Muss es die Karibik oder Bali sein?
4. Juli 2016Wer den Klimawandel bremsen will, muss sich beeilen. Grund genug für Deutschland auf schnelle Fortschritte beim internationalen Klimaschutz zu drängen. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) mahnte beim Petersberger Klimadialog in Berlin die rasche Umsetzung des UN-Klimaschutzabkommens von Paris an: "Wir wollen ein schnelles Inkrafttreten ermöglichen und das Abkommen auch juristisch zum Leben erwecken."
Bei der Umsetzung der Klimaziele von Paris plant Deutschland eine besondere Unterstützung für Entwicklungsländer. Das Bundesumwelt- und das Entwicklungshilfeministerium kündigten eine "Umsetzungs-Partnerschaft" an. Entwicklungsländer sollen dadurch einen schnellen Zugang zu maßgeschneiderter Beratung beim Klimaschutz erhalten, etwa zum Aufbau eines Sektors erneuerbarer Energien, zu nachhaltiger Stadtentwicklung und Landwirtschaft. Zudem soll die Partnerschaft helfen, Klima- und Entwicklungsziele stärker zusammenzuführen und die Geberprogramme besser aufeinander abzustimmen. Offiziell soll die Partnerschaft auf der Klimakonferenz in Marrakesch im November beginnen.
Berlin beeilt sich
Im Dezember hatte sich die Weltgemeinschaft in Paris darauf geeinigt, die Erderwärmung auf unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Idealerweise soll die 1,5-Grad-Marke angepeilt werden. Bisher haben erst 19 von 197 Unterzeichnerstaaten das Abkommen ratifiziert. Deutschland gehört bislang nicht dazu. Das Klimaabkommen tritt erst in Kraft, wenn es 55 Länder ratifiziert haben, die zusammen 55 Prozent der aktuellen CO2-Emissionen ausmachen. In Berlin verlautete jetzt, das Pariser Abkommen solle an diesem Mittwoch im Bundeskabinett beschlossen werden.
Urlaub in Balkonien
Muss es eine Fernreise sein, oder reicht nicht auch Borkum, um sich im Urlaub zu erholen? Umweltschützer prangern an, Fliegen sei die klimaschädlichste Art, sich fortzubewegen.
Zu Beginn der Urlaubszeit haben das Umweltbundesamt und Naturschützer die Bürger aufgerufen, auf Flugreisen möglichst zu verzichten. Je näher das Reiseziel, desto geringer seien die Klima- und Umweltschäden, erklärte das Umweltbundesamt der Deutschen Presse-Agentur. "Die umweltfreundlichste Variante ist daher der Urlaub auf Balkonien oder im Schrebergarten." Alternativen seien auch Rad- und Wanderurlaube.
Umweltbundesamt fordert Steuern auf Flüge
An die Politik appellierte das Amt, umweltschädliche Subventionen zu streichen, damit das Fliegen vom Staat nicht künstlich verbilligt wird. Abgeschafft gehören nach dem Willen des Umweltbundesamts die Befreiung des Kerosins von der Energiesteuer, die Befreiung internationaler Flüge von der Mehrwertsteuer und Betriebsbeihilfen für Flughäfen. "Anders wird die wichtige Verlagerung auf die umweltfreundlichere Schiene und die Eindämmung des Wachstums im Flugverkehr nicht zu erreichen sein", betonte die Bundesbehörde.
Rund 75 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen, die dem Tourismus zugerechnet werden, stammen aus dem Verkehr - davon 40 Prozent aus dem Flugverkehr. Ein Flugzeug stößt für jeden Personenkilometer 211 Gramm klimaschädliches Kohlendioxid aus - und damit deutlich mehr als ein Pkw (142 Gramm) sowie mehr als fünf Mal so viel wie die Bahn im Fernverkehr (41 Gramm).
Sieben Monate nach der UN-Klimakonferenz in der französischen Hauptstadt beraten an diesem Montag und Dienstag in Berlin Vertreter aus rund 35 Staaten über die Umsetzung der Klimaziele. Die nächste Klimakonferenz findet im November in Marokko statt. In der Zwischenzeit dient der Petersberger Klimadialog, den die Bundesregierung 2010 ins Leben gerufen hat, dem Austausch auf Ministerebene.
qu/mak (dpa, afp, kna)