Ich selbst bin Fußballfan, Anhänger eines Bundesligavereins und gehe seit Jahrzehnten ins Stadion. In diesem Sommer habe ich, weil die Arbeit, die Familie und der Sport nicht mehr miteinander zu vereinbaren sind, schweren Herzens meine Dauerkarte gekündigt.
Aber dann war mein Bedauern plötzlich doch nicht mehr so groß. Denn da kaufte sich mitten in der Sommerpause ein nicht wirklich erstklassiger französischer Fußballklub für 222 Millionen Euro einen brasilianischen Fußballer. Und der hat dann noch die Chuzpe zu behaupten, es sei immer sein "Lebenstraum" gewesen, für diesen Verein zu spielen.
Diese Episode zeigt nicht nur exemplarisch, dass der Sport in diesem Sport nur noch eine Nebenrolle spielt, er zeigt auch das Versagen der Verbände. Der europäische Fußballverband Uefa etwa hat vor Jahren "Financial-Fair-Play-Regeln" eingeführt, um solche Deals zu erschweren oder gar unmöglich zu machen. Eine Geschichte des Scheiterns.
Das Geld, das das schöne Spiel kaputt macht, kommt nicht nur aus arabischen Ölquellen. Es kommt immer häufiger auch aus China. In Mailand etwa, einmal so etwas wie die Hauptstadt des europäischen Klubfußballs, lässt sich das gut beobachten. Beide Klubs der Stadt, Inter und Milan, gehören heute Chinesen. So hat gerade der schillernde Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi "seinen" AC Milan für eine Dreiviertelmillarde Euro an eine chinesische Firma verschachert.
Ich China selbst unternimmt Staats- und Parteichef Xi Jjnping alles, um aus dem Reich der Mitte eine Fußball-Großmacht zu schmieden. Überall im Land werden Fußball-Schulen und Trainingszentren eröffnet - da ist nichts zu teuer. Beim Volk kommt das gut an. Im Land herrscht ein Fußball-Boom. Daran wollen auch deutsche Klubs teilhaben. Nach dem FC Bayern, Borussia Dortmund und Schalke 04 geht nun auch Borussia Mönchengladbach nach Fern-Ost und eröffnet ein Lobby-Büro in Shanghai.
Redakteur am Mikrophon: Dirk Ulrich Kaufmann