Deutscher Filmpreis: Nominierte und Favoriten 2019
"Gundermann", Andreas Dresens filmische Biografie eines DDR-Sängers, ist Favorit beim Deutschen Filmpreis. Zehn Mal wurde der Film nominiert. Ein glücklicher Gewinner der Lola-Gala steht schon fest.
Bester Film und mehr: "Gundermann"
Regisseur Andreas Dresen hat aus der Biografie des DDR-Sängers Gerhard Rüdiger Gundermann (1955 - 1998) einen berührenden wie politisch aufschlussreichen Film gemacht. In der Hauptrolle brilliert Alexander Scheer. Das filmische Porträt eines innerlich zerrissenen Musikers und DDR-Bürgers wurde in zehn Kategorien nominiert und gilt auch als Favorit in der Königsdisziplin "Bester Spielfilm".
Drama auf hoher See: "Styx"
Dort muss "Gundermann" unter anderem gegen "Styx" antreten. Wolfgang Fischers Überseedrama um eine junge Frau, die alleine mit ihrem Segelboot unterwegs ist und im Mittelmeer auf ein Flüchtlingsboot trifft, zwingt die Zuschauer zu schwierigen Gewissensfragen: Wie würde ich entscheiden angesichts einer Situation zwischen Verantwortung, Menschlichkeit und kalter Justiz?
Ästhetisches Experiment: "Transit"
Auch in Christian Petzolds Film "Transit" geht es um das Thema Flüchtlinge. Auch Petzolds Film ist in der Königsdisziplin des "Deutschen Filmpreises" nominiert. Der Regisseur hat sich eines gewagten ästhetischen Konzepts bedient: "Transit" ist einerseits eine freie Verfilmung von Anna Seghers' berühmtem gleichnamigem Roman - andererseits eine im heutigen Frankreich spielende filmische Philosophie.
Publikumsliebling: "Der Junge muss an die frische Luft"
"Der Junge muss an die frische Luft" nach der Autobiografie von Hape Kerkeling ist der vierte Film, der als "Bester Spielfilm" nominiert wurde. Caroline Links berührende Familien- und Kindheitsgeschichte hat bereits eine Auszeichnung sicher - die des "besucherstärksten Films". Außerdem nominiert als "Bester Spielfilm": das Road-Movie "25km/h" und die Musikkomödie "Das schönste Mädchen der Welt".
Blick in die Zukunft: "Hi, A.I."
Beim Deutschen Filmpreis, auch "Lola" genannt, werden natürlich nicht nur Auszeichnungen für Spielfilme vergeben. Wie bei den Oscars gibt es Preise in den verschiedensten Kategorien. Auch Dokumentarfilme stehen im Fokus. "Hi, A.I." von Isa Willinger, der das Thema künstliche Intelligenz und menschliche Roboter behandelt, ist einer von drei nominierten Filmen in der Kategorie "Dokumentation".
Kinderfilm "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer"
2018 war "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" der meistbesuchte deutsche Kinofilm. "Der Junge muss an die frische Luft" startete erst kurz vor Jahresende in den Kinos und eroberte sein Publikum dann in den vergangenen Monaten des Jahres 2019. Doch "Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer" darf sich trotzdem freuen, er ist einer von zwei nominierten Filmen in der Kategorie "Bester Kinderfilm".
Wer macht das Rennen als bester Regisseur?
Auch in dieser Kategorie gibt es einen Favoriten. Es dürfte für die Jury schwer sein, an Andreas Dresen vorbeizukommen. Schließlich wurde sein Film über den Rockmusiker Gundermann insgesamt zehnmal nominiert. Und so darf Andreas Dresen (hier bei einem Konzert mit Hauptdarsteller Alexander Scheer) auf die Sektion "Bester Regisseur" hoffen. Seine Konkurrenten sind Wolfgang Fischer und Caroline Link.
Bestes Drehbuch: "Das schönste Mädchen der Welt"
Ein wenig im Schatten der Regisseure stehen in der Kinobranche die Drehbuchautoren. Doch bei den Film-Galas werden auch sie geehrt. So sind in der Kategorie "Bestes Drehbuch" in diesem Jahr vier Autorinnen und Autoren bzw. Autorenteams nominiert. Für den Film "Das schönste Mädchen der Welt" (unser Bild mit Luna Wedler) griffen Lars Kraume, Aron Lehmann und Judy Horney zur Feder.
Schauspieler I: "Beste Darstellerinnen"
Drei tolle Schauspielerinnen dürfen in der Kategorie "Beste weibliche Hauptrolle" auf eine Auszeichnung am 3. Mai in Berlin hoffen. Neben Susanne Wolff (für ihren Auftritt in "Styx") und Luise Heyer ("Das schönste Paar") darf sich auch die in der Kinoszene noch weniger bekannte Aenne Schwarz Hoffnung machen. Sie spielt in "Alles ist gut" eine Frau, die Opfer eines sexuellen Übergriffs wurde.
Schauspieler II: "Bester Darsteller"
Bei den männlichen Schauspielern ist neben "Gundermann"-Darsteller Alexander Scheer und Rainer Bock ("Atlas") Jonas Dassler nominiert. Der 1996 geborene Darsteller spielt in Fatih Akins blutrünstiger Serienmördergeschichte "Der goldene Handschuh" den berüchtigten Frauenmörder Fritz Honka, der in den 1970er Jahren in Hamburg mehrere Prostituierte bestialisch ermordete.
Wer führte die "Beste Kamera"?
Der Job hinter der Kamera ist beim Film überwiegend von männlichem Personal besetzt. Kamerafrauen sind selten. Umso schöner ist es, dass sich 2019 in der Kategorie "Beste Kamera/Bildgestaltung" auch eine Frau Hoffnung auf den Preis machen kann: Die schon erfahrene Judith Kaufmann ist verantwortlich für die Bilder des Film "Nur eine Frau" - hier eine Szene mit Almila Bagriacik.
Musikalische Atmosphäre: "Wackersdorf"
Der Film über den Bürgerprotest gegen die Wiederaufbereitungsanlage Wackersdorf in der Bundesrepublik der 1980er Jahre bezog einen Großteil seiner atmosphärischen Dichte aus der Musik. Und so ist die Gruppe "Hochzeitskapelle", die für den Soundtrack von "Wackersdorf" verantwortlich ist, auch nominiert für den "Deutschen Filmpreis" in der Sparte "Beste Filmmusik".
Ehrenpreis für Margarethe von Trotta
Die meisten Filmschaffenden muessen auf die Preisverleihung warten, um zu erfahren, ob sie zu den glücklichen Gewinnern einer "Lola" gehören. Regisseurin Margarethe von Trotta kann sich entspannt zurücklehnen. Die 1942 in Berlin geborene Filmemacherin erhält in diesem Jahr den "Deutschen Filmpreis" fürs Lebenswerk. Von Trotta wurde mit Filmen wie "Die bleierne Zeit" und "Rosa Luxemburg" bekannt.