Die Regenbogennation feiert Mandelas 95. Geburtstag
18. Juli 2013Mandela selbst verbringt den Tag im Krankenhaus. Er habe aber große Fortschritte gemacht und könne das Krankenhaus bald verlassen, sagte Mandelas Tochter Zindzi am Mittwoch (17.7.2013) in einem Fernsehinterview. Am 8. Juni war der ehemalige Präsident mit einer Lungenerkrankung in ein Hospital in Pretoria eingeliefert worden. Dass er nun seinen 95. Geburtstag feiern kann, macht die Südafrikaner einmal mehr stolz auf ihren ersten schwarzen Präsidenten - und sie stellen eine Menge auf die Beine, um ihm ihre Anerkennung und Dankbarkeit zu zeigen.
Viele Organisationen - darunter die große Nelson-Mandela-Stiftung - haben die Südafrikaner dazu aufgerufen, sich am Donnerstag 67 Minuten lang für einen wohltätigen Zweck zu engagieren. Auf diese Weise wollen sie daran erinnern, dass Mandela 67 Jahre seines Lebens dem Kampf gegen die Apartheid widmete; 27 Jahre verbrachte er im Gefängnis. Auch international findet die Idee der 67 Minuten Anklang: Die Vereinten Nationen in New York haben ebenfalls dazu aufgerufen. Die UNO feiert seit 2009 den Nelson-Mandela-Tag. Er ist damit die einzige Person, der die Organisation einen eigenen Gedenktag widmet. Sogar die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton ruft dazu auf, sich 67 Minuten für die Sache Madibas einzusetzen. Madiba ist Mandelas Clanname, die Anrede ist ein Zeichen des Respekts.
Mandelas Kampf soll auch Jugendliche motivieren
Neben diesen medienwirksamen internationalen Aktionen sehen viele kleinere südafrikanische Organisationen den Geburtstag als Chance, konkrete Probleme der Gesellschaft anzugehen. So etwa das Anti-Drogen-Zentrum am Stadtrand von Waterloo, rund 30 Kilometer nördlich von Durban. Es kümmert sich um eine nahe gelegene Schule - eine von vielen im Land, die eine erschreckend hohe Anzahl an drogenabhängigen Jugendlichen aufweist. Dealer missbrauchen häufig Schüler, um den Stoff an Schulen zu verkaufen.
Die resolute Thabo Mokoena ist für das Anti-Drogen-Zentrum an der Schule im Einsatz. "Ich erzähle den Kindern von Mandelas Kampf, und wie schwer es für ihn war, die Welt zu verändern", sagt Mokoena. "Ich motiviere sie, mit den Drogen Schluss zu machen und gut in der Schule zu sein." Denn Bildung war und ist für den ehemaligen Präsidenten eine zentrale Säule für eine funktionierende gesunde Gesellschaft. Während seiner 27 Jahre im Gefängnis hatte er seine Mitinsassen stets dazu gedrängt, sich weiterzubilden.
Und tatsächlich geht Mokoenas Konzept - zumindest bei einigen Schülern - auf. "Nelson Mandela hat keine Drogen genommen", sagt eine Schülerin. "Wir müssen verstehen, dass Drogen uns schaden - denn sonst bekommen wir keine Schulbildung, und dann können wir alles verlieren". Ein Mitschüler pflichtet ihr bei: "Mandela hat sich nie schlecht benommen. Nie hat man zum Beispiel in der Zeitung gelesen, dass er betrunken Auto gefahren ist. Er ist ein Vorbild, und wir werden nichts tun, was er nicht getan hat."
Mehr als ein Geburtstagsgruß
Rund 35 Kilometer von der Schule entfernt liegt die Stadt Morningside. Dort erinnern die Bewohner auf ihre Weise an das Erbe Mandelas: Im Stadtpark schreiben sie ihre Wünsche auf Schlösser und ketten sie am Parkzaun fest. Unzählige Schlösser reihen sich bereits aneinander. Patrick Coetzee hat die Aktion ins Leben gerufen. Er leitet die Organisation "Dreambuilders", die positives Denken unter Jugendlichen fördert. "Nun ist wirklich der Moment, das zu feiern, wofür Mandela steht und immer stehen wird", sagt er. "Damit will ich das Werk dieses wunderbaren Mannes in Südafrika und in der ganzen Welt lebendig halten."
Jeden Tag pilgern etliche Menschen in den Park, um Schlösser mit Wünschen für Nelson Mandela an den Zaun zu ketten. "Ich finde, das ist eine schöne Alternative zu Blumen", sagt eine Frau. Ein anderer Anwohner nickt. "Das ist viel persönlicher. Die Menschen können Dankbarkeit ausdrücken für das, was Mandela für die Jugend und alle Südafrikaner getan hat - eine tolle Idee!"
Wie sie wollen viele Südafrikaner Nelson Mandela nicht nur als Helden sehen, der ihnen Freiheit gebracht hat - sondern auch als einen Menschen, der sich für Versöhnung und Toleranz zwischen Unterdrückten und Unterdrückern eingesetzt hat. Sie sind dankbar, denn ohne Mandela, so glauben sie, wäre Südafrika in ein blutiges Chaos getaumelt.