Die Goldene Palme in Cannes 2013
Die Goldene Palme 2013 ist an einen französischen Film gegangen, der von der ersten großen Liebe eines Mädchens erzählt - und zwar zu einer Frau. Ein Überblick über die Gewinner.
Goldene Palme nach Frankreich
Ein dreistündiger Film über zwei junge Frauen und ihre Liebe zueinander gewann zum Abschluss der Filmfestspiele in Cannes die Goldene Palme. "La vie d'Adèle" von Regisseur Abdellatif Kechiche überzeugte die Jury um Präsident Steven Spielberg am meisten. Hier wird der Filmemacher von seinen beiden Hauptdarstellerinnen Lea Seydoux (l.) and Adele Exarchopoulos (r.) geherzt.
Die Jury hat getagt
Zehn Tage hatte die Jury an der Côte d’Azur zusammengesessen und zwanzig Filme begutachtet. Das Niveau in diesem Jahr war nach Meinung der allermeisten Kritiker sehr hoch. Es gab kaum Enttäuschungen im Wettbewerb. Ein halbes Dutzend Filme wurde im Vorfeld als Palmenkandidat gehandelt. Die meisten dieser Favoriten bekamen dann am Ende des Festivals auch einen Preis zugesprochen.
Vielfach ausgezeichnet: die Coens
Die amerikanischen Brüder Joel und Ethan Coen durften sich über den (inoffiziell) zweiten Preis des wichtigsten Filmfestivals der Welt freuen. Ihre Musikballade "Inside Llewyn Davis" erhielt den "Großen Preis der Jury". Die Coens sind seit Jahren ständige Gäste des Festivals und haben viele Preise gewonnen. Bereits 1991 hatten sie für "Barton Fink" eine Goldene Palme mit nach Hause nehmen können.
Charmanter Auftritt
Als beste Darstellerin wurde in diesem Jahr die in Argentinien geborene französische Schauspielerin Bérénice Bejo ausgezeichnet. In dem französischen Film "Le Passé" des iranischen Regisseurs Asghar Farhadi (hier neben Bejo) spielt sie eine Frau im Trennungsprozess einer Ehe. Bejo war im vergangenen Jahr durch ihre Rolle im Film "The Artist" einem größeren Publikum bekannt geworden.
Alter Hollywood-Haudegen
Bei den Schauspielern überzeugt die Jury der 1936 geborene US-Amerikaner Bruce Dern am meisten. Dern spielt in "Nebraska" von Regisseur Alexander Payne einen alkoholkranken alten Mann, der mit seinem Sohn zu einer Reise durch die USA aufbricht. Ein Roadmovie mit lakonischem Witz. Bruce Dern hat während seiner Karriere viele Nebenrollen gespielt. Der Preis in Cannes ist eine späte Würdigung.
Preis nach China
Auch Asien darf sich über einen Preis in Cannes freuen. Regisseur Jia Zhanke erhielt für seinen Film "A Touch of Sin" (hier eine Szene) die Auszeichnung für das beste Drehbuch. Das Drama verknüpft in mehreren Handlungsfäden das Schicksal verschiedener Charaktere. Thematisiert werden gesellschaftliche Entwicklungen im modernen China. Der Film ist kritisch, aber auch voller Unterhaltungselemente.
Im Fokus: das Weltkino
Weitere wichtige Preise gingen in Cannes in diesem Jahr nach Japan und Mexiko. Das Drogendrama "Heli" von Amat Escalante (Mexiko) bekam den Preis für die beste Regie. Der Japaner Kore-Eda Hirokazu erhielt für "Like father, like Son" den "Preis der Jury". Im bodenlangen roten Kleid führte die französische Schauspielerin Audrey Tautou durch die Abschlussgala.
Politisches Kino
Doch Cannes hatte noch mehr zu bieten. In Nebensektionen zeigten Filmemacher aus aller Welt formal anspruchsvolle Werke und erschütternde Dokumentationen. Der kambodschanisch-französische Regisseur Rithy Panh (unser Bild) durfte sich über die Auszeichnung für den besten Film in der Sektion "Un certain Regard" freuen. "The Missing Picture" blickt auf die Opfer der Roten Khmer in Kambodscha.
Entdeckung aus Deutschland
Schließlich durfte sich auch der deutsche Film über einen Preis in Cannes freuen. Im Wettbewerb war das deutsche Kino - außerhalb finanzieller Beteiligungen - nicht vertreten. Doch der 30-minütige Kurzfilm "Komm und Spiel" (hier ein Szenenbild) erhielt in der Sektion "Semaine de la critique" die Auszeichnung für die beste Neuentdeckung. Eine Ehre für die junge Filmstudentin Daria Belova.
Vergangenheitsbewältigung
Als scharfer Kontrast zum tausendfach gezeigten Roten Teppich müssen in Cannes Bilder aus Konzentrationslagern der Nazis wirken. Der 87-jährige Claude Lanzmann stellte beim Festival seinen Dokumentarfilm "Der letzte der Ungerechten" vor: Ein Film über den österreichischen Rabbiner Benjamin Murmelstein, der in Theresienstadt als "Judenältester" zwischen den Nazis und den Inhaftierten vermittelte.
Gute Bilanz
Das 66. Filmfestival in Cannes konnte in diesem Jahr seine Vormachtstellung als wichtigstes Weltfestival des Kino eindrucksvoll untermauern. Zahlreiche starke Filme im Wettbewerb und in den Nebenreihen überzeugten das Publikum. Auf dem Roten Teppich tummelten sich wie jedes Jahr die Stars. Nur eines stimmte diesmal in Cannes nicht: das Wetter. Trockene Momente auf dem Roten Teppich waren selten.