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Die Bundesliga verharrt in der Corona-Starre

Lorenz Schalling
31. März 2020

Die Fußball-Bundesliga pausiert mindestens bis zum 30. April. Das beschlossen die 36 Profi-Vereine der Deutschen Fußball Liga (DFL) per Videokonferenz am Dienstag. Und alle rätseln: Wie kann die Saison beendet werden?

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Coronavirus stoppt alle Sportveranstaltungen
Bild: imago images/S. Simon

"Die ganze Liga sitzt in einem Boot"

Jedem Beobachter und Fußball-Verantwortlichen muss klar sein: "Wir sitzen nur auf dem Beifahrersitz und haben das nicht selbst in der Hand", sagte Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic jüngst. Bedeutet: Grundvoraussetzung für eine Wiederaufnahme der Saison ist demnach einzig eine Verlangsamung der Corona-Pandemie und ein Rückgang der Neuinfektionen. Bis zum 30. April wird es aber keine Bundesligaspiele geben. "Mindestens bis zum Ende der Saison ist es unrealistisch, davon auszugehen, dass wir nochmal vor vollen Stadien spielen", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert am Dienstag. "Was nicht heißt, dass es realistisch ist, dass wir im August vor vollen Stadien wieder anfangen." 

Denn nahezu alle Virologen prognostizieren derzeit: Der Fußball wird aufgrund der Ansteckungsgefahr noch längere Zeit in leeren Stadien spielen müssen. Was für viele Vereine anderer Sportarten wirtschaftlich undenkbar wäre, könnte für die Teams der DFL die Rettung sein - zumindest finanziell. Für die Fußballklubs sind die TV-Einnahmen existentiell, sie machen im Durchschnitt gut ein Drittel aller Einnahmen aus. Deshalb wird jedes weitere Vorgehen der Liga eng mit den TV-Partnern abgestimmt. Insgesamt setzt die DFL laut Wirtschaftsreport 2020 rund vier Miliarden Euro um.

Folgende Szenarien wären für eine Bundesliga-Fortsetzung denkbar:

EM-MODELL: Die Saison würde im Modus eines EM-Turniers an festen Spielorten in kurzer Zeit zu Ende gespielt werden. Im Rahmen ihrer Überlegungen soll die DFL mehrere Austragungsorte in allen Regionen des Landes prüfen, an denen dann mehrere Partien pro Tag angesetzt würden, berichtete die Internetseite "Sportbuzzer". So würden vor allem die Logistik für die Teams erleichtert und den Personalaufwand in den Stadien minimiert werden. 

EIL-MODELL: Auch ein Saisonende mit den neun verbleibenden Spieltagen und 82 Partien innerhalb von nur 16 Tagen soll dem Bericht zu Folge eine Option sein. Dabei würden in diesem Zeitraum täglich Spiele stattfinden, die Teams müssten alle zwei Tage antreten. Diese Variante käme in Betracht, wenn erst im Juni wieder gespielt werden könnte und die Saison zwingend am 30. Juni wegen vieler dann auslaufender Spielerverträge beendet sein müsste.

SAISONABBRUCH: Könnte die Bundesliga nicht beendet werden, entstünden wesentlich mehr Fragen als Antworten. Würde eine Bewertung anhand der Winterpausen-Tabelle vorgenommen werden, würde RB Leipzig erstmals Deutscher Meister. Oder wird die Saison annulliert und in der kommenden Spielzeit 2020/21 starten dieselben Teams international wie in diesem Spieljahr? Stockt man beide Ligen temporär auf, um nicht auf die Aufsteiger zu verzichten? Nicht zu vergessen der Verlust von rund 770 Millionen Euro für die Teams der DFL, vorrangig aus den TV-Einnahmen.

Rechtliche Konsequenzen eines Abbruchs lässt die DFL derzeit von Juristen bewerten. Dieses Szenario soll unter allen Umständen verhindert werden, wie der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" versichert: "Wir sollten unbedingt diese Saison zu Ende spielen, aus Gründen der sportlichen Fairness, aber natürlich auch, um den wirtschaftlichen Schaden so gering wie möglich zu halten."

ENGLISCHES MODELL: Die Premier League macht sich um den Transfertermin Ende Juni, laut englischen Medien, offenbar weniger Gedanken. Demzufolge soll der 1. Juni als Re-Start-Datum ausgewählt werden. Die Saison würde dann bis Mitte Juli ausgespielt werden. Dadurch bliebe sogar noch eine Sommerpause. In der Bundesliga ist der Anpfiff für die neue Spielzeit für den 21. August geplant. Das könnte auch ein mögliches Modell für die Bundesliga sein.

KRISE ALS CHANCE?

Eine unüberschaubare Situation, der Uli Hoeneß noch irgendwie etwas Positives abzuringen versucht. Der Ex-Macher des FC Bayern, der in den letzten Jahrzehnten wiederholt mit Weitblick glänzte, sagte dem Fußball-Magazin "kicker": "Die jetzige Situation ist eine Gefahr, aber auch eine Chance, dass die Koordinaten etwas verändert werden können." Die Transferspirale sieht Hoeneß sich vorerst wieder etwas zurückdrehen: "Die Beträge werden sich in den nächsten zwei, drei Jahren nicht mehr auf dem bisherigen Niveau bewegen können. Denn es sind alle Länder betroffen. Es wird sehr wahrscheinlich eine neue Fußballwelt geben."