Kabul: Attentat auf deutschen General
5. August 2014Der Brigadegeneral sei außer Lebensgefahr und werde medizinisch versorgt, teilte die Bundeswehr-Dienststelle in der Nähe von Berlin mit. Bei dem Attentat in einem von Briten geführten Trainingszentrum wurde ein Soldat der internationalen Schutztruppe ISAF getötet. Das Pentagon bestätigte in Washington den Tod eines Generals. Dieser sei das hochrangigste Opfer, das die US-Streitkräfte seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 zu beklagen hätten. Der TV-Sender ABC berichtete, es handele sich um Generalmajor Harold Greene. Bei dem Angriff erlitten zudem 15 ISAF-Soldaten Verletzungen.
Ein Bundeswehr-Sprecher konnte noch nicht sagen, ob der verwundete deutsche General ausgeflogen wird. Der Offizier sei in Kabul stationiert, wo derzeit noch rund 225 Bundeswehr-Angehörige Dienst tun. Insgesamt sind noch 1900 deutsche Soldaten in Afghanistan im Einsatz, die meisten von ihnen in Masar-i-Scharif im Norden des Landes. Derzeit hat die Bundeswehr fünf Generäle in Afghanistan.
Der afghanische Präsident Hamid Karsai verurteilte den Angriff als einen feigen Akt der Feinde Afghanistans, die den Aufbau starker Institutionen verhindern wollten.
Unklarer Tathergang
Zum Tathergang gab es zunächst widersprüchliche Angaben. Das afghanische Verteidigungsministerium meldete, dass ein "Terrorist in der Uniform der Nationalarmee" das Feuer auf afghanische und ausländische Truppen eröffnet habe. Aus der afghanischen Armee hieß es dagegen, der Schütze sei ein Soldat gewesen, der nach einem Streit auf seine Ausbilder geschossen habe. Bundeswehr und ISAF machten zunächst keine Angaben zum Täter. Der Anschlag ereignete sich während eines Treffens mit afghanischen Führungspersönlichkeiten in Camp Kargha.
In den vergangenen Jahren hatte es mehrfach tödliche Angriffe von afghanischen Sicherheitskräften auf NATO-Verbündete gegeben. Zuletzt waren solche Anschläge aber seltener geworden. Der jüngste Anschlag ist nach Angaben aus Sicherheitskreisen der fünfte sogenannte Innentäterangriff in diesem Jahr in Afghanistan.
Im Mai 2011 wurde schon einmal ein deutscher General bei einem Attentat in Afghanistan verwundet: Der damalige Regionalkommandeur im Norden, Markus Kneip, überlebte einen Bombenanschlag im Ort Talokan bei Kundus. Zwei deutsche Soldaten wurden dabei getötet und fünf weitere zum Teil schwer verwundet. Beim bisher schwersten Angriff eines sogenannten Innentäters auf die Bundeswehr wurden im Februar 2011 in der Provinz Baghlan drei deutsche Soldaten getötet, als ein afghanischer Soldat am Stützpunkt OP North das Feuer auf sie eröffnete.
Kritische Phase
Afghanistan befindet sich in einer kritischen Phase: Die NATO-geführten ISAF-Truppe einschließlich der Bundeswehr will nach 13 Jahren bis Ende des Jahres ihre Kampfverbände vollständig abziehen. Dann soll eine Mission mit 12.000 Soldaten zur Ausbildung der afghanischen Armee folgen, die auf dem anstehenden NATO-Gipfel in Wales beschlossen werden soll. Voraussetzung ist aber die Unterschrift des neuen afghanischen Präsidenten unter ein Abkommen, das ausländischen Soldaten Schutz vor Strafverfolgung durch die afghanische Justiz gewährt.
Die politische Lage am Hindukusch ist aber nach der zweiten Runde der Präsidentenwahl von Mitte Juni weiterhin angespannt. Nach Angaben der Wahlkommission gewann der ehemalige Finanzminister Aschraf Ghani die Stichwahl. Sein Kontrahent, der frühere Außenminister Abdullah Abdullah, warf ihm jedoch Manipulationen vor und beansprucht den Sieg für sich. Nun soll eine Neuauszählung der Stimmzettel Klarheit bringen.
kle/uh (dpa, afp, rtre, ape)