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Deutschlands bester Freund

Sarah Wiertz31. Dezember 2012

Elf Jahre ist es her, dass zuletzt ein deutscher Skispringer die Vierschanzentournee gewonnen hat. Der dritte Platz von Severin Freund beim Auftaktspringen in Oberstdorf weckt nun bei den Fans große Hoffnung.

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Severin Freund beim Sprung in Bischofshofen im Januar 2012.(Foto:Kerstin Joensson/AP/dapd)
Severin Freund - Liebling der deutschen FansBild: dapd

Tosender Applaus, schwenkende Deutschland-Fahnen, Aufmunterungs-Plakate: Die Stimmung bei der Vierschanzentournee ist bestens - und das liegt besonders an einem Skispringer: Severin Freund. Er sorgt dafür, dass die Zuschauer vor Ort (rund 25.000) und auch am Fernseher (5,67 Millionen)  wieder mitfiebern. Endlich ist wieder ein Athlet aus dem deutschen Team da, der das Potential hat, den traditionellen Vierschanzentournee-Wettbewerb zu gewinnen.

Die Euphorie ist natürlich nicht zu vergleichen mit dem Hype, der um Sven Hannawald oder Martin Schmitt vor einem Jahrzehnt veranstaltet wurde. Damals wurden die damaligen Shootingstars regelmäßig von kreischenden Teenagern belagert und waren in Werbespots in Dauerschleife zu sehen. Der Erfolgsdruck auf die beiden war enorm. Sven Hannawald beendete nach einem Burn-Out-Syndrom seine Karriere und Martin Schmitt musste sich schon mal wegen eines Erschöpfungssyndroms behandeln lassen.

Hannawald-Groupies in Polen halten Transparent hoch. Januar 2002(AP Photo/Alik Keplicz)
Hannawald-GroupiesBild: AP

Erfolgshungrig

Severin Freund gibt sich ob der Erwartungen - zumindest äußerlich - gelassen: "Es geht nicht die Welt unter, wenn ich am Ende nicht ganz vorne dabei bin", so der 24-Jährige. Doch sein dritter Platz beim Auftaktspringen in Oberstdorf hat Hoffnungen geweckt: vier Jahre nach dem letzten Podestplatz (Martin Schmitt) und elf Jahre nach dem letzten Tournee-Sieg (Sven Hannawald) eines deutschen Athleten gieren die deutschen Fans nach einem Erfolg.

Dass das keine Utopie ist, meint auch Bundestrainer Werner Schuster: "Die dominierenden Springer der Saison sind Andreas Kofler, Gregor Schlierenzauer und Severin Freund." Gleich zum Auftakt der Saison 2012/2013 setzte Freund ein Ausrufezeichen und gewann das Springen in Lillehammer. Eine Woche später stand Freund auch beim Springen von Kusamo ganz oben auf dem Podest.

Noch lächelt er den Pressefotografen zu: Severin Freund. ,. (Foto:Matthias Schrader/AP/dapd)
Ein entspannter FreundBild: dapd

"Smarter, neugieriger Typ"

"Im Moment bin ich in der glücklichen Lage, dass ich in einer guten Form und vorne dabei bin", so Freund. Aber er weiß auch, dass sich ein kleiner Fehler beim Sprung, beim Flug einschleichen kann, oder eine Verletzung passieren und er abstürzen kann. Schließlich musste er auf seinen ersten Einzelerfolg im Januar 2011 vier Jahre warten. Und im April 2012 warf ihn ein Bandscheibenvorfall und damit eine mehrmonatige Verletzungspause zurück.

Möglicherweise hilft es Freund, sein Leben nicht nur dem Skispringen zu widmen. Er studiert internationales Management, gilt als ein smarter, neugieriger Typ. "Severin hat ein sehr gutes Allgemeinwissen. Was er nicht weiß, schaut er sofort nach", beschreibt sein Teamkollege Andreas Wellinger.

Was Freund aus eigener Erfahrung weiß: "Es ist wichtig im Hinblick auf die Tournee, die lang und kräftezehrend ist, so weit entspannen zu können, dass man frisch am Schanzentisch steht." Deshalb ist eine ausgiebige Silvesterfeier wohl nicht drin. Aber das Feiern könnte ja nachgeholt werden. Zum Beispiel nach einer gelungenen Vierschanzentournee...