Reise-App zu Orten der Pop-Geschichte
4. September 2018In einem schäbigen Hinterhof in Düsseldorfs Rotlichtdistrikt hängt über einer unscheinbaren Metalltür ein Schild: "Elektro Müller". Dass dort die Geburtsstätte elektronischer Musik liegt, wussten lange Zeit nur wenige Insider. "Zum legendären Kling Klang-Studio der Gruppe Kraftwerk bekam nicht einmal David Bowie Zutritt, als er die Band in Düsseldorf besuchte", sagt Musikexperte Uwe Schütte. Von 1969 bis 2012 bastelten die Klang-Pioniere um Ralf Hütter hier an ihrem vollsynthetischen Techno-Sound. Nun lockt ein digitaler Reiseführer Popmusik-Fans hierher.
Düsseldorf für Hosen-Fans
Es ist eine von 150 solcher Stationen in Düsseldorf, Köln und dem Ruhrgebiet. Mit Reportagen, Hörproben und Experten-O-Tönen für den modernen Musik-Touristen werden sie erschlossen. Auch in der Düsseldorfer Altstadt. Dort wo früher der "Ratinger Hof" stand. Der garagenartige Hof mit seinem grellen Neonlicht und seiner Nähe zur Kunstakademie gilt als die Entstehungsstätte der Punkmusik in Deutschland. Er war Wohnzimmer und Proberaum eines gewissen Campino und später der Toten Hosen. Bands wie die Deutsch-Amerikanische Freundschaft (DAF) entstanden hier.
Das Gebäude ist längst abgerissen und einem Neubau gewichen. Nun plaudert DAF-Musiker Gabi Delgado aus dem digitalen Off über alte Zeiten. Vom Punk-Plattenladen "Pure Freude" ist immerhin noch der Name erhalten, unter dem dort heute eine Konditorei Gebäck verkauft.
Brutstätten des deutschen Pop: von Köln bis Hagen
Auf die Idee hätte man früher kommen können: Liverpool lockt seit vielen Jahren auf die Spuren der Beatles, Manchester hat die Gallagher-Brüder von Oasis zum Standortvorteil gemacht. Nach Memphis/Tennessee pilgern Gospel- und Country-Fans aus aller Welt. Gleich zwei Denkmäler erinnern an AC/DC-Legende Bon Scott: in seiner schottischen Heimatstadt Kirriemuir und in Fremantle/Australien. In Köln hält man mit Krautrock dagegen und in Düsseldorf mit Kraftwerk. Das westfälische Hagen präsentiert sich hingegen als Stadt der Neuen Deutschen Welle: Sängerin Nena ("99 Luftballons") und die Band Extrabreit ("Hurra, hurra, die Schule brennt") starteten in der Stadt am südöstlichen Rand des Ruhrgebiets ihre Karriere.
Nun hofft Düsseldorf auf Hosen-Fans aus Argentinien und Kraftwerk-Fans aus den USA und England. Die ersten sind schon am Rhein gesichtet worden.
fc/ fm, ch (dpa)