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Die Osterinsel, die Touristen und der Müll

14. September 2016

Für ihre monumentalen Steinstatuen ist die chilenische Insel im Südpazifik berühmt. Jährlich kommen fast 100.000 Besucher. Nun wachsen die Müllberge der Welterbestätte über den Kopf.

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Reihe mit Steinstatuen (Moais) Osterinsel Totale
Bild: picture alliance/dpa/C. Martin

Sieben Tonnen Müll produzieren Einwohner und Touristen durchschnittlich pro Tag auf der Insel, die fast alles importieren muss. Bis 2025 werden so voraussichtlich 32 Tonnen Pappe, 18 Tonnen Plastik, zwölf Tonnen Konservendosen und neun Tonnen Glas zusammenkommen.

Zudem liegt das kleine, dreieckige Eiland mitten in Meeresströmungen, die den Müll vom chilenischen Festland und Plastikfetzen von dem Pazifikstrudel an die Küsten tragen. Auch alte Fischernetze landen hier - entsorgt von den riesigen japanischen, chinesischen oder spanischen Trawlern, die in den fischreichen Gewässern Thunfisch, Doraden oder Barsche fangen.

Jeden Freitag startet ein Frachtflugzeug der Gesellschaft LAN Cargo von der Osterinsel Richtung Chile mit drei Tonnen Pappe im Frachtraum. Außerdem nimmt die Maschine jeden Monat einmal gratis jeweils zwei Tonnen Plastik und Aluminium mit. Doch das ist nur ein Bruchteil der Abfälle, die sich auf der Insel mit den geheimnisvollen Moai-Statuen anhäufen.

Hanga Roa Fischereihafen , Osterinsel
Fischereihafen von Hanga Roa auf der OsterinselBild: picture alliance/Arco Images/T. Weise

Eine nachhaltige, umweltverträgliche Entsorgung ist schwierig auf dem Eiland, das 3700 Kilometer vom chilenischen Festland entfernt abgelegen im Südpazifik liegt. Nach offiziellen Angaben sortieren lediglich 30 bis 40 Prozent der Einwohner ihre Abfälle. "Und nicht alle machen es richtig", klagt Varoia Ike, die Verantwortliche für Umweltbildung in der Stadt Rapa Nui, wie die Osterinsel auf polynesisch heißt. "Wir sind auf die Recyclingfirmen des Kontinents angewiesen, und die Abfälle müssen sauber und trocken sein, aber nur die Hälfte ist in gutem Zustand."

So gehen nur 20 Prozent aller Abfälle ins Recycling - der Rest landet auf der Deponie, wo sich Haushaltsgeräte, Autowracks und alte Reifen stapeln. "Wenn wir Abnehmer finden für all diesen Müll, den wir produzieren, schicken wir alles gratis, wenn Sie wollen", witzelt Marcos Haoa, ein Historiker, der auf dem Recyclinghof von Orito aushilft.

Mancher Müll wird künstlerisch verwertet: Der US-Architekt Michael Reynolds, auch bekannt als "Garbage warrior" (Müllkrieger), baute aus Recyclingmaterialien die örtliche Musikschule. Und die Wände der Büros im Recyclingzentrum sind aus Konservendosen, Plastikflaschen und Kartonverpackungen entstanden, der Boden aus Beton mit zerstoßenem Altglas.

Die Gemeindeangestellte Piru Huke kämpft seit 29 Jahren gegen den Unrat aus dem Meer. Zwei bis vier Mal im Jahr organisiert sie Aktionen, zuletzt sammelten im Mai 150 Freiwillige 1800 Kilogramm Müll an den Stränden ein. Ein Unternehmen spendet jeden Monat hundert Müllsäcke, die die Helfer dann füllen und auf ihrem eigenen Rücken oder per Pferd zusammentragen. "Doch das reicht nicht", sagt sie. "Wir holen es nur aus dem Meer, um es auf die Müllhalde zu bringen. Das ist sehr entmutigend."

Osterinsel Chile
Die Osterinsel im Südpazifik heißt auf polynesisch "Rapa Nui"Bild: picture-alliance/dpa

Seit 1995 ist die Osterinsel als Nationalpark Rapa Nui Teil des UNESCO-Welterbes. Im letzten Jahr kamen 95.000 Touristen auf die 160 Quadratkilometer große Insel mit 6500 Einwohnern.

is/at (afp)