DFB-Team unterliegt Irland

Kurz vor der Halbzeitpause verschwand der Bundestrainer. Joachim Löw nutzte eine kurze Spielunterbrechung, um mal kurz auszutreten. Er musste sich nicht mal beeilen. Er wusste: er würde nichts verpassen. Bei der überraschenden 0:1-(0:0)-Niederlage seiner Mannschaft im vorletzten EM-Qualifikationsspiel waren Höhepunkte rar, erst in der 70. Minute wurden Fans und Spieler aus der Lethargie gerissen.

Dann nämlich gelang den Iren das einzige Tor in dieser Partie. Marco Reus, der kurzfristig für den verletzten England-Legionär und Nationalmannschaftskapitän Bastian Schweinsteiger in der Startelf stand, verlor den Ball im Mittelfeld. Darren Randolpf drosch den Ball nach vorne, wo Joker Shane Long das Laufduell mit den deutschen Verteidigern Mats Hummels, Jerome Boateng und Jonas Hector gewann und aus halbrechter Position ins rechte obere Toreck einschoss.

"Unnötige Niederlage"

Hummels, der zuletzt mehrfach seinen Dortmunder Kollegen Fehler vorgeworfen hatte, nahm sich diesmal ausdrücklich selbst in die Kritik: "Da war auch ich involviert. Ich war nicht der einzige, aber ich komme zu spät", analysierte er beim Fernsehsender RTL nach der Partie.

Im Gegensatz zu den beiden vorherigen Spielen gegen Polen und in Schottland wusste die Offensive der deutschen Nationalmannschaft nicht zu überzeugen. Im Gegenteil: die mangelnde Torchancenverwertung war wohl das größte Manko. Das DFB-Team erspielte sich zwar unzählige ungenutzte Möglichkeiten, aber das lag auch eher an den großen Räumen, die die Iren dem Gegner ließen, als an guten Spielzügen. Es gab kaum Tempowechsel. Dementsprechend blieben Überraschungsmomente gänzlich aus. "Eine unnötige Niederlage", meinte Löw. " Wir hatten viele Möglichkeiten. Wir machen einen einzigen Fehler und der führt auch zum Gegentor. "

Kurze Vorbereitung nicht der Grund für Niederlage

Kann die kurze Vorbereitung als Erklärung herhalten? Nur eine einzige Trainingseinheit war möglich, nachdem die meisten Nationalspieler am Sonntag noch in der Bundesliga ran mussten. "Das ist nicht die Ursache für die Niederlage. Letzendlich fehlte uns der letzte Pass und die letzte Konsequenz vor dem Tor", so Löw. Denn vom Weltmeister erhofft man sich doch ein bisschen mehr.

Bereits im Hinspiel vor einem Jahr hatte sich das deutsche Team gegen die Iren beim 1:1 sehr schwer getan. Die Mannschaft von Martin O'Neill war extrem motiviert, wollte sie sich doch die Chance für das EM-Ticket wahren. Der enorme Kampfgeist, zusammen mit einer sicheren Defensive - das reichte den Kleeblättern, um den Deutschen die erste Pflichtspielniederlage in der Länderspielgeschichte zu zufügen.

Ohrenbetäubend war der Jubel bei den Iren nach dem Abpfiff. Neben den drei überraschenden Punkten war jedoch ebenso wichtig der Ausgang der Partie Polen gegen Schottland, die 2:2 (1:1) endete. Die Iren haben mit 18 Punkten nun vier Zähler Vorsprung auf Konkurrent Schottland. Deutschland führt die Tabelle trotz der Pleite (19) vor Polen (18) an. Georgien, am Sonntag (20:45 Uhr MESZ, live im DW-Audiostream) der letzte Gegner in der EM-Qualifikation für Deutschland, und Gibralter haben keine Chance mehr, das Ticket für die Europameisterschaft zu lösen.