DFB-Frauen vor Entscheidung in Island
31. August 2018Deutschlands Fußball-Frauen müssen unbedingt gewinnen, andernfalls ist die direkte WM-Teilnahme futsch, selten war der Druck so hoch. Frauen-Bundestrainer Horst Hrubesch ruht aber so sehr in sich selbst, dass schon mehr dazu gehört, ihn in Aufregung zu versetzen als ein WM-Qualifikationsspiel - und sei es auch ein entscheidendes. Die große Bedeutung der anstehenden Partie der deutschen Fußball-Frauen in Island am Samstag (16.55 Uhr MESZ) wirft den erfahrenen Trainer jedenfalls nicht aus der Bahn. "Wenn ich in solchen Situationen Angst verspüren würde, hätte ich höchstwahrscheinlich schon vor 30 oder 40 Jahren aufgehört. Angst macht im Fußball überhaupt keinen Sinn", sagte der 67-Jährige vor der Partie an diesem Samstag in Reykjavik.
Hrubesch ist bemüht, vor dem Gruppen-Finale den Druck von seiner jungen Mannschaft zu nehmen. Schließlich ist die Lage durchaus prekär. Die Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Frankreich im kommenden Sommer ist längst kein Selbstläufer mehr. Nur mit einem Erfolg bei Spitzenreiter Island (16 Punkte) kann die DFB-Elf (15) vor dem letzten Spieltag die Tabellenführung erobern und auf den Färöern am kommenden Dienstag den Gruppensieg perfekt machen, der die direkte WM-Qualifikation garantiert. Ansonsten drohen Zitterpartien in einer Playoff-Runde um das letzte Europa-Ticket für die WM. Mit der 2:3-Heimpleite gegen die Isländerinnen im vergangenen Oktober, die das Ende der Amtszeit der dann im März 2018 beurlaubten Bundestrainerin Steffi Jones einläutete, hat sich der zweimalige Weltmeister selbst in Zugzwang gebracht.
Alles auf Sieg auch ohne Marozsan und Peter
Hrubesch ist aber siegesgewiss: "Die Mädels sind fit, die sind gut drauf. Wir haben die Qualität. Und ich glaube ganz einfach, in Island gibt es nur einen Gewinner, und das können nur wir sein", kündigte er an. "Die Mädels wissen, dass das Hinspiel nicht so gelaufen ist, wie sie sich das vorgestellt haben. Sie wissen auch, dass sie Fehler gemacht haben. So einen Tag hast du mal, aber ich bin überzeugt, dass uns das in Island nicht passieren wird."
Dass in Spielführerin und Regisseurin Dzsenifer Marozsan (Lungenembolie) und Abwehrchefin Babett Peter (Muskelverletzung) ausgerechnet jetzt zwei wichtige Stammkräfte fehlen, macht die Aufgabe nicht leichter. Dennoch ist der Trainer sicher: "Wir sind in der Lage, variabel damit umzugehen, und können fast jede Spielerin zu hundert Prozent ersetzen."
Hexenkessel auf der Vulkaninsel
Das Stadion Laugardalsvöllur ist mit 15.000 Zuschauern erstmals bei einem Heimspiel der isländischen Frauen-Nationalmannschaft ausverkauft. Die Euphorie beim Gastgeber, der sich erstmals für eine WM qualifizieren kann, ist groß. "Das ganze Land wird mit uns fiebern. Wir stehen kurz vor unserem Ziel", sagte Nationalspielerin Sif Atladottir, Tochter des ehemaligen Bundesligaprofis Atli Edvaldsson. DFB-Torhüterin Almuth Schult ahnt, was ihr Team auf der Insel erwartet. "Das wird eine richtige Prüfung. Es ist ein Riesenspiel, ein Entscheidungsmatch, das sich wie ein Finale auswärts anfühlt. Die Bedeutung ist jeder Spielerin bewusst. Ich liebe solche Partien."
asz/sn (dpa, sid)