Der rote Zorn der Schalke-Fans
10. August 2019Die Fußballprofis von Fußball-Bundesligist Schalke 04 nahmen zu ihrem - durch den DFB-Pokal bedingten - Betriebsausflug in die niedersächsische Provinz das mit, was sie immer so dabei haben: Ihre weiß-blauen Trikots, die Schuhe, frische Sachen zum Wechseln, Sporttaschen und Duschzeug wohl auch. Wahrscheinlich haben Betreuer ihnen, wie in modernen Profi-Sportzeiten so üblich, die Sachen sogar nachgetragen. Daran ist ja auch nichts auszusetzen.
Doch die Schalker hatten noch etwas dabei, was in den Taschen keinen Platz wegnahm und trotzdem sehr schwer wog: Der Rassismus-Skandal um ihren Aufsichtsratsvorsitzenden und Klubpatron Clemens Tönnies begleitete sie in den DFB-Pokal, und man muss kein Alchemist sein, um zu erkennen: Drochtersen/Assel könnte erst der Anfang gewesen sein.
Die Farbe mögen sie nicht so
Ihre mitgereisten Fans hatten nämlich ein neues Utensil dabei. Vor dem Anpfiff des DFB-Pokalspiels beim SV Drochtersen/Assel rechneten sie mit einer symbolischen Aktion mit ihrem Klub-Chef Tönnies ab, der sich zwar vorübergehend zurückgezogen hat, aber nur hoffen kann, dass so Gras über die Sache wächst. Also, die nach Niedersachsen mitgereisten Anhänger zeigten ein Transparent mit der Aufschrift "Wir zeigen Tönnies die Rote Karte", dahinter wurden rote Kartons emporgehalten. Rot, gar nicht Königsblau, wie das sonst bei Schalke üblich ist. Die Farbe mögen sie nicht so.
Tönnies hatte ja bekannterweise mit rassistischen Aussagen über Afrikaner einen Sturm der Entrüstung losgetreten. Der Ehrenrat der Königsblauen wollte allerdings den Rassismus-Vorwurf nicht gelten lassen, Tönnies selbst kündigte an, seinen Posten drei Monate ruhen zu lassen. Diesem Vorschlag wurde am vergangenen Dienstag entsprochen. Die S04-Fans waren mit dem Verhalten von Tönnies ganz und gar nicht einverstanden. Das dürfte sich auch bis zur Bundesliga-Premiere in der heimischen Arena nicht ändern.
"Relativ kurz thematisiert"
Zurück ins Kehdinger Stadion, wo die Regionalliga-Fußballer aus Drochtersen und Assel ihrem Sport so nachgehen. Kurz vor dem Anpfiff vor 8.000 Zuschauern versuchte der neue Schalke-Trainer David Wagner, die Causa Tönnies kleinzureden, jedenfalls, was die Mannschaft angeht. "Wir hatten das Anfang der Woche relativ kurz thematisiert und uns dann auf das Wesentliche konzentriert - und das ist das Sportliche", sagte Wagner. "Da ging der Fokus ganz schnell auf dieses Spiel."
Und das funktionierte. Da ja hier auch vom Sport die Rede sein soll: Am Anfang taten sich die Bundesligisten schwer, die Gastgeber hatten sogar die erste Chance. Aber mit einem - am Ende nicht gefährdeten - 5:0 (1:0)-Erfolg zogen die Schalker in die zweite Hauptrunde des DFB-Pokals ein. Garanten dafür waren die Torschützen Steven Skrzybski (44.), Guido Burgstaller (61./83.), Daniel Caligiuri (65./Foulelfmeter) und Münir Levent Mercan (73.).
Die Gastgeber freuten sich über garantierte 175.500 Euro Gage plus Einnahmen aus dem Ticketverkauf. Und die Gäste nahmen alles wieder mit in den Westen: die Trikots, die Schuhe, Sporttaschen - und den ganzen anderen Krempel auch.