Deutscher Filmpreis: eine Lola für "Victoria"
Mit Preisgeldern in Höhe von knapp drei Millionen Euro ist der Deutsche Filmpreis die höchstdotierte deutsche Kulturauszeichnung. Sechs Regiearbeiten hatten 2015 Chancen auf die "Goldene Lola" für den besten Film.
Die Filmbranche kürt ihre Besten
In insgesamt 16 Kategorien vergab die Deutsche Filmakademie die Auszeichnungen. Mehr als 1800 Gäste sorgten zur Verleihung des 65. Deutschen Filmpreises am Abend in Berlin für Hollywood-ähnlichen Glanz. Klarer Lola-Favorit war mit sieben Nominierungen der gerade im Kino gestartete Echtzeit-Thriller "Victoria" von Sebastian Schipper, der dann auch das Rennen machte.
"Victoria"
Schon im Februar war Sebastian Schippers Film bei der Berlinale ein Ereignis: Für seine herausragende künstlerische Leistung wurde "Victoria" dort mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Das Besondere: Gedreht ist der 140-Minüter, der von einem tragisch ausgehenden Bankraub im nächtlichen Berlin erzählt, in nur einer Einstellung. "Victoria" lieferte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen...
"Elser - Er hätte die Welt verändert"
...mit "Elser - Er hätte die Welt verändert", der ebenfalls sieben Mal nominiert war: in der Kategorie "bester Schnitt", "beste Kamera", "bester Schauspieler", "beste Nebenrolle", "bestes Szenenbild", "bestes Kostümbild" und "bestes Maskenbild". Regisseur Oliver Hirschbiegel hat das Leben des Widerstandskämpfers Georg Elser verfilmt: Sein Bombenanschlag auf Adolf Hitler war 1939 gescheitert.
"Im Labyrinth des Schweigens"
Manchmal muss erst das Kino kommen, um auch ein größeres Publikum mit einem schwierigen historischen Thema zu konfrontieren: Regisseur Giulio Ricciarelli war mit "Im Labyrinth des Schweigens" für die Lola nominiert. Sein Film erzählt die Vorgeschichte des Auschwitz-Prozesses, ein bis dato stiefmütterlich behandeltes Thema im Kino.
"Who am I - kein System ist sicher"
Auch der Cyberthriller mit Tom Schilling und "Fack ju Göhte"-Star Elyas M'Barek als Top-Hacker ging ins Rennen um die Lola: Benjamin ist ein Außenseiter. Als er Max kennenlernt und mit ihm eine Hacker-Bande gründet, beginnt für ihn die aufregendste Zeit seines Lebens. Nicht zuletzt wegen der Cyber-Attacke auf den Bundestag widmet sich "Who am I" einem hochaktuellen und brisanten Thema.
"Zeit der Kannibalen"
Fast nur ein einziger Schauplatz, nicht mehr als drei Darsteller. In der Satire "Zeit der Kannibalen" schaut Johannes Naber auf die Welt der Unternehmensberater und zeigt sie als zynische Mitspieler in einer globalisierten Wirtschaft: Wie sie kühl mit Millionensummen jonglieren, diese hin- und herschieben und den Einzelnen zum Spielball der Unternehmen machen, ist preisverdächtiges Kino.
"Wir sind jung. Wir sind stark"
Spätsommer 1992: Seit knapp zwei Jahren ist Deutschland wiedervereinigt, wirtschaftliche Strukturen brechen zusammen, im Osten grassiert die Arbeitslosigkeit. Ein Asylbewerberheim und das angrenzende Wohnheim für Vietnamesen in Rostock-Lichtenhagen brennen aus. Burhan Qurbani, ein deutscher Regisseur mit afghanischen Wurzeln, hat die Ereignisse in einem Spielfilm aufgearbeitet.
"Jack"
Jack und sein kleiner Bruder irren nachts alleine durch Berlin, ohne Geld, ohne Essen, auf der Suche nach ihrer Mutter. Regisseur Edward Berger erzählt in "Jack" die Geschichte eines vernachlässigten und verlassenen zehnjährigen Jungen. Das Drama lief im Februar schon im Wettbewerb der Berlinale.
Beste Schauspieler
Als beste Schauspielerinnen waren unter anderen Nina Hoss (im Bild) in ihrer Rolle in "Phoenix", "Victoria"-Darstellerin Laia Costa und Katharina Marie Schubert in "Ein Geschenk der Götter" nominiert. Am Ende gewann Costa. Um die Lola für den besten Schauspieler konkurrierten "Elser"-Schauspieler Christian Friedel, und Hanno Koffler, Darsteller in "Härte". Lau siegte und mit ihm erneut "Victoria".
"Honig im Kopf"
Auch dabei: Til Schweigers Alzheimer-Tragikomödie "Honig im Kopf". Sie erhielt den undotierten Preis für den "besucherstärksten Film des Jahres". Den Kinofilm mit Dieter Hallervorden in der Hauptrolle haben knapp sieben Millionen Kinobesucher gesehen.