Alexander von Humboldt-Stiftung, war sich selbst nicht sicher, als er auf die Idee kam, einen Preis zu stiften. Denn die Stiftung wusste nicht, ob sie überhaupt eine freundliche Ausländerbehörde finde. Diese Skepsis sagt eigentlich schon alles über den Ruf - und leider auch manchmal die Praxis - der Institutionen. Die Mitarbeiter der Ausländerbehörden gelten als unfreundlich, die Verfahren zur Ausstellung eines Visums als zu langwierig und überhaupt ist das Ausländerrecht mittlerweile so kompliziert, dass sich eigentlich niemand mehr so recht auskennt.

Ein Weg aus der Misere

Auch die Alexander von Humboldt-Stiftung kennt diese Vorwürfe, sagt ihr Präsident Wolfgang Frühwald: "Wir streiten seit vielen, vielen Jahren mit Ausländerbehörden über die Behandlung unserer Stipendiatinnen und Stipendiaten. Diese Behandlung ist nicht immer freundlich. Und die Beschwerden, die wir am Ende eines solchen Stipendienaufenthalts bekommen, sind gravierend." Diese Schwierigkeiten und Erfahrungen der Stipendiaten führten dazu, dass sich gelegentlich sogar sehr gute Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gegen einen Forschungsaufenthalt in Deutschland entschieden, da sie sich dieser Prozedur nicht unterziehen wollten.

Doch Deutschland braucht internationale Wissenschaftler und Spitzenkräfte, sowohl an den deutschen Universitäten als auch in den Unternehmen. Mit der Ausschreibung des Preises wollte die Alexander von Humboldt-Stiftung deshalb die Behörden einerseits auf deren schlechtes Image aufmerksam machen - und sie gleichzeitig dazu ermuntern, sich gute Beispiele als Vorbild zu nehmen, sagt Frühwald. "Wir wollen keine saure Zitrone für die schlechteste Behörde verteilen." Stattdessen wollten sie herausfinden, ob es in Deutschland nicht doch freundliche Behörden gäbe. Die freundlichste sollte dann eine Auzeichnung erhalten.

... und es geht doch!

Gemeinsam mit dem deutschen Stifterverband rief die Humboldt-Stiftung ausländische Wissenschaftler in Deutschland dazu auf, von positiven Erfahrungen mit Ausländerbehörden zu berichten. Über zweihundert Akademiker folgten der Bitte und nominierten knapp sechzig Behörden. Am Ende gab es sogar drei Sieger: Freiburg, Erlangen und Wismar erhalten nun die Auszeichnung. Dakhina Mitra aus Indien hatte die Freiburger Behörde vorgeschlagen. Bevor Mitra überhaupt nach Deutschland kam, hatte ihr die Behörde einen Brief nach Indien geschickt, der den Visumsantrag am Konsulat in Indien erheblich erleichterte. Auch in Deutschland fühlte sie sich von den Freiburger Mitarbeitern bestens betreut: "Ich musste zur Ausländerbehörde und ich habe kein Deutsch gesprochen. Also ich dort war, hat man mir alle Formulare sehr genau erklärt und meine Unterlagen sehr schnell bearbeitet. Ich hatte keine Probleme."

Neben der Auszeichnung erhalten die prämierten Behörden ein Preisgeld in Höhe von 25.000 Euro - in Zeiten knapper Kassen ein willkommenes Geschenk und Ansporn für alle Behörden, die dieses Mal leer ausgegangen sind. Denn die Auszeichnung soll in den nächsten Jahren beibehalten werden.