DFB-Frauen greifen nach WM-Ticket
9. April 2022Nach einjähriger Verletzungspause ist sie wieder zurück: Alexandra Popp klatschte nach ihrem Comeback lächelnd ihre Mitspielerinnen ab und wurde immer wieder umarmt. Die deutschen Fußballerinnen haben mit Rückkehrerin Popp einen Riesenschritt in Richtung WM 2023 in Australien und Neuseeland gemacht.
Das überlegene Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg schaffte mit dem 3:0 (1:0) gegen Portugal in Bielefeld den siebten Sieg im siebten Spiel. "Das war wirklich souverän", sagte die Bundestrainerin in der ARD. Zunächst habe sich das Team aber "einfach nicht belohnt. Wir hatten genug Torchancen. Das ist es, was uns noch fehlt". Auch Torschützin Bühl meinte: "Wir haben uns viele Chancen erarbeitet, können sie aber noch besser nutzen."
Vor gut 7000 Zuschauern - darunter 350 Geflüchtete aus der Ukraine mit Freikarten - erzielten die Wolfsburgerinnen Lena Oberdorf (40. Minute) und Felicitas Rauch (80.) sowie Klara Bühl vom FC Bayern München (55.) die Tore für den zweifachen Weltmeister. Mindestens genauso wichtig war an diesem Tag aber das Comeback von Kapitänin Popp, die nach einjähriger Verletzungspause als Joker auf den Platz zurückkehrte und ihr 112. Länderspiel bestritt.
Ihren letzten Einsatz im Trikot der Nationalmannschaft hatte die 31-Jährige am 13. April 2021, dementsprechend groß war die Freude nach dem Spiel. "Ehrlich gesagt war ich nach dem Schlusspfiff ein bisschen überwältigt", sagte Popp und gab zu: "Ich weine sonst nicht viel, aber nach dem Spiel kullerten sogar ein paar Tränen über meine Wangen. Ich war einfach so froh, wieder auf dem Platz zu stehen."
Mit diesem Erfolg führen die DFB-Frauen die Tabelle der Gruppe H mit 21 Punkten vor Serbien (15) und Portugal (13) an. Nur der Tabellenerste qualifiziert sich direkt. Bei noch drei ausstehenden Spielen kann Deutschland bereits am Dienstag in der nächsten Partie in Serbien alles klar machen.
Nach einer Stunde ist Popp zurück auf dem Platz
Bei Graupel- und Regenschauern zu Beginn vergaben die Gastgeberinnen gleich einige dicke Chancen. Fünf Spielerinnen vom Champions-League-Halbfinalisten und Bundesliga-Spitzenreiter VfL Wolfsburg standen in der Startelf. Darunter war auch die starke Svenja Huth, die die Spielführer-Binde nach einer Stunde mit einem Lächeln Popp übergab. Nach einer Ecke von Huth köpfte Oberdorf dann aber zum 1:0 ein. Torjägerin Lea Schüller vom FC Bayern wurde vor dem Anpfiff als "Nationalspielerin des Jahres" ausgezeichnet, saß aber nur auf der Bank. Mit einem Kopfball ihrer Clubkollegin Lina Magull sorgte das deutsche Team nach Wiederanpfiff gleich wieder für Torgefahr.
Es ging aber weiterhin oft zu ungenau nach vorne. Eine Münchner Coproduktion mit Giulia Gwinn und Bühl führte dann zum 2:0. Mit der Hoffenheimerin Jule Brand und Laura Freigang von Eintracht Frankfurt brachte Voss-Tecklenburg noch zwei frische Angreiferinnen. Nach einem schönen Zuspiel von Popp verpasste Freigang das dritte Tor, ehe Rauch dies gelang. Weitgehend beschäftigungslos blieb DFB-Torhüterin Merle Frohms. "Wir sind sehr, sehr zufrieden mit dem Spiel heute. Ich glaube, wir konnten sehr viele Sachen umsetzen", sagte Torschützin Bühl.
In den nächsten Wochen liegt der Fokus bei den DFB-Frauen auf der Vorbereitung für die EM im Juli in England. Dabei hat der Rekord-Europameister (acht Titel) mit Dänemark, Spanien und Finnland eine starke Gruppe erwischt. Für Popp wäre es die erste Europameisterschaft überhaupt. Die letzten beiden 2013 und auch 2017 hatte die 31 Jahre alte Angreiferin verletzungsbedingt verpasst.
"Sie ist immer wieder aufgestanden. Sie hat es immer wieder geschafft, aus Krisen stärker zurück zu kommen", sagte Bundestrainerin Voss-Tecklenburg beim NDR. "Deswegen gönne ich es ihr von ganzem Herzen, dass sie es schafft diese Europameisterschaft bestreiten zu können. Ich drücke ihr ganz fest die Daumen."
tk (sid, dpa)