Die Basler Fasnacht - Karneval mal ganz anders
Unsere "liebe Frau Fasnacht" nennen die Basler ihren ganz eigenen Karneval, der 2017 zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt wurde. Er hat so einige Besonderheiten, die es sonst nirgendwo gibt.
Spät und speziell
Die Basler Fasnacht ist eine ernste Angelegenheit, sagen die Schweizer. Sie sind stolz auf ihre uralten Bräuche, die sich in vielerlei Hinsicht von denen anderer Hochburgen des Karnevals unterscheiden. So feiern die Basler ihre "drey scheenschte Dääg" (die drei schönsten Tagen) immer erst in der Woche nach Aschermittwoch, wenn für alle anderen Narren längst Schluss mit lustig ist.
Vorwärts marsch!
Mit diesem Ruf setzt sich Montag früh, um vier Uhr, der Zug in Bewegung. In völliger Dunkelheit ziehen die Narren beim Morgenstraich (Morgenstreich) mit ihren Laternen durch die Straßen der Basler Innenstadt. Geordnet und gemäßigten Schrittes spielen die Trommler und Pfeifer melancholisch-heitere Marschmusik.
Leuchtende Botschaften
Das Markenzeichen beim Morgenstraich: riesige, bis zu vier Meter hohe Laternen. Sie sind mit "Sujets" geschmückt, mit aktuellen politischen Botschaften. Ob Trump oder Kim Jong Un - keiner ist vor den Baslern sicher. Ein einziges großes Satiremagazin sei die Fasnacht, so begründete die UNESCO 2017 die Aufnahme der Basler Fastnacht ins Weltkulturerbe.
Mit Herz und Seele Fasnächtler
Handbemalt sind nicht nur die Laternen, sondern auch auch die "Larven", wie die Basler ihre Masken nennen. Fast ein halbes Jahr bereiten sich die Narren auf das Spektakel vor. Auch die Kostüme werden von vielen Fasnächtlern selbst genäht.
Im Hellen geht es weiter
Ein Höhepunkt der dreitägigen Basler Fasnacht ist der "Cortège". Beim großen Umzug ziehen die Fasnächtler zu Fuß, mit bunt geschmückten Wagen oder mit Blumen verzierten Kutschen musizierend durch Basel. Überall trommelt, pfeift und trompetet es, gibt es Orangen und Bonbons, während die Narren in ihren ausgefallenen Kostümen ihre Runden drehen.
Der Fasnachts-Knigge
Wer als Ortsfremder bei der Basler Fastnacht mitfeiern will, sollte wissen, dass es so einige Dos & Don’ts gibt, ungeschriebene Gesetze, an die es sich streng zu halten gilt: Alkohol wird nur in Maßen genossen. Nackte Haut ist tabu. Und nur die Narren, die im Zug mitlaufen, sind verkleidet, die Zuschauer nicht.
Bitte mit Plakette!
Quasi als Eintrittskarte gilt eine Jahr für Jahr neu gestaltete Plakette in Kupfer, Silber oder Gold, die käuflich erworben werden kann. Für Zuschauer in Basel eine Ehrensache, denn damit unterstützen sie die Fasnachtsgruppen. Wer keine Plakette hat, könnte mit "Räppli gestopft" werden. Eine Konfetti-Dusche, die es in sich hat. Räppli nennen die Basler die runden Papierschnipsel.
Die Konfetti-Könige
Geworfen werden nur einfarbige Räppli, bunte Konfetti sind verpönt. Und hier in Basel wurde der Papierregen - ursprünglich im 19. Jahrhundert waren es noch Zuckerkügelchen – quasi erfunden. Das zumindest behaupten hiesige Historiker. Belegt ist das nicht, aber während der Fasnacht werden in Basel mehr Räppli verbraucht als in Mainz oder Köln, den Hochburgen des deutschen Karnevals.
Mit Pauken und Trompeten
Ganz eigen sind auch die schrägen Klänge der Basler Fasnacht. Vor allem die Blaskapellen, die Guggenmusiker mit ihren Trompeten, Posaunen, Klarinetten und Pauken, sorgen in Basels Straßen für Stimmung. 1874, als die erste Blaskapelle mitmarschierte, gab es wegen des schmetternden Getöses noch Protest. Heute ist die Gugge fester Bestandteil der Fasnacht.
Die alten Tanten
Pausbacken, Stoffhörner und spitze Nasen: Bei der Fasnacht kann man auf allerlei seltsame Gestalten treffen. So auch die Alti Dante. Sie verteilen Süßigkeiten und "Mimösli", wie die Basler liebevoll ihre Fasnachtsblumen nennen. Die Figur der vornehmen Damen aus der Oberschicht ist im 19. Jahrhundert entstanden.
Der Favorit
Das beliebteste Kostüm auf der Basler Fasnacht ist der Waggis, gut zu erkennen an der großen Nase. Sein wichtigstes Instrument ist die Stimme, mit der er lauthals Zuschauer neckt und verspottet. Die rote Nase, die im Laufe der Jahre immer größer geworden ist, verweist auf den übermäßigen Weinkonsum. So beliebt ist der Waggis, dass er sogar als Manschettenknopf so manch Basler Jacket ziert.
Von der Straße auf die Bühne
Abends in den traditionellen Kneipen laufen sie zur Hochform auf: die Schnitzelbänkler. Männer und Frauen persiflieren hier in der Tradition der Bänkelsänger - die immer auf einer Holzbank standen - mit kunstvoll gereimten Versen im Ur-Basler Dialekt Politik und Gesellschaft. Von Instrumenten begleitet, sind die Schnitzelbänkler quasi die Hofnarren der Fasnacht.
Narren-Nachwuchs gefragt
Mehr als 11.000 Fasnächtler marschieren trommelnd und pfeifend jedes Jahr durch Basel. Darunter fast 1800 Kinder. Zu erkennen sind sie nur an ihrer Größe, denn wie alle anderen sind auch sie hinter ihren Masken versteckt. Schon mit sechs Jahren können die Jungen und Mädchen einer Clique, wie die Fasnachtsgruppen heißen, beitreten. Manche sind deshalb schon fast ihr ganzes Leben mit dabei.
Ändstraich
Pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk: exakt nach 72 Stunden ist die Basler Fasnacht vorbei. Am Donnerstag Morgen, kurz vor 4 Uhr, treffen sich die Cliquen, Gruppierungen und Guggenmusiken ein letztes Mal, zum Ändstraich. Pfeifend und trommelnd wird "Frau Fasnacht" verabschiedet, bis zum nächsten Jahr.