Deutsche Wirtschaft legte 2015 kräftig zu
14. Januar 2016Das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) fiel damit 2015 sogar noch stärker aus als im Vorjahr, als die Wirtschaftsleistung um 1,6 Prozent zugelegt hatte. Dies teilte das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Berlin mit.
Gute Laune bei den Konsumenten
"Wichtigster Motor war der Konsum", sagte der Präsident der Behörde, Dieter Sarreither. Vielen Verbrauchern sitzt das Geld seit Monaten locker, weil Sparen kaum noch belohnt wird und die gesunkenen Energiepreise die Haushalte zusätzlich entlasten. Dazu kommt, dass sich vergleichsweise Wenige aktuell Sorgen um ihren Job machen: Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist historisch günstig. Mit 2,681 Millionen war die Zahl der Erwerbslosen im Dezember so niedrig wie seit 24 Jahren nicht in diesem Monat. Unter dem Strich legte der Konsum der privaten Haushalte 2015 um 1,9 Prozent zu, deutlich mehr als 2014 mit 0,9 und auch 2013 mit 0,6 Prozent.
Die deutsche Wirtschaft konnte auch im vierten Quartal 2015 zulegen. In einer ersten Schätzung geht das Statistische Bundesamt ungefähr von einem Viertel Prozent Wachstum im Vergleich zum Vorquartal aus. Ein genauer Wert soll Mitte Februar veröffentlicht werden. Damit setzte sich der positive Trend zum Jahresende fort. Im dritten Quartal hatte die Wirtschaftsleistung im Vergleich zum Vorquartal nach bisherigen Zahlen um 0,3 Prozent zugelegt. Im Frühjahr waren es demnach 0,4 Prozent, zu Jahresbeginn 2015 ebenfalls 0,3 Prozent.
Einen konkreten Ausblick auf 2016 wollte Sarreither nicht wagen. Er zitierte aber Prognosen von Volkswirten, die von etwa 1,8 Prozent Wachstum im laufenden Jahr ausgingen. Diese Prognosen seien mit den Daten der Statistiker "kompatibel", sagte Sarreither. Die gute Lage am Arbeitsmarkt spiegelte sich auch in der Beschäftigung. Erstmals gab es 2015 mehr als 43 Millionen Beschäftigte. "Das ist der höchste Stand seit der deutschen Vereinigung", sagte Sarreither.
Auch der Staat gab viel Geld aus
Auch der staatliche Konsum trug 2015 kräftig zum Wachstum bei - unter anderem, weil der Staat für die Versorgung und Integration Hunderttausender Flüchtlinge viel Geld in die Hand nehmen muss. Viele Volkswirte werten die Zuwanderung von Menschen aus Syrien, dem Irak oder Afghanistan als Konjunkturprogramm - auch mit Blick auf 2016.
Der Konsum - staatlich wie privat - wird nach Experteneinschätzung im laufenden Jahr die Hauptstütze des deutschen Wirtschaftsaufschwungs bleiben. Günstige Ölpreise und der schwache Euro helfen zudem dem Export. Somit herrscht für 2016 trotz Flüchtlingskrise, Terrorgefahr und China-Schwäche Optimismus vor. Viele Prognosen sagen mindestens ein Wachstum auf dem Niveau des abgelaufenen Jahres voraus. 2014 hatte es für Europas größte Volkswirtschaft ein Plus von 1,6 Prozent gegeben, 2013 musste sich die deutsche Wirtschaft mit mageren 0,3 Prozent Wachstum begnügen.
zdh/bea (rtr, dpa, afp)