Die Hotelfachfrau
"Check-In, Check-Out – das ist, grob umschrieben, meine Hauptaufgabe im Hotel. Als gelernte Hotelfachfrau kenne ich mich in allen Bereichen eines Hauses aus, am besten gefällt mir aber die Arbeit an der Rezeption.
Mein Tag fängt um 5.45 Uhr an, dann klingelt der Wecker. Nachdem ich meine Tochter versorgt habe, muss ich los, mein Mann bringt die Kleine in den Kindergarten. Meistens bin ich gegen 6.45 Uhr im Hotel. Zunächst ziehe ich mich um, wir tragen ein Dirndlähnliches Kleid mit weißer Bluse und Schürze. Nicht, weil das etwas mit Weimar zu tun hat, sondern weil es unserem Chef, dem Eigentümer des Hauses, gefällt.
Goethe als Nachbarn
Das Hotel 'Am Frauenplan' in Weimar existiert seit Mai 2003. Das Gebäude hat lange leer gestanden, erst 2002 wurde mit dem Umbau begonnen. Bereits seit 1569 ist der Platz gegenüber dem Goethehaus bebaut. Als Goethe dort noch residierte, diente das dreiflügelige Stadtpalais als Wohnhaus. Heute ist ein Neubau hinzugekommen, wir haben insgesamt 48 Zimmer.
Um 11 Uhr müssen unsere Gäste abgereist sein, bis dahin muss ich die Rechnungen ausgestellt haben. Damit vergeht der Vormittag, außerdem bearbeite ich Reservierungsanfragen, beantworte Briefe, Faxe und E-Mails. Dazwischen kümmere ich mich um unsere Auszubildenden, schreibe den Dienstplan und kommuniziere mit Reisebüros, Tourismusorganisationen und Busgesellschaften. Ab mittags kommen bereits die neuen Gäste an.
Viele Stammgäste
Soweit möglich versuche ich, mir ihre Gesichter und Namen zu merken, so dass der Kontakt etwas persönlicher wird. Das geht bei einem Hotel unserer Größe ganz gut. Wir haben viele Stammgäste, die mehrmals im Jahr für ein paar Tage nach Weimar kommen. Aber auch Geschäftsreisende gehören zu unseren Kunden ebenso wie Busreisegruppen. Für alle bin ich Ansprechpartnerin und organisiere oft auch Arrangements mit Stadtführungen und Ausflügen.
Eigenes Hotel? Zu stressig
Gegen 15.30 Uhr habe ich Feierabend. Auf dem Nachhauseweg hole ich meine Tochter aus dem Kindergarten ab. Den Rest des Tages widme ich meiner Familie. Ich habe keinen Schichtdienst, dafür muss ich aber an drei von vier Wochenenden arbeiten. Das macht mir nichts aus, ich habe mich daran gewöhnt. Den Ausgleich dafür erhalte ich in der darauffolgenden Woche. Mir gefallen die geregelten Arbeitszeiten, und ich habe keine Ambitionen irgendwann mal ein eigenes Hotel zu eröffnen – das wäre mir zu stressig."