Die Stadt der 100 Kirchen
19. Juni 2009Auf dem mittelalterlichen Marktplatz in Breslau schlägt das Herz der Stadt. Rynek - das polnische Wort für Marktplatz - ist von bunten Bürgerhäusern umringt. Um den Platz herum stehen zahlreiche Straßencafes, Restaurants und Läden.
An diesem späten Nachmittag geht es sehr ruhig zu. Touristen schlendern über den Platz und schießen Fotos oder genießen den Anblick bei einem Glas Bier. "Ich war vor 25 Jahren hier und habe jetzt fast nichts wieder erkannt. Alles ist so großzügig und liebevoll aufgemacht", schwärmt eine deutsche Touristin. Breslau sei zwar eine Großstadt, aber ihr fehle diese typische Hektik.
Von der Frühgotik bis zur Renaissance
Besonders das Rathaus in der Mitte des Marktplatzes zieht bewundernde Blicke auf sich. Es ist das bedeutendste Baudenkmal in Breslau. 700 Jahre ist das Gebäude alt. Ursprünglich sei es ein bescheidener einstöckiger Bau gewesen, erzählt eine Stadtführerin. Im Laufe der Zeit sei jedoch immer wieder etwas dazu gebaut worden. So wie die Stadt gewachsen sei, sei auch das Haus gewachsen. "Sie sehen hier rechts unten frühgotische Fenster aus dem 13. Jahrhundert, in der Mitte reifgotische Fenster aus dem 14. Jahrhundert. Dort oben sind spätgotische Fenster mit Eselrücken aus dem 15. Jahrhundert. Und diese Südfassade ist schon fast Renaissance", zählt sie die verschiedenen Stilformen auf.
Das Rathaus ist auch deshalb etwas Besonderes, weil es im Zweiten Weltkrieg nicht zerstört wurde. Das grenzt fast an ein Wunder - denn die Innenstadt lag damals in Schutt und Asche.
Ein Hauch von Italien
Breslau werde auch die Stadt der 100 Kirchen und 100 Brücken genannt, erzählt die Stadtführerin weiter und deutet auf die Dominikanerkirche. Die exakte Zahl der Brücken: 112. Die Stadt, die am Fluss Oder liegt, verteilt sich auf zwölf Inseln – und dazwischen liegen viele Nebenflüsse und Kanäle. Wegen der vielen Brücken und Stege wird Breslau auch das "Venedig Polens" genannt.
Autorin: Justyna Bronska
Redaktion: Julia Kuckelkorn / Mareike Röwekamp