Deutsche Biathletinnen gewinnen Staffel
13. Dezember 2014Als Schlussläuferin Franziska Preuß unter dem tosenden Jubel der Biathlon-Fans in Hochfilzen in Österreich als Erste ihren Teamkolleginnen in die Arme fiel, hatte Bundestrainer Gerald Hönig Freudentränen in den Augen. Denn unerwartet liefen Luise Kummer, Franziska Hildebrand, Vanessa Hinz und Franziska Preuß zum ersten deutschen Saisonsieg. Im ersten Staffelrennen des Winters überzeugte das junge Quartett mit nur acht Nachladern am Schießstand und einer geschlossenen Mannschaftsleistung. "Jedes Podium ist heute besonders viel wert, vor allem weil es vielleicht auch ein bisschen unerwartet kommt", sagte Hönig sichtlich bewegt. Nach 4 x 6 Kilometern hatten die Deutschen 21,1 Sekunden Vorsprung auf Weißrussland. Dritter wurde Tschechien.
Ihren bislang letzten Staffelsieg hatten die deutschen Frauen vor einem Jahr in Annecy in Frankreich gefeiert. "Das ist einfach super, wenn man so startet. Das ist ein Zeichen, dass wir mannschaftlich stark sind, und das macht richtig Spaß", sagte Franziska Hildebrand. Staffel-Debütantin Luise Kummer hatte mit einem Nachlader als Elfte auf Hildebrand übergeben, die ihr Team trotz vier Extrapatronen auf Rang sechs nach vorne brachte. Der zweite Staffel-Neuling Vanessa Hinz (2 Fehlschüsse) zeigte ebenfalls keine Nerven. Als Preuß als Führende beim letzten Schießen ihren einzigen Nachlader ins Schwarze setze, ballte Hönig die Faust und nahm die Glückwünsche der Kollegen mit einem Lächeln entgegen.
Im Umbruch
Nach dem Karriereende von Andrea Henkel, dem Dopingskandal und Rücktritt von Evi Sachenbacher-Stehle ist das einst siegverwöhnte deutsche Frauen-Team mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren im Umbruch. Zudem steckte nicht nur bei Hönig noch die verkorkste Olympia-Staffel im Hinterkopf. Am 21. Februar, als der Dopingfall Sachenbacher-Stehle publik geworden war, hatten die zuvor in den Staffeln gut aufgelegten deutschen Damen mit Platz elf eine herbe Enttäuschung erlebt.
Startläuferin Preuß war kurz nach dem Start gestürzt, hatte einen Stock verloren und dann beim ersten Anschlag nicht schießen schönnen. Beim Sturz hatte sich Schnee im Gewehr verfangen, sie kassierte eine Strafrunde - und die Staffel war verloren, bevor sie angefangen hatte. "Wenn die neue Saison mit dem von uns dokumentierten Neuaufbau so anfängt und im Hinterkopf noch die Olympia-Staffel stecken geblieben ist, dann macht das heute besonders Spaß", bekannte Trainer Hönig.
Männer mit neun Nachladern
Nicht so erfolgreich wie die deutschen Skijägerinnen waren die Männer. Die deutschen Biathleten verpassten ihren ersten Staffelsieg seit fast vier Jahren. Erik Lesser, Andreas Birnbacher, Daniel Böhm und Simon Schempp brauchten neun Nachlader und wurden Fünfte. Der Sieg ging an das Team Russlands, das dank einer hervorragenden Schießleistung vorn lag. Die Russen verwiesen die Mannschaften aus Frankreich und Norwegen auf die Podestplätze zwei und drei.
Zweiter Saisonsieg für deutsche Bobfahrer
Bob-Pilot Maximilian Arndt hat beim Weltcup-Auftakt in Lake Placid überraschend für den zweiten deutschen Sieg gesorgt. Der Vierer-Weltmeister gewann den von zahlreichen Unfällen unterbrochenen ersten Saisonlauf im großen Schlitten und verwies den Russen Alexander Kasjanow mit einer Hundertstelsekunde Vorsprung auf Rang zwei. "Das war ein perfekter Tag mit einer großartigen Mannschaft", sagte Arndt. Im zweiten Lauf verlor Franceso Friedrich auf der Hochgeschwindigkeitsbahn die Kontrolle über seinen Schlitten und wurde als 14. gewertet. Im ersten Durchgang war auch der Schlitten von Junioren-Weltmeister Nico Walther bei voller Geschwindigkeit umgekippt, Walther trat zum zweiten Lauf nicht mehr an. Am Freitag hatte Friedrich das Zweierbob-Rennen gewonnen. Bei den Winterspielen in Sotschi waren die deutschen Piloten erstmals seit 50 Jahren ohne Medaille geblieben. Im Zweierbob-Wettbewerb der Frauen in Lake Placid wurde Anja Schneiderheinze Vierte, es gewann die US-Amerikanerin Elana Meyers Taylor.
Geisenberger eine Klasse für sich
Rodel-Olympiasiegerin Natalie Geisenberger hat beim dritten Weltcup der WM-Saison ihren dritten Einzel-Sieg gefeiert. Nach ihren Erfolgen in Innsbruck und Lake Placid bewies die 26-Jährige auch im kanadischen Calgary ihre Ausnahmestellung und gewann vor den beiden US-Lokalmatadorinnen Alex Gough und Arianne Jones. Geisenbergers Dauerrivalin Tatjana Hüfner wurde Vierte. Anke Wischnewski als Fünfte und Dajana Eitberger als Sechste landeten ebenfalls erneut weit vorne.
Severin springt aufs Podest
Das höchste Podest konnte Severin Freund jenseits des Urals nicht erklimmen, doch auch mit dem dritten Rang bei der Weltcup-Premiere im russischen Nischni Tagil war der Skiflug-Weltmeister zufrieden. Mit Sprüngen auf 130,5 und 127 Meter musste der 26-Jährige lediglich dem Norweger Anders Fannemel und Weltcup-Rekordsieger Gregor Schlierenzauer aus Österreich den Vortritt lassen. "Es war ein schöner Wettkampf mit einem guten Ergebnis", kommentierte Freund den 27. Podiumsplatz seiner Karriere. Eine überzeugende Vorstellung bot auch Team-Olympiasieger Marinus Kraus als Achter.
Deutsche Slalomfahrerinnen chancenlos
Die deutschen Skirennfahrerinnen sind beim Slalom im schwedischen Are ohne Spitzenplatzierungen geblieben. Barbara Wirth kam beim dritten Weltcup-Sieg von Lokalmatadorin Maria Pietilä-Holmner als beste Athletin des Deutschen Skiverbandes nur auf Rang 19. Christina Geiger, die nach dem ersten Lauf noch 14. gewesen war, schied im zweiten Durchgang aus. Hinter Pietilä-Holmner sicherten sich die im Gesamtweltcup führende Slowenin Tina Maze als Zweite sowie die Schwedin Frida Hansdotter als Dritte die weiteren Podestplätze.
sn/tk (sid, dpa)