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Deutsche verfehlen Medaillenvorgabe klar

Calle Kops (sid/dpa)10. August 2012

Das deutsche Team verpasst sein Medaillenziel bei den Olympischen Spielen deutlich. Die Zielvereinbarung zwischen dem Deutschen Olympischen Sportbund und den Fachverbänden geht weit an der Realität vorbei.

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Die deutsche Schwimmerin Britta Steffen am beckenrand (Foto: dpa)
Die deutsche Schwimmerin Britta SteffenBild: AFP/Getty Images

Die Spatzen pfiffen es schon von den Dächern, doch zur Veröffentlichung der konkreten Fakten und Zahlen war erst eine Klage nötig. Nun ist klar: Das deutsche Olympiateam verfehlt in London seine hochgesteckten Medaillenziele mehr als deutlich. Die mit Spannung erwartete Bekanntgabe der geheimen Zielvereinbarungen zwischen dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und seinen Verbänden brachte ein Ergebnis zutage, das mit der Realität in London nur ganz wenig zu tun hat und jede Menge Fragen aufwirft.

86 Medaillen sollten geholt werden, davon 28 goldene. Nach 241 der 302 Entscheidungen kam das deutsche Team lediglich auf 38 Medaillen – 10 Gold-, 17 Silber- und 11 Bronzemedaillen. Die Zielvereinbarung war im Herbst 2008 kurz nach dem Ende der olympischen Sommerspiele in Peking getroffen worden. Schon mit Blick auf die Medaillenbilanz von Peking, dort gab es 41 Medaillen – 16 Gold, 10 Silber und 15 Bronzemedaillen –, mutet die Prognose mehr als optimistisch an.

Freiwillige Veröffentlichung?

Das für den Sport zuständige Bundesministerium hatte in Absprache mit dem DOSB wenige Minuten vor Ablauf einer gerichtlichen Frist (10.08.2012, 15.00 Uhr MESZ) die bisher unter der Decke gehaltenen Zielvereinbarungen veröffentlicht. In der vergangenen Woche hatte das Verwaltungsgericht Berlin der Klage eines Zeitungs-Journalisten stattgegeben und anschließend dem Bundesinnenministerium ein Zwangsgeld in Höhe von 10.000 Euro angedroht, falls es nicht bis Fristende seiner Verpflichtung zur Auskunft nachkomme.

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes Thomas Bach bei einer Pressekonferenz in London (Foto: Getty Images)
Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes Thomas Bach in LondonBild: Getty Images

Man hätte die Zahlen im Rahmen der DOSB-Analyse aller Ergebnisse von London "ohnehin öffentlich gemacht", ließ Sportbund-Präsident Thomas Bach nun per Pressemiteilung verlauten. "Kurz vor Abschluss der Olympischen Sommerspiele 2012 sehen wir keine Notwendigkeit mehr, die zwischen den Sportfachverbänden und dem DOSB vereinbarten Medaillenziele vertraulich zu behandeln", hieß es weiter.

Es geht ums liebe Geld

Die Zielvereinbarung zwischen dem Deutschen Olympischen Sportbund und seinen Fachverbänden dient dem Bundesinnenministerium als Grundlage für die Vergabe von Fördergeldern. Kurz gesagt: Je mehr Medaillen zu erwarten sind, desto mehr Fördergelder gehen an die Verbände...

Doch die Prognosen gehen so weit an dem Erreichten vorbei, dass sich unweigerlich Fragen zum Zustand des deutschen Spitzensports und dem Wert einer solchen Vereinbarung stellen. Unter anderem wurde vor vier Jahren mit einer Goldmedaille im Handball spekuliert, die Schwimmer sollten acht Medaillen holen. Die Realität sieht anders aus: Kein Handball-Team qualifizierte sich für London, die Schwimmer holten am Freitag (10.08.2012) durch Thomas Lurz über 10 km im Freiwasser mit Silber ihre erste und einzige Medaille.