Autobauer warnen vor US-Zöllen
24. Mai 2018Donald Trump lässt Importzölle auf Autos, LKW und Autoteile prüfen. Das US-Handelsministerium müsse klären, ob die Einfuhr der Fahrzeuge eine Gefahr für die nationale Sicherheit der USA darstelle, sagte der Präsident in Washington. Formell ordnete er eine Untersuchung nach dem so genannten Kapitel 232 an. "Schlüsselindustrien wie Autos und Autoteile sind kritisch für die Stärke unserer Nation", meinte Trump weiter. Mit dem Schutz der nationalen Sicherheit hatte der Präsident auch die im März verhängten Schutzzölle auf Stahl und Aluminium begründet, von denen die EU noch bis zum 1. Juni ausgenommen ist.
Auf seine Ankündigung reagierten die Märkte prompt. Unter die Räder gerieten vor allem die Autowerte: BMW, Daimler und Volkswagen verloren im frühen Handel zwischen 1,9 und 1,4 Prozent. Der japanische Aktienmarkt rückte ebenfalls ins Minus: der Nikkei-Index um 1,1 Prozent, der breiter gefasste Topix-Index um 1,2 Prozent. Am schwersten erwischte es auch hier die Autobauer: Mazda verloren mehr als fünf Prozent. Toyota gaben drei Prozent, Subaru 2,5 Prozent und Nissan 1,8 Prozent nach.
"Protektionismus hilft nicht"
Die deutsche Wirtschaft protestiert scharf gegen weitere Handelsbarrieren der USA. "Aspekte der nationalen Sicherheit als Begründung anzuführen, ist konstruiert und an den Haaren herbeigezogen", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Eric Schweitzer. "Wir müssen das schon fast als Provokation werten." Investitionen und Jobs, die deutsche Hersteller in den USA schaffen, würden in Washington vollkommen außer Acht gelassen.
Für den Verband der Automobilindustrie (VDA) kommt die nun eingeleitete Untersuchung des US-Handelsministeriums zwar nicht überraschend. Die deutsche Automobilindustrie beobachte die Entwicklung aber "aufmerksam und mit Sorge", erklärte VDA-Präsident Bernhard Mattes.
Der Volkswagen-Konzern warnte vor "einseitigem Protektionismus". Nur freier und fairer Handel sichere Wohlstandsgewinne, sagte ein Konzernsprecher in Wolfsburg. Die Erfahrung zeige, dass "einseitiger Protektionismus langfristig niemandem geholfen" habe. BMW verweist auf seine weltweit größte Produktionsstätte in Spartanburg im US-Bundesstaat South Carolina und hebt hervor, ein barrierefreier Marktzugang sei ein entscheidender Faktor für das Wachstum, den Wohlstand und die Beschäftigung in der gesamten globalen Wirtschaft.
Ein Aufschlag von 25 Prozent?
US-Handelsminister Wilbur Ross sagte, es gebe Beweise, die darauf hindeuteten, dass Importe aus dem Ausland seit Jahrzehnten "unsere heimische Autoindustrie untergraben haben". Er kündigte eine "gründliche, faire und transparente Ermittlung" seines Ministeriums an, "ob solche Importe unsere Wirtschaft schwächen und die nationale Sicherheit beeinträchtigen".
Nach Informationen des "Wall Street Journal" (WSJ) könnte der Aufschlag auf eingeführte Fahrzeuge bis zu 25 Prozent betragen. "Auf unsere großartigen amerikanischen Automobilarbeiter warten schon bald große Nachrichten", twitterte Trump und weiter heißt es: "Nachdem eure Jobs jahrzehntelang ins Ausland verloren gingen, habt ihr lange genug gewartet!"
Für die betroffenen Autobauer könnte mit den Importzöllen ein empfindlicher Kostendruck entstehen. Sowohl für die deutschen als auch die europäischen Hersteller ist der Export in die USA von großer Bedeutung: Europäische Unternehmen fertigten nach Zahlen des Marktforschers Autodata nur rund 30 Prozent ihrer 2017 in den USA verkauften Fahrzeuge in Nordamerika. Dagegen produzieren die japanischen und koreanischen Hersteller 70 Prozent ihrer Autos dort.
Trump kritisiert deutsche Autobauer
Trump hatte bereits am 11. Mai bei einem Treffen mit Automobilherstellern erklärt, er plane Importzölle von 20 bis 25 Prozent auf einige Fahrzeuge. Insbesondere kritisierte er dort die deutschen Konzerne. Für Volkswagen, Daimler und BMW sind die USA der zweitgrößte Exportmarkt nach China.
Die USA haben im vergangenen Jahr nach einer offiziellen Statistik 8,3 Millionen Autos im Wert von 192 Milliarden Dollar eingeführt. Davon kamen 2,4 Millionen Fahrzeuge aus Mexiko, 1,8 Millionen aus Kanada, 1,7 Millionen aus Japan und 500.000 aus Deutschland. Im selben Zeitraum exportierten die USA knapp zwei Millionen Autos im Wert von 57 Milliarden Dollar ins Ausland.
se/rb (rtr, ap, afp)