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Die Krise der Eurozone in Zahlen

Andreas Becker18. Juni 2015

Krise ohne Ende in Griechenland und anderen Euroländern: Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie hart einige Länder getroffen sind - und wie sie versuchen, wieder in Form zu kommen.

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Symbolbild Eurozeichen mit Rost
Bild: Fotolia/K.F.L.

Griechenlands Wirtschaft ist durch die Krise regelrecht eingebrochen und um ein Viertel geschrumpft. In keinem anderen Land der Eurozone war der Rückgang in diesem Zeitraum größer.

Seit 2010 mussten fünf Länder der Währungsunion um finanzielle Hilfe bitten. Griechenland, Irland, Portugal und Zypern schlüpften offiziell unter den Rettungsschirm und werden daher auch Programmländer genannt.

Sie erhielten Kredite von der EU, der Europäischen Zentralbank (EZB) und dem Internationalen Währungsfonds (IWF). Im Gegenzug mussten sie sich verpflichten, Spar- und Reformauflagen umzusetzen, die von den Geldgebern kontrolliert werden.

Irland hat das Hilfsprogramm im Dezember 2013 verlassen, Portugal folgte im Mai 2014. Die Programme für Zypern und Griechenland laufen noch.

Spanien hat zwar 2012 von der EU Milliardenhilfen für seine Banken erhalten, war aber nie offizielles Programmland. Deshalb muss es seine Spar- und Reformprogramme auch nicht von Kontrolleuren der Geldgeber absegnen lassen.

Zypern ist das mit Abstand kleinste Krisenland und erst im März 2013 unter den Rettungsschirm geschlüpft. Deshalb ist es in den folgenden Grafiken nicht aufgeführt. Die Daten für Deutschland, der größten Volkswirtschaft in Europa, dienen zum Vergleich.

Infografik Veränderung BIP 2014 gegenüber 2008 Deutsch

Steuern und Sparkurse

Mit dem Erlahmen der Konjunktur sanken auch die Einnahmen der Staaten, obwohl viele Steuern erhöht wurden. Gleichzeitig kürzten die Regierungen ihre Ausgaben, um die Sparauflagen zu erfüllen.

Ein Sonderfall unter den Krisenländern ist Portugal. Hier sind Einnahmen und Ausgaben der Regierung zwischen 2008 und 2014 etwas gestiegen. Dazwischen lagen trotzdem harte Jahre, die von Sparprogrammen und gleichzeitigen Steuererhöhungen geprägt waren.

Infografik Einnahmen und Ausgaben des Staates 2008-2014 Deutsch

Schuldenberge

Die Schulden der öffentlichen Hand sind in allen Ländern der Eurozone gestiegen. Besonders stark war der Anstieg in Spanien und Irland, zwei Länder, die vor der Krise weit weniger verschuldet waren, als die Regeln der Eurozone erlauben.

Die Schulden des Privatsektors umfassen Kredite von Haushalten und Unternehmen, nicht aber von Banken. Zusammen erreichen öffentliche und private Schulden ein schwindelerregendes Niveau - mehr als drei Mal so hoch wie die jährliche Wirtschaftsleistung in Griechenland und Portugal, fast vier mal so hoch in Irland.

Infografik Schulden im Verhältnis zum BIP Deutsch

Ohne Arbeit

Mit dem Einbruch der Konjunktur stieg die Arbeitslosigkeit. In Irland hat sie sich verdoppelt, in Griechenland sogar vervierfacht. Jeder vierte Mensch hat in Griechenland und Spanien keine Arbeit. Für junge Menschen unter 25 Jahren sind die Zahlen noch dramatischer.

Die hohe Arbeitslosigkeit, Kürzungen bei den Sozialausgaben und Steuererhöhungen haben die etablierten Parteien Wählerstimmen gekostet, während radikalere Gruppierungen zulegen konnten. In Deutschland ist die Arbeitslosigkeit während der Krise sogar gesunken.

Infografik Arbeitslosenquote Deutsch

Gradmesser der Anpassung

Eine wichtige Zahl für die Finanzkontrolleure der Geldgeber ist der sogenannte Primärüberschuss. Das ist das Geld, das im Staatshaushalt übrig ist, bevor die Zinsen für den Schuldendienst gezahlt werden.

Die Zahl, hier in Relation zur Wirtschaftsleistung, gilt als Gradmesser für den Erfolg des Sparens. Ist die Zahl zu klein oder gar negativ, können Schulden nur sehr langsam oder nur durch neue Schulden beglichen werden.

Griechenland und Irland haben im untersuchten Zeitraum die größte Entwicklung gemacht. Deutschland dagegen konnte es sich leisten, etwas nachzulassen.

Infografik Haushaltssaldo 2008 und 2014 in % des BIP Deutsch

Die Daten zeigen auch, dass keines der Krisenländer bisher in der Lage war, das Ziel zu erreichen, das die Geldgeber in diesem Jahr von Griechenland erwarten. Nach langen Verhandlungen haben sie sich auf einen Primärüberschuss von einem Prozent der Wirtschaftsleistung geeinigt.

Zum Vergleich: Beim ersten Hilfsprogramm 2010 gingen die Kontrolleure der Troika davon aus, Griechenland werde 2015 einen Primärüberschuss von rund sechs Prozent erreichen, zwei Jahre später passten sie das Ziel auf 4,5 Prozent an - völlig unrealistische Annahmen, wie sich später zeigen sollte.