Im Kino: "Deutschland. Dein Selbstporträt"
12. Juli 2016So ganz neu ist die Idee nicht. Regisseur Robert van Ackeren hatte 1979 auch schon mal dazu aufgerufen, ihm private Filme zuzuschicken, damals vor allem noch auf Super 8 aufgenommen. Daraus montierte er dann einen Kompilationsfilm. 1980 kam "Deutschland privat - Eine Anthologie des Volksfilms" in die Kinos. Van Ackeren legte damals besonderen Wert auf das Thema Erotik.
Vorbild "Life in a Day"
35 Jahre später beruft sich Sönke Wortmann daher auch nicht auf van Ackeren, sondern auf den britischen Produzenten und Regisseur Ridley Scott. Der hatte vor fünf Jahren gemeinsam mit dem Regiekollegen Kevin Macdonald ein ähnliches Projekt in die Kinos gebracht: "Life in a Day". Menschen in aller Welt waren damals aufgerufen, einen einzigen Tag, den 24. Juli 2010, auf Filmmaterial zu bannen und dem Team Scott/Mcdonald zu schicken.
Bei Sönke Wortmann war es der 20. Juni 2015. Damals wandte er sich mit einem ganz ähnlichen Konzept an die Deutschen. Im Gespräch mit der Deutschen Welle erläuterte der Regisseur seine Idee: "Wenn man ein Drehbuch schreibt, dann weiß man ungefähr, wie die Geschichte ausgehen wird. Das war ja hier überhaupt nicht so. Das fand ich das Aufregende. Ich dachte, vielleicht gelingt es ja, unser Land an einem bestimmten Tag, in einem bestimmten Jahr, so zu destillieren, dass man es verstehen kann."
Drei Fragen an die Deutschen
Drei Fragen gab Wortmann allen mit auf den Weg: Was macht Dich glücklich? Wovor hast Du Angst? Was bedeutet Deutschland für Dich? Über 10.000 Menschen haben sich beteiligt, viele schickten Handyfilme an den Regisseur, aber auch halbprofessionelle Filmaufnahmen. Wortmann und sein Team haben aus dem riesigen Materialberg (300 Stunden Film) - nach einer ersten Sichtung durch 16 Mitarbeiter - nun den endgültigen Kinofilm montiert.
Ist Regisseur Wortmann mit dem Ergebnis zufrieden? "Ich glaube, so ist Deutschland in seiner Verschiedenheit auch, bei 10.000 Beiträgen ist von allem was dabei. Da bin ich ziemlich sicher", sagt der Regisseur. Er habe keine Schere im Kopf gehabt, was er ganz bewusst nicht mit reinnehmen wollte.
Einblicke in die Gedankenwelt der Deutschen
Natürlich ergibt "Deutschland. Dein Selbstporträt" kein objektives Bild des Landes, das kann es auch gar nicht geben. Es ist eher eine filmische Spielerei. Ein Potpourri vieler verschiedener Elemente: Filme, die auf dem Smartphone aufgenommen wurden, Beiträge, die mit professioneller Kameratechnik in der Natur entstanden oder in luftigen Höhen aus dem Flugzeug heraus. Private Szenen sind dabei, Anrührendes und Erschreckendes, Lustiges und Kitschiges. Alles gibt Einblick in das tagtägliche Leben der Menschen und in die Gedankenwelt der Deutschen.
Der Film, der am 14. Juli anläuft, wirkt an vielen Stellen auch beliebig. Nach dem Kinobesuch könnte auch das Gefühl bleiben: Wir leben in einem schönen Land, den meisten Menschen geht es hier gut. Insofern ist "Deutschland. Dein Selbstporträt" auch eine Art "Sommermärchen" des Jahres 2016.