Die Gorch Fock sticht wieder in See
Nach sechsjähriger Sanierung wird das Schulschiff wieder der deutschen Marine übergeben. Wegen der hohen Kosten sah es einmal so aus, als würde die Gorch Fock durch einen Neubau ersetzt. Jetzt fährt sie doch wieder.
Seit 1958 im Heimathafen Kiel
Die Gorch Fock wurde 1958 bei Blohm & Voss in Hamburg gebaut. Zur Überführung nach Kiel durch den Nord-Ostsee-Kanal mussten die Masten um vier Meter gekürzt werden. Trotzdem war eine der Brücken zu niedrig. Erst nachdem man den Wasserstand leicht gesenkt hatte und das Schiff weitere 20 Tonnen Ballast an Bord nahm, passte es unter der Brücke hindurch und lief den künftigen Heimathafen Kiel an.
Ausbildungsschiff
Die Gorch Fock ist kein Vergnügungsschiff. Offiziersanwärter der Marine werden hier ausgebildet. Die Ausbildung soll vor allem die Teamfähigkeit der Soldaten und Soldatinnen schulen sowie erste Erfahrungen mit der See vermitteln. Die anfängliche Kritik, ein Segelschiff sei für die Marineausbildung in der heutigen Zeit ungeeignet, ist weitgehend verstummt.
Botschafterin Deutschlands
Das Schiff diente auch stets der Repräsentation Deutschlands und der Marine. Einer der Höhepunkte ist immer wieder die Teilnahme der Gorch Fock an der traditionellen Windjammerparade während der Kieler Woche im Juni.
Der Namensgeber
Benannt wurde das Segelschiff nach dem 1880 geborenen Hamburger Schriftsteller Johann Wilhelm Kinau. Unter dem Pseudonym Gorch Fock veröffentlichte er meist auf Plattdeutsch geschriebene Geschichten und Gedichte. 1916 ging er im Ersten Weltkrieg bei der Skagerrak-Schlacht mit dem Kreuzer "Wiesbaden" unter.
Die Gorch Fock im Portemonnaie
Seit 1963 und bis zur Einführung des Euro im Jahr 2002 waren Zehn-DM-Scheine mit einem Stich der Gorch Fock in Umlauf. Als Souvenir hat die Stadt Kiel, der Heimathafen des Schiffes, neuerdings einen 0-Euro-Schein mit einer Abbildung der Gorch Fock herausgegeben.
Das Schwesterschiff ist zurück
Es gibt eine erste Gorch Fock, ein Schwesterschiff, das bereits 1933 gebaut und nach dem Zweiten Weltkrieg an die Sowjetunion übergeben wurde. 2003 kaufte ein Verein das Schiff von der Ukraine und restaurierte es. Heute liegt es im Hafen von Stralsund und trägt immer noch den selben Namen. Zur besseren Unterscheidung nennt man es manchmal Gorch Fock I, das Schulschiff Gorch Fock II.
Segel setzen!
Bei der Ausbildung der Offiziersanwärter auf der Gorch Fock legt die Marine Wert auf Handarbeit. Zum Setzen und Bergen der Segel entern die Offiziersanwärter hinauf in die Masten und Rahen. Die Kehrseite dieser Praxis: Es hat bereits mehrere tödliche Abstürze gegeben.
Dreimastbark
Ein paar technische Daten: Die Gorch Fock ist eine Dreimastbark. Sie ist knapp 90 Meter lang und 12 Meter breit. Ihre 23 Segel haben eine Fläche von rund 2000 Quadratmetern. Ihre höchste gemessene Geschwindkeit unter Segeln von 18 Knoten (33 km/h) lief das Schiff in einem Sturm vor Florida.
Eisberg voraus!
Die Gorch Fock hat nach jahrzehntelangem Dienst zahllose Reisen in alle Welt hinter sich. Hier passiert sie unter vollen Segeln Eisberge im Sankt-Lorenz-Golf vor der Ostküste Kanadas.
Im Trockendock
Das Schicksal der Gorch Fock schien fast besiegelt, als 2015 eine Generalüberholung anstand, deren Kosten von ursprünglich zehn auf schließlich 135 Millionen Euro anstiegen. Das schien vielen Kritikern untragbar hoch. Die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen informiert sich hier 2019 über die Reparaturarbeiten. Am Ende wurde entschieden: Das Schiff soll wieder fahren.
Zurück an die Marine
Nach der Sanierung ist das Schiff wieder der Marine übergeben worden und soll - wie bisher auch - als Schulschiff eingesetzt werden. Windjammerfans in aller Welt können sich jetzt wieder auf den Anblick der bekannten Dreimastbark freuen.