Die Seeschlacht von Salamis - 480 v. Chr.
Die beherrschende politische Figur jener Jahre war der Militärstratege Themistokles (ca. 525 v. Chr. – 459 v. Chr.). Schon 490 v. Chr. hatte er damit begonnen, Athen und den Hafen Piräus mit einer Mauer zu befestigen. Gleichzeitig ließ er die Kriegsflotte ausbauen, um gegen Angriffe der Perser gerüstet zu sein. Seit Jahren schon wollten die persische Könige auf dem europäischen Kontinent Fuß fassen. Der erste Versuch war bei Marathon 490 v. Chr. gescheitert. Das überlegene Invasionsheer der Perser musste sich der gut ausgebildeten Infanterie der Griechen geschlagen geben und abziehen.
Persischer Vormarsch
Aber die Perser ließen nicht locker und stellten die größte Streitmacht des Altertums auf. Um seine Truppen schneller transportieren zu können, ließ König Xerxes I. (519 v. Chr. – 465 v. Chr.) einen Kanal durch die Halbinsel Athos stechen, eine Brücke über den Hellespont bauen und eine weitere über den Fluss Strymon. Den Griechen waren diese enormen Anstrengungen der Perser nicht entgangen. Aufwand und Größe des persischen Expeditionsheeres machten klar: Xerxes I. hatte einen Eroberungskrieg zunächst gegen Griechenland und dann gegen den europäischen Südosten im Sinn – für alles andere wäre sein Heer überdimensioniert!
Themistokles hatte das Orakel von Delphi besucht und dort den Spruch zu hören bekommen:"Sucht Schutz hinter hölzernen Mauern!" Die Griechen sollten also die offene Seeschlacht suchen und dabei offenbar hinter den Holzwänden ihrer Schiffe Zuflucht suchen. Nach einigem Widerstand in der Volksversammlung wurde der Bau weiterer Kriegsschiffe bewilligt. Wie Recht Themistokles mit seiner Einschätzung hatte, die persische Streitmacht sei in einer Feldschlacht unbesiegbar, zeigte sich wenig später im August 480 v. Chr. An den Thermophylen konnte ein griechisches Heer nur zwei Tage die Perser aufhalten, danach mussten sie die Flucht ergreifen. Xerxes I. marschierte nach Athen und verwüstete die Stadt. Sie war schutzlos und ohne Verteidiger, denn die wehrfähigen Männer hatten sich auf die Kriegsschiffe zurückgezogen. Angesichts der zerstörten Stadt, wussten sie, dass dies ihre letzte Chance war: Würden sie diese Schlacht verlieren, wäre das Ende des freien Griechenlands besiegelt. Die Griechen stellten sich den Persern in der Meerenge westlich vor der Insel Salamis entgegen. Zwölf Stunden dauerte das Gefecht, an dessen Ende die Griechen den Sieg davontrugen. Vermutlich waren die kleinen und wendigeren Boote, die in der Meerenge vor Salamis besser manövrieren konnten, ausschlaggebend. Mit dem Sieg der Griechen war das drohende Schicksal der Versklavung in Persien abgewendet und der Vormarsch der Perser nach Europa gestoppt.
Europa versus Asien
Der griechische Abwehrkampf gegen die Perser stellt eine Wegmarke der europäischen Geschichte dar. Bei einer Niederlage hätte es für das persische Heer keine Barrieren mehr gegeben: Sie hätten das persische Reich nach Kontinentaleuropa ausgedehnt. Dabei wäre vermutlich die griechische Kultur ebenso verschüttet worden, wie das Imperium Romanum. Aus der griechischen und der römischen Antike ist das moderne Europa entstanden, das im Falle eines persischen Sieges vor Salamis im Oktober 480 v. Chr. möglicherweise heute "Westasien" heißen würde - mit überwiegend muslimischer Bevölkerung.
Herodot (490 v. Chr. - 425 v. Chr.), einer der bedeutendsten griechischen Geschichtsschreiber, gab dem Krieg gegen die Perser eine ideologische Unterfütterung. Für ihn war es ein "Krieg der Systeme". Auf der einen Seite stand Europa für "Freiheit und Demokratie" - schließlich wurde in dieser Zeit die "attische Demokratie" begründet, die bis heute die Wiege des demokratischen Europa ist. Auf der anderen – der persisch- asiatischen – Seite verortete Herodot "Despotismus", das System der Gewaltherrschaft. Damit teilte er die damals bekannte Welt in ein Gegensatzpaar auf: Asien gegen Europa und "Freiheit gegen Knechtschaft"!