Gute Russlandgeschäfte
13. Dezember 2007Die Zahlen können sich sehen lassen. Im Jahr 2006 stieg der Handelsumsatz zwischen Deutschland und Russland um über 30 Prozent. Damit hat Russland den ersten Platz im deutschen Osteuropa-Handel belegt. Der Generalkonsul Fjodor Chorokordin ist zufrieden. "Die russische Wirtschaft boomt und die positiven Entwicklungen in der russischen Föderation machen auch die Rahmenbedingungen für die Handelsbeziehungen für die jeweilige Zusammenarbeit immer günstiger", sagt der Diplomat. Und so haben sich viele deutsche Unternehmen - große, wie kleine - auf den Weg in den Osten gemacht. Die Handelskammern zählen etwa 4600 Unternehmen, wie zum Beispiel die Metro-Gruppe, die Baustofffirma Knauf, die WAZ-Gruppe oder Banken. Sie alle bieten, bauen oder beraten heute zwischen Kaliningrad im Westen und Wladiwostok im Osten.
Gute Einstiegschancen bestehen in praktisch allen Bereichen, so Generalkonsul Chorokordin. "Sei es Produktion, Dienstleistungssektor, Zulieferer." Erst vor kurzem wurde feierlich die neue Autofabrik in Kaluga, 300 km von Moskau entfernt, eröffnet, wo der VW-Konzern bald den Octavia und den VW-Passat produzieren wird. "Es gibt zahlreiche Möglichkeiten für Geschäftsbeziehungen."
Komplizierte Deals
Die Geschäftsbeziehungen für deutsche Unternehmen in Russland sind allerdings nicht immer leicht aufzubauen. Die ausländischen Unternehmen klagen über eine hohe Reglementierung des Marktes, viel Bürokratie und die marktbeherrschende Stellung der staatlichen Banken in Russland. Auch wenn der russische Finanz- und Bankenmarkt Worte wie "Management" und "Dienstleistungen" verinnerlicht hat, gibt es noch Schwierigkeiten – so bei der Vergabe von langfristigen Krediten an den Mittelstand, der Höhe der Zinsen und der Bankenaufsicht durch die russische Zentralbank.
Der Energiesektor scheint damit aber keine Probleme zu haben. Ein Drittel seines Erdgas-Bedarfs bezieht Deutschland aus Russland, dem Land mit den größten Erdgas-Vorkommen der Welt. Und der Energie-Bedarf wächst. Deutschland spricht von einer gefährlichen Abhängigkeit vom Rohstoffgiganten Russland. Der russische Generalkonsul sieht das nicht so. "Im selben Maße ist Russland von Deutschland abhängig - es ist ja eine gegenseitige Abhängigkeit. Abhängigkeit ist nicht wirklich als politisches Druckmittel zu nutzen."
Pipeline für mehr Sicherheit
Deutschland sieht das allerdings anders. Um die Belieferung mit Erdgas sicher zu stellen, haben die deutschen Unternehmen E.ON, Ruhrgas und BASF mit dem staatlichen russischen Unternehmen Gazprom beschlossen, eine Ostseepipeline zu bauen. Ab 2010 sollen dann direkt von Wyborg bei Sankt Petersburg nach Greifswald über 27 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr fließen.
Was die zusammengerechneten Investitionen angeht, gibt es allerdings ein großes Ungleichgewicht. Deutsche Unternehmen haben im Jahr 2006 knapp 10 Milliarden US-Dollar in Russland investiert. Russische Firmen in Deutschland dagegen nur ein Zehntel davon. Der Hauptgrund: es gibt nur eine kleine Gruppe russischer Unternehmer, die sich in Deutschland angesiedelt haben.
Russen handeln mit deutschen Maschinen
Dabei handelt es sich um sehr kleine Firmen mit meist nur zwei oder drei Angestellten - gegründet vor allem von Russen, die ihren ständigen Wohnsitz in Deutschland haben. Viele dieser Firmen haben sich vor allem auf den Maschinenhandel spezialisiert, sagt Chorokordin. "Die russische Wirtschaft boomt, Geräte und Technik sind aber veraltet. Die russische Wirtschaft ist also stark angewiesen auf moderne Maschinen, Know-how und deutsche Markenfabrikate, die schon längere Zeit einen guten Ruf genießen." So tragen auch die russischen Firmen in Deutschland ihren Teil zum guten deutsch-russischen Wirtschaftsjahr 2007 bei.