Die Kommission Juncker
Die Wirtschaft schwächelt, die Beziehungen mit Russland sind schwer gestört: zwei von vielen Herausforderungen für die neuen EU-Kommissare. Am 1.11. nehmen sie ihre Arbeit auf. Acht der wichtigsten Köpfe im Überblick.
Der Präsident
Eine "Kompromiss-Maschine" wolle er sein, so sagte er während des Europa-Wahlkampfs. Bekannt ist Jean-Claude Juncker, der fließend Deutsch, Englisch und Französisch spricht, jedoch auch für sein Selbstbewusstsein. Er ist der erste Kommissionspräsident, den das EU-Parlament gewählt hat. Als Chef der mächtigsten Brüsseler Behörde will der ehemalige Premier Luxemburgs für Jobs und Wachstum sorgen.
Die rechte Hand Junckers
Als niederländischer Außenminister tröstete Frans Timmermans Angehörige der Opfer von Flug MH17. Sein Umgang mit der Ukraine-Krise brachte ihm viel Respekt ein. Als Vize-Präsident der EU-Kommission wird der Sozialdemokrat über das Subsidiaritätsprinzip wachen. Es soll sicherstellen, dass die EU nur dort tätig wird, wo sie effektiver als nationale Regierungen wirken kann.
Die Neue
Ihre Visitenkarte muss wohl etwas größer ausfallen: Federica Mogherini ist "Hohe Vertreterin der Union für Außen- und Sicherheitspolitik". Damit wechselt sie vom italienischen ins europäische Außenamt. Dort erwarten sie der andauernde Konflikt zwischen Moskau und Kiew sowie die Welle der Gewalt, die den Nahen Osten überrollt.
Der Mann mit den Schulden
Seine Nominierung hat vor allem in Deutschland für Aufregung gesorgt. Denn als französischer Finanzminister hat sich Pierre Moscovici über die EU-Defizitregeln hinweggesetzt. Als EU-Währungskommissar werde er diese Regeln sorgfältig überwachen, betonte Moscovici bei den Anhörungen vor dem EU-Parlament.
Eine von neun
Margrethe Vestager überraschte die Parlamentarier in Brüssel mit ihrem entspannten Auftreten. Dabei tritt die ehemalige dänische Wirtschaftsministerin einen Job mit reichlich Einfluss an. Als Wettbewerbskommissarin warten große Fälle auf sie. Unter anderem bei Google und Gazprom geht es um Fragen der Marktmacht. Vestager ist eine von neun Frauen in Junckers Team.
Der Lord aus der City
Der ehemalige Führer der Konservativen im britischen Oberhaus trägt den Titel Baron von Oareford. In Brüssel wird er für die Finanzmärkte zuständig sein. Allzu gut seien seine Verbindungen in die Londoner City, sagen Kritiker. Hill, der von Premier Cameron nominiert wurde, glaubt, dass Großbritannien mit einer Führungsrolle in der EU seine Interessen am besten durchsetzt.
Der Digitale aus Estland
Andrus Ansip soll sich um digitale Fragen im Binnenmarkt der EU kümmern. Das Heimatland des ehemaligen estnischen Ministerpräsidenten gilt als Vorbild für digitale Entwicklung in Europa. Er droht damit, wichtige Datenabkommen mit den USA zu kündigen. "Wir müssen jedermanns Privatsphäre schützen", sagt Ansip.
Digital-Kommissar Nummer zwei
In den Schatten gestellt hat Ansip damit schon jetzt Günther Oettinger. Bislang besetzt der Deutsche das wichtige Energie-Ressort in der EU-Kommission, künftig soll er sich um "Digitale Wirtschaft und Gesellschaft" kümmern. Ein Machtverlust für Deutschland in Brüssel? Der Ausbau des Digitalen sei wichtiger als Straßenbau, sagt Oettinger: "Wir sind mitten in einer Revolution."