#DeutschlandWaehlt: Stimmen aus Bayern
An der Landesgrenze zu Österreich haben Anwohner die Ankunft der Flüchtlinge 2015 hautnah miterlebt. Wie stehen sie im Wahljahr zur Willkommenskultur? DW-Reporterinnen haben nachgefragt.
Die Grenzgängerin
"Wir sitzen hier direkt an der Grenze zu Österreich. Tschechien ist auch nur 50 Kilometer weit weg", sagt Veronika Hackl. Sie engagiert sich für interkulturelle Vermittlung in der Region. "Ich spreche aber kein Tschechisch und das zeigt mir, dass immer noch Barrieren vorhanden sind. Ich möchte diese Barrieren einreißen und dass wir auf europäischer Ebene noch viel mehr zusammenwachsen."
Der Geschäftsmann
"Die Willkommenskultur tragen wir in Deutschland in uns", sagt der Unternehmer Fritz Audebert. "Wir sind offen, aber wir wollen das nicht anerkennen. Wir stellen uns nicht der Tatsache, dass wir eigentlich freundlich sind. Da plädiere ich an die Politik: Lasst uns einfach mal Menschen sein."
Der Bürgermeister
"Ich wünsche mir vor allem Frieden im Ausland", sagt Josef Lamperstorfer (CSU), Bürgermeister des kleinen Grenzorts Wegscheid. "Nur so kann man einen Krisenfall wie den an der Grenze in Wegscheid 2015 mit Tausenden Flüchtlingen verhindern. Geld für die Infrastruktur könnte auch mehr da sein: Wir sind eine große Gemeinde und dadurch haben wir immer erhebliche Kosten."
Die Neuankömmlinge
"Wie kann ich mich sicher fühlen, wenn alle paar Tage ein neues Gesetz verabschiedet wird, das Flüchtlingen das Leben schwerer macht", fragt Mahmoud Aljumaa. Er floh mit seiner Frau Ghofran und seinen Töchtern Razan und Dian aus Syrien nach Wegscheid. "Dabei kann man viel mehr aus sich herausholen, wenn man ein bisschen Ruhe und Sicherheit hat."
Die Einheimische
"Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf", sagt die Wegscheider Marie-Luise Erhard. "Ich habe oft Angst, weil sich viele nicht um die Politik kümmern und sagen: Jetzt geht es mir gut, jetzt wähle ich das gleiche wie immer. Sie gehen womöglich gar nicht zur Wahl oder wählen ohne Hintergrundwissen. Das finde ich schade in einer Demokratie."
Die Flüchtlingshelferin
"Wenn Leute, die sich aktiv für Flüchtlinge einsetzen, nicht wissen, wen sie wählen sollen und zu Hause bleiben, dann stärkt das definitiv die AfD und den rechten Flügel der CDU und CSU im Bundestag", sagt Marina Lessig aus München. "Ich glaube, dass ein solches Wahlergebnis viele Integrationserfolge zunichte machen würde."